Der Soundtrack von... - Taylor McFerrin Don't worry, be jazzy

Produzent, DJ und Beatboxer Taylor McFerrin modernisiert den Jazz mit Elementen aus HipHop und Soul. Im "Soundtrack von… - Taylor McFerrin" erzählt er, wie es für ihn war, als Sohn der Musiklegende Bobby McFerrin aufzuwachsen, und von der Bewunderung für seinen Kumpel, den Jazz-Pianisten Robert Glasper.


Cover Taylor McFerrin - "Early Riser"
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Aufgewachsen ist Taylor McFerrin in Kalifornien. Als Kind bekommt er Klavierstunden, doch anstatt die Notenblätter zu studieren, spielt er nach Gehör. In der Highschool fasziniert ihn die Produktion von HipHop-Beats und in der Plattensammlung seiner Eltern findet er die Originale, die seine Lieblingsrapper gesamplet haben.

Durch seine Familie kommt er schon früh mit Musik in Berührung. Vater Bobby McFerrin ist Dirigent und Jazzsänger - sein Hit "Don’t Worry, Be Happy" ist ein internationaler Erfolg. Großvater Robert Keith war ein berühmter Opernsänger und der erste Schwarze, der in der Metropolitan Opera in New York singen durfte.

Beste genetische Voraussetzungen dafür, selbst ins Musikgeschäft einzusteigen. Doch während seine Vorfahren eher mit ihrer Stimme arbeiten, ist Taylor hauptsächlich Produzent und arbeitet im Hintergrund. 2006 veröffentlichte er seine erste EP "Broken Vibes", um sich danach seinem Debutalbum zu widmen. Sein Longplayer "Early Riser" erschien 2014 und versammelt die musikalischen Genies aus Flying Lotus‘ Brainfeeder Umfeld.

Wer bist du?

Ich bin Taylor Mc Ferrin und Musik ist einfach das, was ich mache. Ich beschäftige mich jeden Tag mit Musik, sie ist Teil meiner Identität. Damit verdiene ich mein Geld und komme gut über die Runden.

Wie war es damals als Sohn von Bobby McFerrin aufzuwachsen?

Es war eine große Sache als Sohn von Bobby McFerrin aufzuwachsen, denn Musik wurde so ein wichtiger Teil von mir. Ich hätte ohne Probleme auf alle möglichen Musikschulen gehen können, doch ich wollte lieber allein in meiner Bude Beats produzieren. Denn das war anders als das, was mein Vater gemacht hat.

Erst nach einiger Zeit war es mir egal, wie mich die Leute wahrgenommen haben, denn ich habe gemerkt, dass ich mein eigenes Ding mache. Vor allem weil ich jetzt ein Album herausgebracht habe, das ganz anders klingt als die Musik von meinem Vater.

Jetzt fühle ich mich befreit von der Last, der Sohn von Bobby Mc Ferrin zu sein. Eine Zeit lang hat mich das wirklich gestresst. Was bleibt, ist der Gedanke: Ich darf nichts schlechtes rausbringen, denn die Leute werden es mit der großartigen Arbeit von meinem Vater vergleichen. Mittlerweile denke ich aber nicht mehr so oft darüber nach, dass ich der Sohn von Bobby Mc Ferrin bin. Letztendlich ist es ein Segen.

Dein Vater Bobby Mc Ferrin hat den Welthit "Don't Worry, Be Happy" geschrieben. Wie hat das dein Leben beeinflusst?


Bobby Mc Ferrin
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Mein Vater war richtig frustriert, dass "Don't Worry Be Happy" sein größter Hit wurde. Denn er ist ein sehr vielseitiger Musiker und er hätte sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet dieses Lied so ein Riesenhit wird. Er hat das Stück auch bis vor kurzem nie live gespielt. Die Plattenfirma damals wollte, dass er noch ein zweites Lied in diesem Stil schreibt. Doch stattdessen machte er eine Platte mit spirituellen Gesängen. Dann eine Klassikscheibe mit dem Cellisten Yo-Yo Ma. Und ein Live-Album mit Chick Corea.

Ich kann mich allerdings über dieses Lied nicht beklagen. Es hat meine Schulausbildung bezahlt und auch viele andere Dinge. Mein Vater hat gut daran verdient. Denn alle paar Jahre will eine Firma das Lied für einen Werbespot. Das Lied gibt meinem Vater die Freiheit zu reisen und viele musikalische Experimente zu machen. Also ist es letztendlich eine gute Sache.

