Der Soundtrack von... - Faada Freddy HipHop-Dandy mit Engelsstimme

Er ist ein Star im Senegal. Im "Soundtrack von… - Faada Freddy" verrät uns der Sänger und Rapper mit Wahlheimat in Paris, wer seine musikalischen Vorbilder sind, wie alles mit dem HipHop-Duo Daara J anfing, und was ihn zu seinem Acapella-Album "Gospel Journey" inspiriert hat.


Faada Freddy
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Faada Freddy

Abdoul Fatah Seck alias Faada Freddy wurde 1975 in der senegalesischen Stadt Saint-Louis geboren. Schon früh baute er eigene Instrumente aus Konservendosen, Brettern und Angelschnur, bevor ihn der HipHop ansteckte.

Seit 1997 ist er Teil von Daara J, eine der wichtigsten Gruppen der senegalesischen Rap-Szene. Ihre Musik basiert auf Einflüssen aus HipHop, Reggae, Soul, kubanischer und traditionell senegalesischer Musik. Sie teilten sich bereits eine Bühne mit u.a. Wyclef Jean, Damon Albarn und Mos Def.

Mit seinem aktuellen Album, dem Solo-Debüt "Gospel Journey", übertrifff der HipHop-Dandy mit Dreadlocks und Melone alle Erwartungen: Es ist eine reine Acappella-Platte. Faada Freddy verzichtet auf Instrumente und verwendet nur Klänge aus dem Körper: Body Percussion, Beatbox und seine kristallklare Stimme. Im "Soundtrack von… - Faada Freddy" erzählt er über die Entstehung der Songs, welche Platte ihn zuletzt begeistert hat und wie er jungen senegalesischen Talenten ein Sprungbrett bieten möchte.

Wer bist du?

Ich heiße Faada Freddy und ich mache Soulmusik. Das habe ich gelernt, indem ich alte Motown Platten nachgesungen habe als ich klein war. Ich habe mir damals auch selbst Instrumente gebaut. Ich sammelte Konservendosen und besorgte mir Bretter von den Schreinern. Von den Fischern bekam ich eine Angelschnur. Und daraus baute ich meine ersten Gitarren.

Was waren die ersten Platten oder Kassetten, die du gekauft hast?


Grandmaster Flash - The Message

Als ich klein war hatte ich kein Geld um mir Kassetten zu kaufen. Stattdessen ging ich zu meinen Freunden und da haben wir Yo MTV Raps geguckt. Zu der Zeit waren Doug E Fresh und Bill Biv Devoe angesagt. Es war die Zeit als "The Message" von Grandmaster Flash rauskam. Damals habe ich gerne Lieder nachgerappt, oder nachgesungen. Das war der Beginn meiner Karriere - es war mir aber damals nicht bewusst.

Wie begann deine professionelle Karriere als Musiker?

Meine Laufbahn begann bei der HipHop-Gruppe Daara J. Sie heißen jetzt Daara J Family. Mit denen bin ich auf der ganzen Welt aufgetreten. Wir haben mit Wyclef Jean Musik gemacht und waren Vorprogramm von Mos Def. Wir haben auch mit Damon Albarn und Flea, dem Bassisten der Red Hot Chili Peppers, gearbeitet. So lernte ich wie man Musik produziert.

Welcher Künstler oder welche Künstlerin hat dich besonders geprägt?

Eins der ersten Soulstücke, das ich nachgesungen habe war von Millie Jackson. Sie hat eine Stimme zwischen Gospel und Soul, ich habe sie immer geliebt. Damals habe ich aber nicht verstanden was sie gesungen hat. Erst später habe ich Englisch gelernt und gemerkt, dass es um Sex geht. Und ich dachte nur : 'Zum Glück habe ich das Lied nie meinen Eltern vorgesungen.'

Was gefällt dir an Miriam Makeba's Musik?

An Miriam Makebas Musik gefällt mir die Offenheit und die Anmut der Musik. Für mich ist außerdem wichtig, dass Musik etwas Animalisches hat, etwas das dich in Trance versetzt. Und etwas Reines. Musik verbindet verschiedene Stimmungen, es ist wie eine Reise. Deswegen höre ich auch viel verschiedene Musik. Und besonders die, mit der wir von einem Universum ins nächste reisen.

Wie sieht es mit Salif Keita aus?

Salif Keita höre ich schon seitdem er mit den Ambassadeurs gespielt hat. Denn meine Eltern haben diese Musik gehört. So entdeckte ich Stücke wie "Mandjou". Er hat mich stark beeinflusst.

Was hat dich inspiriert dieses Soloalbum ohne Instrumente zu machen?

