Der Soundtrack von... - DJ Maseo Plug Three Still High and Rising

Mit der Rap-Supergroup De La Soul hat er Geschichte geschrieben: Im "Soundtrack von… - DJ Maseo" berichtet uns der New Yorker von seinen ersten musikalischen Erfahrungen aus seiner Kindheit, wie er das Native Tongue Movement mit De La Soul mitbegründete und woran er aktuell arbeitet.


DJ Maseo - Teaser
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Es fing alles an in Brooklyn, New York: als der kleine Vincent Lamont Mason Jr. aka DJ Maseo aka Plug Three auf seiner ersten Blockparty war. Die Straße wurde einen Tag abgesperrt und der ganze Häuserblock feierte eine riesige Party. Da sah er auch zum ersten Mal einen DJ in Aktion und sein Traumberuf stand fest. Doch erst als er als Teenager nach Long Island zog, sollte sich dieser Wunsch erfüllen. Dort traf er auf die Rapper Kelvin Mercer (aka Posdnuos, Mercenary, Plug Wonder Why, Plug One) und David Jude Jolicœur (aka Trugoy the Dove, Dave, Plug Two) - und De La Soul war geboren.

Ihr Debütalbum "3 Feet High and Rising" von 1989 ist in Zusammenarbeit mit dem Kultproducer Prince Paul erschienen und gilt schon lange als ein Meilenstein des HipHop. Kein Gangster-Rap, keine Bling-Bling-Attitude, sondern positive Texte gepaart mit groovigen Eastcoast-Beats und alten Jazz- und Funksamples - dafür stehen De La Soul noch heute.

DJ Maseo zählt zu den bekanntesten DJs in der HipHop-Szene und ist auch solo gut unterwegs. Momentan tourt er um den ganzen Globus, produziert nebenbei noch seine 14-jährige Tochter und will ihr helfen im Musikbusiness Fuß zu fassen. Abgesehen davon ist auch noch ein neues De La Soul Album in der Mache…

Wer bist du?

Mein Name ist DJ Maseo von De La Soul und Musik ist mein Leben.

Was ist deine erste schöne Erinnerung an Musik?

Meine erste schöne Erinnerung an Musik war wirklich schön. Es muss so um 1977 oder 1978 gewesen sein. Als ich das erste Mal bei so einer Blockparty dabei war. Ich bin in Brooklyn, New York aufgewachsen. Das war das erste Mal, dass ich so eine Blockparty begriffen habe. Wo jeder aus der Nachbarschaft die Familie mitgebracht hat und die Strasse für die nächsten 15-20 Stunden abgesperrt wurde. Bis zum nächsten Morgen haben wir mit der ganzen Familie auf der Straße gefeiert. Die Leute haben gekocht. Und das war das erste Mal überhaupt, dass ich einen DJ gesehen habe, der vor den Leuten aufgelegt hat.

Wer hat dir zuerst Musik empfohlen?

Mich hat meine Mutter zuerst mit Musik in Berührung gebracht. Die Musik war damals einfach um uns herum. In bin in Brooklyn sehr bescheiden aufgewachsen. Wir waren sehr oft im Park und da sah ich Band Mandrill spielen. Das war eine Soulband mit Latin-Elementen, die damals noch auf der Straße spielten. Die kommen aus New York aber einige haben auch spanische oder puerto-ricanische Wurzeln. Und sie benutzten eine Menge von diesen Einflüssen in ihrer Musik. Es war eine Mischung aus Funk und Soul mit Latin Elementen. Ja, Mandrill haben damals die ganze Zeit live im Park gespielt.

Welches Album hast du dir zuerst gekauft?


Jackson 5 - Album Cover
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Die erste Platte, die ich gekauft habe war ein Weihnachtsalbum von den Jackson 5. Ich habe sie gekauft und am gleichen Tag wieder verloren. Ich habe geweint wie ein Baby. Ich habe das Album im Bus vergessen. Ich war grade so alt, um mit dem Bus nach Downtown Brooklyn zu fahren, um diese Platte zu kaufen, aber dann habe ich sie im Bus vergessen. Ich bin auch nicht noch mal zurückgegangen. Manchmal hast du im Leben nur einmal die Chance etwas zu tun. Und ich habe überhaupt nicht daran gedacht, noch mal zurückzugehen und die Platte noch mal zu kaufen. Ich habe sie für immer verloren.