Welche Platte hat dein Leben verändert?

Das Album "Dark Side Of The Moon" von Pink Floyd hat mein Leben verändert. Denn auf einmal verstand ich, was es bedeutet ein Konzept-Album zu machen, das dazu gedacht ist, dass man es von Anfang bis zum Ende durchhört. Mit einer vielseitigen Produktion, deren Elemente aber nahtlos miteinander verschmelzen. Man hat sofort Bilder vor Augen, wenn man dieses Album hört.

Welche Platte lässt dich im Kopf verreisen?

Ein Album, das mich in Gedanken verreisen lässt? Das ist von Cesar Mariano und heißt "Sao Paolo Brazil". Du kannst es im Hintergrund laufen lassen und hast sofort eine gute Stimmung im Haus. Oder du kannst genau hinhören und alle musikalischen Schichten analysieren. Die Dynamik dieser Platte ist unglaublich. Es ist eines meiner zehn liebsten Alben.

Was war deine erste Platte?


Enter The Wu Tang Clan
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WuTang Clan "Enter The 36 Chambers" war das erste Album, das ich gekauft habe. Und Outkast "Southernplayalisticadillacmuzik". Diese Platten sind jetzt schon über 20 Jahre alt. Kaum zu glauben. Sie sind die Grundlage von der Musik, die ich später gemacht habe, und hatten einen großen Einfluss auf mich.

Ein Konzert, das du nie vergessen wirst?

Ein Konzert, das ich nie vergessen werde, war als ich zum ersten Mal das Robert Glasper Experiment gesehen habe. Damals kannte ich Robert Glasper noch nicht. Das war ein paar Wochen nachdem J Dilla verstorben ist. An dem Abend sollte ich eigentlich mit meiner Band in einem Club spielen, doch als auf einmal spontan Robert Glasper vorbei kam, wurde unser Auftritt abgesagt. Glasper hat Mos Def mitgebracht und der Veranstalter meinte nur: Sorry Guys. Erst war ich etwas sauer, aber dann wurde es noch ein super Abend. Ein spirituelles Erlebnis für alle im Publikum. Ich denke, 90% der Leute waren J Dilla Fans, und dann kamen diese Typen, die so eng mit ihm befreundet waren und spielten seine Musik. Es war surreal. Letztendlich war es ein sehr wichtiger Moment für mich, weil wir mittlerweile Freunde sind und ich jetzt auch irgendwie Teil ihrer musikalischen Welt bin.

Du bist mit Künstlern wie Robert Glasper, Thundercat und Flying Lotus befreundet, die den Jazz weiterentwickeln. Siehst du bei euch Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise an Musik?

Musiker wie ich, Robert Glasper, Thundercat oder Flying Lotus sind alle mit derselben Musik aufgewachsen. Der Jazzmusiker Herbie Hancock war einer unserer größten Helden. Außerdem haben wir dieselbe Art von HipHop gehört. Wie zum Beispiel A Tribe Called Quest oder Wu-Tang Clan. All diese Produzenten, die Jazz und Soul gesamplet haben. Unsere Generation ist mit sample-basiertem HipHop aufgewachsen, doch wir beherrschen Instrumente. Es ist einfach irgendwie in uns, auch wenn wir live spielen. Ich fühle mich all diesen Künstlern verbunden, weil wir einen ähnlichen Blickwinkel haben. Aber jeder von uns entwickelt daraus sein eigenes Ding.

Welche Platte hat dich zuletzt umgehauen?


Hiatus Kaiyote: "Choose Your Weapon"
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Hiatus Kaiyote: "Choose Your Weapon"

Mit der Band Hiatus Kaiyote bin ich gut befreundet. Ich habe vor drei oder vier Jahren in Melbourne in einer kleinen Bar gespielt und sie waren meine Vorband. Ihr Auftritt hat mich schwer beeindruckt. Danach habe ich ihnen gesagt: Das ist eins der besten Konzerte, das ich auf all meinen Reisen gesehen habe. Damals existierte die Band gerade mal ein halbes Jahr.

Sie gaben mir ein paar Tracks von ihrem ersten Album, damals waren noch nicht alle Songs fertig. Mir wurde klar, dass ich ihre Musik ein paar Leuten zeigen muss, von denen ich wusste, dass sie das lieben werden. Ich schickte die Songs z.B. zu dem Radiosender KCRW in LA und an Gilles Peterson. Ich wollte ihre Musik einfach mit allen teilen. Und so wurden wir dann Freunde, weil sie gemerkt haben, dass ich sie unterstützt habe bevor sie bekannt wurden.

