Der Soundtrack von... - Déni Shain : Allroundtalent
Musiker, Produzent, DJ, Radio MC und Globetrotter. Seit über 10 Jahren mischt Déni Shain in den unterschiedlichsten Sparten mit. Ob als Trommler in Guinea, Dancefloor-Koryphäe hinter dem Mischpult oder Bühnengestalter am Theater. Der Franzose ist unermüdlich und hochinspiriert, wenn es darum geht neue künstlerische Wege zu finden.
Im "Soundtrack von… - Déni Shain" erzählt er uns von seinen multiplen Beschäftigungen und vor allem lässt er uns in seinen musikalischen Kosmos eintauchen.
Geboren in Toulon, lebte der humorvolle Weltenbummler Déni Shain bereits in Marseille, an der Westküste Afrikas, in Portugal, Spanien und momentan in Mexiko. Er ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Hybridsound aus Afrobeat-Elementen, Disko-Funk-Einlagen und groovigen Breakbeat-Einflüssen. Genau dieses Erfolgsrezept führte dazu, dass zahlreiche Radiostationen auf der ganzen Welt seine Remixe spielten.
Für seine erste EP "Défrastructure" hat er spielerisch den Sound von französischen Jazzmusikern und afrikanischen Sängern und Sängerinnen verbunden.
Außerdem verrät er uns der Soundtüftler im "Soundtrack von… - Déni Shain", weshalb ihn gerade Black Music so begeistert, wie genau er an einen neunen Remix herangeht und weshalb gerade "Ankadi" ein Remix von einem Stück der Band Les Frères Coulibaly aus Mali sein absoluter Lieblingstrack ist.
Und dann geht es auch noch um seinen legendären DJ-Auftritt mit Samy Ben Redjeb vom Label Analog Africa beim Porto Musical Festival in Recife, Brasilien, Anfang Februar 2015.
Wer bist du?
Guten Tag, ich heiße Déni Shain. Ich bin ein DJ und Produzent aus Frankreich. Zurzeit lebte ich in Mexiko. Aber ich hab schon an vielen verschiedenen Orten auf der Welt gelebt. Jetzt grade bin ich in Brasilien.
Mit welchen Stilen beschäftigst du dich?
Mein Fokus liegt auf Black Music. Ich habe erst Reggae aufgelegt, teilweise auch sehr obskure Platten. Danach habe ich nach Soul, Funk und HipHop gesucht. Über Afrobeat kam ich später zu afrikanischer Musik. Black Music im weitesten Sinne, das ist meine Sparte.
Welches Stück aus Afrika liegt dir besonders am Herzen?
Ein Lied, das ich sehr gerne mag ist von Pazzy And The Hippies. Secret Stash Records haben die Platte vor kurzem wiederveröffentlicht. Ihre Musik hat ihre Wurzeln im Afrobeat. Das Stück heisst "Wa Ho Ha". Es gefällt sogar Leuten, die afrikanische Musik eigentlich nicht mögen. Wenn es auf einer Party läuft, dann kann niemand widerstehen. Der Track kommt aus Nigeria.
Was war deine erste Veröffentlichung?
Vor ein paar Jahren habe ich meine erste EP produziert. Die ist bei dem französischen Label Cryptophyte erschienen. Eine Mischung aus Elektronik und Free Jazz, mit sehr vielen Gastmusikern aus dem Jazzbereich. Zu der Zeit hab ich in Marseille gelebt, im point de bascule - ein Kulturzentrum, das ich mit ein paar Freunden eröffnet habe. Und das existiert auch immer noch.
Wie ist die Zusammenarbeit mit Pal Joey zustande gekommen?
Später hab ich für Pal Joey gearbeitet, das ist der Produzent von KRS1. Er hat auch Remixe für Sadé gemacht und Nas Karriere angeschoben. Eine wichtige Figur im HipHop der 90er Jahre. Ich habe ihn in Marseille kennen gelernt. Er hat bei einem Konzert nach mir gespielt und fand meine Musik interessant, und dann haben wir uns zum Kaffee getroffen. Er schlug mir vor, dass ich für ihn arbeite. Und so habe ich zahlreiche Tracks für ihn produziert.
Was hast du nach deiner Zeit in Marseille gemacht?
Nach meiner Zeit in Marseille bin ich für drei Jahre nach Lissabon gezogen. Da hab ich viele interessante Musiker getroffen. Darunter war auch Jerry The Cat. Ein Pionier des Detroit-Techno. Wir haben zusammen das Stück "Music Means" geschrieben. Das ist auf meiner letzten EP "Trick Your Mind" zu hören. Er macht elektronische Musik, benutzt alle möglichen Maschinen, und spielt Percussions. Er hat schon mit Afrika Bambaataa gespielt, seine Lebensgeschichte ist wirklich interessant. Ich bat ihn darüber zu sprechen, was Musik für ihn bedeutet. Gemeinschaft, Verlust und Liebeskummer. Er hat den Text geschrieben und ich die Musik. Ich mag das Stück sehr, denn es ist auch eine Hommage an Gil Scott Heron. Es hat eine ähnliche Stimmung, und auch die Stimme von Jerry und das Gedicht, das er vorträgt erinnern an Gil Scott Heron. Ein sehr wichtiges Stück für mich.
Mit welcher Absicht produzierst du Remixe?