Wie wurdest du DJ?

Ich kann nicht behaupten, dass ich schon bevor ich 12 Jahre alt wurde, ein DJ war. Aber angefangen habe ich mit sechs. Da war dieses Mädchen, Daniell hieß sie. Sie war wie eine Schwester für mich, weil ihr Vater und meine Mutter zusammen waren. Daniell's Freund hatte ein DJ-Set und er erlaubte es mir damit zu üben. Ich habe Platten gemixed wie "Super Sporm" von Captain Sky, "Freedom", "Get Up and Dance" oder Kool and the Gang. Alles, was er in seiner Sammlung hatte. Also ja, meine Liebe zum DJing entstand als ich sechs Jahre alt war. Ich habe eine Menge Zeit im Haus verbracht, um zu lernen wie man Platten mixed und cutted.

Wann wurde das DJing für dich ernster?

Als ich 14 war, sind wir nach Long Island gezogen. Die Idee als DJ eine Karriere zu starten und als Profi HipHop Musik zu machen, entstand in Brooklyn. Aber richtig ernst wurde es als wir nach Long Island gezogen sind.

Wie entstand die Idee eine Band zu gründen?

In Long Island habe ich Leute getroffen, die dann meine Freunde wurden, so wie das eben passiert, wenn Gott Leute zusammenbringt. Ich hätte nie gedacht, dass das mal solche Ausmaße annimmt. Und wohlbemerkt: Damals sprachen wir schon von HipHop, bevor es überhaupt zu unserem Beruf wurde. Wie haben es einfach geliebt diese Musik zu machen! Das Rappen und Auftreten war eine Sache, die wir für die Partys am Wochenende vorbreitet haben. Die Leute haben sich mit ihrer Tanzcrew oder Rap-Gruppe auf das Wochenende vorbereitet, um die Party zu rocken. Wir dachten damals nicht daran Platten aufzunehmen. Wir haben das nicht so ernst genommen bis wir zum ersten Mal Ultramagnetic MC's oder Rakim gehört haben.

Wie ging es weiter?

Als ich nach Long Island gezogen bin, dachte ich, dass ich niemals die Chance bekommen würde Profimusiker zu werden. Weil die Entfernung unseres ruhigen Stadtteils zum Zentrum von Long Island groß war. Ich bin 1984 dorthin gezogen, ein Jahr später kam Rakim raus und dann 1986 Public Enemy oder Fredie Foxxx. Also es sah so aus als ob es doch möglich sein könnte. Aber mehr als alle anderen, eine Gruppe die für uns besonders war und uns inspiriert hatte, war Ultramagnetic MCs. Wir alle dachten, wir könnten es auch so weit bringen. Und einer, der uns ebenfalls inspiriert hat, war Prince Paul. Er war bei Stetsasonic aus Brooklyn, kam aber selbst aus Long Island. Er war also unser lokaler Promi. Ich habe ihn kennengelernt, nachdem ich ein Jahr in Long Island gelebt habe, und wir wurden Freunde.

Welche Vision hat Prince Paul verfolgt?

Ich glaube die Vision, die Paul an erster Stelle hatte war, die Angst zu überwinden du selbst zu sein mit deiner eigenen Musik. Und ich glaube wir haben es geschafft mit unserer Musik jedes nur möglich menschliche Gefühl auszudrücken. Es gab eine Zeit, wo andere Rapper entweder nur aggressiv klangen, oder einfach nur sexy, oder nur den Lover gespielt haben. Und wir waren einfach nur Menschen. Menschen mit poetischer Musik. Paul wollte das und ich glaube er war durch seine Band Stetsasonic auch deshalb sehr fortgeschritten. Ich schätze Prince Paul für all das. Sogar die Fehler von Stesasonic haben zu unserem Erfolg geführt. Denn wir wussten dann was wir nicht tun dürfen. Prince Paul war sehr bedeutend für uns, wie ein Mentor. Aber auch ein ehrlicher Co-Produzent, der mit uns auch das Album "3 Feet High and Rising" produziert hat.

Welche Platte hat dein Leben verändert?