Ich wollte dieses Album machen, weil ich schon mit Daara J oft a capella gesungen habe. Und als Kind haben wir oft die Brust als Resonanzkörper benutzt. Das war für uns ein Kinderspiel. Durch das Schlagzeug spielen und meine Beobachtungen im Bereich der Body Percussion habe ich eine eigenständige Technik entwickelt - eine Mischung aus Improvisation, Body Percussion und Human Beatbox. Hinzu kommen einige Techniken, die es nur in Afrika gibt. Was den Gesang betrifft, funktioniert es so: Ich versuche zum Beispiel einen Basston zu imitieren. Das ist letztendlich nur eine Frequenz. Die kann man Pfeifen, oder aus der Kehle heraus erzeugen. Dabei bin ich wie ein Wissenschaftler, der ständig nach neuen Klängen forscht.

Wie kam es zu dem Song "Generation Lost" auf deinem Debüt "Gospel Journey"?


Faada Freddy: Gospel Journey
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Faada Freddy: Gospel Journey

Das Stück "Generation Lost" ist eigentlich von Rise Against. Die Idee es neu zu interpretieren kam mir wegen einer Compilation, die ich produziert habe. Die heißt "Sacré Corruption". Da thematisieren wir den Einfluss von großen Konzernen, die Gold abbauen. Dafür wurden Menschen aus meiner Gegend umgesiedelt und der Staat hat das unterstützt. Ich wollte das aufdecken. In "Generation Lost" geht es auch um eine Frau, die unter Unterdrückung leidet. Es ist ein Kampf, der nicht aufhört.

Und "Let It Go"...?

"Let It Go" ist ein Song von einem meiner musikalischen Ziehväter. Ich habe zwei davon. Einer ist Wasis Diop. Von dem ist auch das Stück. Der andere heißt Bernard Lavillier. "Let It Go" mag ich sehr, denn es bringt meine Lebensphilosophie auf den Punkt. Denn manchmal muss man den Dingen seinen Lauf lassen. Oder jemanden gehen lassen. Um etwas zurückzubekommen.

Wie beeinflusst elektronische Musik deinen Sound?

Heutzutage gibt es elektronische Musikstile wie Trap. Da wird die Snare Drum teilweise so gesetzt wie die Bassdrum oder umgekehrt. Es gibt keine Regeln, und das gefällt mir sehr. Dafür liebe ich auch Electro. Manchmal versuche ich elektronische Wah Wah-Klänge mit meiner Stimme zu erzeugen. Oder ich imitiere einen verzerrten Basston. Durch dieses Forschen fühle ich mich lebendig. Dabei will ich immer weiter gehen, und Musik nur mit dem Körper interpretieren. Ich erschaffe auch organische Klänge, die die elektronischen Klänge kontrastieren.

Welche Platte hat dich vor Kurzem umgehauen?

Kendrick Lamar hat mich in letzter Zeit sehr beeindruckt. Er hat mich sehr überrascht mit seiner Art zu schreiben. Denn für mich ist das Songwriting sehr wichtig. Außerdem mag ich seine Betonungen, wenn er rappt. Ich sehe viele Schnittpunkte bei unterschiedlichen Musikstilen. Bei Pop und HipHop, bei Soul und HipHop. Denn viele Rhythmen ähneln sich. Es gibt im HipHop viele Künstler, die mit Rhythmus sehr einfallsreich umgehen. Selbst wenn man eigentlich Jazz mag, sollte man deswegen auch mal HipHop hören. Oder Rock und Metal.

Bist du involviert in die junge HipHop-Szene im Senegal?

Ich habe ein Label namens Bois Sacrée. Ich veröffentliche darauf Musik, die vor allem im Senegal gut ankommt. Von Künstlern wie Nix, Gaston oder der Gruppe Y En A Marre. Wir haben auch eine Compilation produziert, sie heißt "Sacrée Corruption". Da richten wir uns gegen Korruption. Ich habe auch einen Künstler namens Canabasse produziert. Ich arbeite auch mit Gruppen aus Guinea. Ich mache das alles nicht wegen des Geldes. Denn durch die Piraterie lässt sich kaum etwas verdienen. Mir geht es einfach um den Spaß, und außerdem habe ich die Mittel dafür. So helfe ich der jungen Generation, damit sie eines Tages auf eigenen Füßen steht.

Wie siehst du die Zukunft?


Akon bei den American Music Awards 2013
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Akon

Es steckt in meiner Natur ein Rebell zu sein. Ich warte nicht darauf, dass die Regierung etwas unternimmt. Jeder von uns trägt Verantwortung für seine Leute. Die Regierung organisiert die Leute, aber die Menschen müssen die Richtung vorgeben. Daran glaube ich. Deswegen mache ich mit bei einem Projekt, bei dem auch Akon aktiv ist. Es heißt "Give 1 Project". Da helfen wir jungen Unternehmern in Afrika und anderswo. Jetzt gerade versuchen wir Millionen von Menschen mit Elektizität zu versorgen. So kann ich ganz konkret helfen, anstatt nur auf der Bühne zu stehen und zu singen.


Stand: 10.09.2015, 10.33 Uhr



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