Meine Remixe sind dazu da, um dazu zu tanzen. Ich benutze Loops, die dir nicht aus dem Kopf gehen. Die sind wie ein Schlag ins Gesicht. auch wenn du müde bist und dich mit einem Bier hinsetzen willst, kannst du nicht sitzen. Diesen Effekt will ich erreichen. Meine Herangehensweise ist beeinflusst durch die afrikanische Kultur, durch meine Zeit, als ich da studiert habe. Ich habe da trommeln gelernt und in Afrika spielt man nicht einfach um zu spielen. Du machst Musik, damit die Leute sich in Trance tanzen. Remixe produziere ich immer für den Dancefloor.
Welche Herangehensweise hast du?
Meine Arbeitsweise bei einem Remix ist folgendermaßen: Zuerst höre ich das Stück 2000 Mal. Dabei entwickel ich eine Idee und finde eine Stelle, die man neu verarbeiten kann. Danach schneide ich die interessanten Samples aus. Oft filtere ich alle tiefen Frequenzen raus, sodass nur die Melodie, die Höhen und die Hi Hats zu hören sind. Dazu baue ich einen neuen Bass und neue Drums. Danach mische ich es ab und mische den alten und den neuen Basslauf. Und das ergibt einen Groove der gut funktioniert.
Auf welchen deiner Remixe bist du besonders stolz?
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Les Freres Coulibaly
In Mali wird viel tolle Musik produziert. Es gibt dort Leute die spielen moderne Musik mit uralten Instrumenten. Diese Mischung ist sehr einfallsreich. In Mali lernte ich die Musik der Gruppe Les Frères Coulibaly kennen. Die spielen viel mit Ngoni und Balafon. Ihre Platte haben sie auf einem Innenhof mit drei Mikros aufgenommen. Die Energie ihrer Musik versetzt dich in Trance. Ich habe davon einen Remix gemacht namens "Ankadi", das Original heißt "Anka Dia". Mit diesem Remix fand ich heraus wie man traditionelle Klänge mit einem elektronischen Bass mischen kann. Als ich es abgemischt habe, sind magische Dinge passiert. Ich entdeckte dabei eine neue Art meine Plug Ins zu benutzen, es wurde superfett. Wenn ich "Ankadi" auflege fragen mich immer irgendwelche Leute: "Was spielst du da grade?"
Wie ist die Musikszene in Mexiko? Was fasziniert dich daran?
In Mexiko hört man verschiedene Spielarten von Latin Music. Zum Beispiel viel Cumbia aus Kolumbien. Importierte Musik, die dort aber anders gespielt wird. Zum Beispiel machen die DJs die Musik langsamer. Denn in Mexico darf die Musik nicht zu schnell sein. Es gibt auch eine große Soundsystemszene. Die gab es schon in den 70er Jahren. Sie benutzten Effekte wie im Dub, aber in Verbindung mit lateinamerikanischer Musik. Das ist sehr interessant.
Gibt es in Mexiko auch eine Rockszene?
Die Leute lieben mexikanische Rockmusik. Da gibt es eine große Szene, viele neue Bands. Mir persönlich gefällt das nicht besonders, aber ein paar Sachen sind interessant. Vor allem aus der Hauptstadt. Es ist witzig, es gibt Rockabende wo alle in schwarzen Klamotten kommen. Ein paar Tage später ist dann eine Cumbia-Party, da wird dann bis in die frühen Morgenstunden getanzt. Es ist sehr interessant, was die Leute hier feiern.
Wie hast du dich als DJ in Mexiko etabliert?
Zu Beginn, haben die mich und meine DJ-Kunst nicht wirklich gebraucht. Die Musik die ich gespielt habe, basierte auf Musik aus Afrika. Das kannten die Leute nicht und es hat sie überrascht. Doch die Rhythmen von Cumbia und afrikanischer Musik sind verwandt. Musik aus Angola groovt ähnlich wie Cumbia. Also tanzten sie Cumbia auf Musik aus Angola. Das finde ich witzig und interessant. Als ich nach Mexiko gekommen bin, da waren die Leute überrascht. Doch jetzt kommen die Leute, gerade weil ich andere Sachen spiele. Ich spiele auch nicht nur elektronische Musik, auch akustische, live gespielte Sachen.
Wie war dein Set mit Samy Ben Redjeb in Brasilien?
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Samy Ben Redjeb (rechts) - Gründer des Labels Anaolg Africa
Als ich angekommen bin, da habe ich mir die Konzerte angesehen. Und ich habe bemerkt, die Leute mögen elektrische Gitarren, und tanzbare Sounds. Das erinnerte mich an die Kapverden. Ich stellte fest sie mögen Musik aus Brasilien, und Musik mit afrikanischen Wurzeln. Am Tag vor unserem Gig waren wir dann den ganzen Tag im Hotelzimmer und haben eine konkrete Auswahl getroffen. Denn wir hatten ja nur 40 Minuten. Unsere erste Auswahl hatte viel afrikanische Musik drin. Ich meinte, der Anteil an Musik von den Kapverden muss höher sein. Denn hier tanzt man zu Musik die so ähnlich klingt. Wir fanden ein Gleichgewicht zwischen meinem Stil und dem von Samy Ben Redjeb. Ich kam mit meiner DJ-Technik, habe Effekte benutzt und hier und da mal den Bass rausgedreht. Und dann stehen da 5000 Leute. Es war beeindruckend. Ich denke wir haben ein schönes Set gespielt, und die Leute konnten gut feiern. Ich glaube die Zusammenarbeit mit Samy hat Zukunft.
Stand: 19.03.2015, 12.34 Uhr
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