Welche Projekte hast du noch am Start?

Ich hatte ein Trio mit einem Sänger namens Rahj und dem Keyboarder Brocket Parson. Zusammen haben wir ein Album namens "Burgandy Jonez" herausgebracht. Dann habe ich eine Zeit lang viel für die Rapperin TK Wonder aus New York produziert. Meine andere Band heißt The Cell Theory, mit ihr haben ich das Album "Memory Is Energy" veröffentlicht.

Wie stehst du zum Beatboxing?

Auf meiner ersten EP "Broken Vibes" habe ich alle Drums gebeatboxt. So wurde ich berühmt für meine Beatbox-Skills. Auf meinem aktuellen Album mache ich das aber überhaupt nicht. Ich wollte da eher meine Fähigkeiten als Produzent präsentieren, denn das liegt mir wirklich am Herzen.

Aber es macht Spaß Beatboxeinlagen bei meinen Konzerten zu bringen, weil ich bei den Auftritten ja recht wenig mit meiner Stimme mache. So kann man gut eine Verbindung zum Publikum herstellen. Es hilft am Anfang einer Show das Eis zu brechen.

Du hast jahrelang an deinem Debut Album gearbeitet. Wie war der kreative Prozess?

Es ist schwer ein Album zu produzieren, bei dem man alles selbst macht. Ich hatte zu hohe Ansprüche an mich selbst. Nach zwei Jahren war ich in einer Sackgasse. Ich habe gemerkt, dass ich nicht gut genug singen kann, um alle Gesangspassagen selbst zu übernehmen. Und ich kann auf dem Schlagzeug nicht das spielen, was mir vorschwebt. Ich wollte eigentlich schon alles verwerfen und nochmal komplett neu anfangen. Doch dann habe ich Marcus Gilmore kontaktiert, und er hat zu meinen Demotracks Schlagzeug gespielt. Dadurch klangen die Lieder auf einmal neu für mich - er füllte sie mit Leben.

Das motivierte mich die Stücke zu überarbeiten und ich habe neue Elemente hinzugefügt. So kam ich auf die Idee den Bassisten Jason Fraticelli anzuhauen. Er ist Bassist in meiner Band The Cell Theory. Daraus wurde ein lustiges Spiel für mich: Welchen Musiker kenne ich noch, der meinen Tracks neues Leben einhauchen könnte? Die letzten acht Monate der Albumproduktion verbrachte ich damit, Musiker zu kontaktieren, damit sie mir bei der Fertigstellung helfen. Da merkte ich: ich kann dieses Projekt zu Ende bringen.

Du arbeitest live mit dem Jazzdrummer Marcus Gilmore. Wie ist eure musikalische Beziehung?

Marcus Gilmore ist der wichtigste Gastmusiker auf meinem Album Early Riser. Wir werden auch für mein nächstes Album gemeinsam Ideen entwickeln. Ich werde auch andere Gastmusiker einladen, aber Marcus wird auf allen Stücken Schlagzeug spielen.

Wenn wir nur zu zweit spielen, dann können wir ganz frei musizieren. Es fühlt sich nach einem vollen Sound an. Nur manchmal wünsche ich mir, dass ich meine rechte und linke Hand besser koordinieren könnte, dann würden wir wie ein Trio klingen. Aber im Grunde ist alles cool.

Wie hast du es hingekriegt, dass Thundercat und Robert Glasper auf deinem Track "Already There" mitspielen?


Robert Glasper

Ich habe Robert Glasper und Thundercat als Gäste auf meinem Album, weil ich sie mit Marcus Gilmore angelockt habe. Denn sie kannten Marcus schon und sie lieben sein Schlagzeugspiel. Ich hatte die Schlagzeugspur schon vor Jahren aufgenommen. Es gab eine alte Version, auf der ich Keyboard und Synthesizer spiele. Der Song lag jahrelang herum. Dann wollte ich unbedingt Robert Glasper und Thundercat auf der Platte haben und mir ist eingefallen, dass ich noch diese fantastischen Schlagzeug-Aufnahmen von Marcus habe. Also sagte ich zu den beiden: "Hey, ich habe hier noch dieses Stück mit Marcus Gilmore." Thundercat war dann sofort dabei. Es war also Marcus, der dafür sorgte, dass die Verbindung ganz natürlich zustande kam.


Stand: 21.01.2016, 11.09 Uhr