De La Soul - Album Cover
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"3 Feet High and Rising" hat mein Leben absolut verändert. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben. Vom Teenager zum jungen Mann - angelehnt an den Kindheitstraum. Ich meine, ich wollte schon mit 12 eine Platte rausbringen. Und es hat nicht funktioniert. Als ich nach Long Island gezogen bin, dachte ich, der Traum würde nie mehr in Erfüllung gehen. Aber genau in Long Island kam ich meinem Traum näher.

Ein Konzert, das du nie vergessen wirst?

Mein erstes Konzert, das war 1976. Da hat mein Onkel mich, meinen Bruder und meine Mutter zum Konzert von Parliament Funkadelic im Madison Square Garden mitgenommen. Das war das erste Mal, dass ich vor meiner Mutter fluchen durfte, weil ich die Texte mitgesungen habe. Wir haben zusammen Party gemacht, das war einfach großartig.

Hast du Parliament Funkadelic noch einmal wiedergesehen?

1996 sind wir dann mit Parliament Funkadelic, George Clinton und dem ganzen Ensemble aufgetreten. Einfach nur, weil ich 1988 von ihrem Album was gesampled habe. Das hat mir die Möglichkeit gegeben ein Teil der Band zu sein, ein Teil von diesem "Mothership" zu sein, dass ich 1976 gesehen habe - dieses Raumschiff, was immer auf der Bühne gelandet ist. Das war faszinierend, total faszinierend. Das war ein Meilenstein in meiner Karriere.

Welche Platte oder welcher Künstler bringt dich zum Weinen?

Wenn ich ehrlich bin, eine Platte, die mich sehr berührt, ist "Keep Rising to the Top" von Keni Burke. Die Platte ist über 30 Jahre alt, aber jedes Mal wenn sie läuft, klingt sie so frisch und so neu! Das Intro ist sehr lang bevor Keni Burke überhaupt anfängt zu singen, aber es ist so ansteckend. Jedes Mal wenn das Lied kommt, egal welche Altersgruppe du angehörst, packt dich der Soul und der Rhythmus dieses Songs. Es klingt immer neu. Nicht jeder Klassiker ist zeitlos. Aber dieser schon!

Was ist dein liebster Peak Time-Track?

Ich denke ein Song, der die Leute auf der Tanzfläche richtig packt ist "Rappers Delight" von der Sugarhill Gang. Ich bin eigentlich der Meinung, dass es bei einem DJ nicht darauf ankommt, WAS er auflegt, sondern WIE er es auflegt. Aber diese Platte hat auf jeden irgendwie die gleiche Wirkung, egal ob jung, alt, Fans von wahrem HipHop oder kommerziellem, wie auch immer: diese Platte löst bei allen die gleiche Reaktion aus. Es ist richtig lustig. Die Leute fangen plötzlich an mit Popping and Locking, also Sachen, die sie normalerweise nicht auf der Tanzfläche tun. Einfach nur, weil diese bestimmte Platte läuft. Das ist echt cool.

Wie begegnest du neuen Talenten?


De La Soul beim Konzert im Berliner Astra Kulturhaus 2011
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Ich bin immer offen für neue Talente. Ein Großteil meiner Karriere ist darauf aufgebaut. Das ist eine große Inspiration für mich und auch für De La Soul, um frisch zu bleiben. Das Image von De La Soul ist unsere Freundschaft und unsere Musik. Seit Anfang an rocken wir mit neuen Talenten – solange wir sie als Talente akzeptieren. Auch wenn sie nichts mit HipHop zu tun haben. Ich suche immer neue Talente und es ist immer ein gutes Gefühl neue Musik zu entdecken. Als aller erstes bin ich ein DJ. Neue Musik zu entdecken ist, wie einer Puppe Leben einzuhauchen.

Wie sehen deine zukünftigen Projekte aus?

Zur Zeit habe ich einige neue Projekte. Wir werden definitiv bald eine neue De La Soul-Platte rausbringen. Dann arbeite ich mit einem HipHop-Künstler Namens Bill Ray. Und ich arbeite mit meiner Tochter Dayoo. Sie fordert mich richtig. Für ihre 14 Jahre hat sie schon eine sehr schöne Stimme und dazu versuchen wir jetzt die passende Musik zu finden. Sie liebt Musik. Wenn sie eines Tages ein großer Star wird, dann ist es ein Segen. Aber sie möchte in erster Linie Musik machen und ich habe momentan sehr viel Spaß ihr dabei zu helfen.


Stand: 12.02.2015, 18.35 Uhr