Der Soundtrack von... - Morgan Heritage : A Family Affair
Seit über 20 Jahren gehören sie zu den Superstars der Reggae-Szene. Die fünf Kinder des Soul- und Reggae-Sängers Denroy Morgan sprechen im "Soundtrack von… - Morgan Heritage" von ihrer neuen Platte "Strictly Roots", von Künstlern, die sie beeinflussen, und vom Reggae-Boom der 90er.
Aufgewachsen sind die fünf Geschwister - Una, Peetah, Gramps, Mojo, Lukes – in New York City, gingen in Springfield, Massachusetts, zur Schule und leben heute mittlerweile alle in Jamaika. Ihr Vater Denroy Morgan ist Mitte der 60er Jahre im Alter von 19 Jahren von Jamaika in die USA ausgewandert und wurde dort mit der Reggae-Gruppe Black Eagles berühmt.
Die erste Platte "Miracle" von Morgan Heritage erschien 1994 und stand noch ganz im Zeichen des Pop. Erst mit "Protect Us Jah" (1997) fanden sie zu ihrer einzigartigen Fusion aus Harmoniegesang und Reggae-Grooves, mit kleinen Anleihen aus HipHop, Pop und Rock.
Im "Soundtrack von… - Morgan Heritage" erzählen Leadsänger Peetah, Gramps, der durch seine markante Baritonstimme den berühmten Morgan Heritage-Sound ausmacht, und Mr. Mojo - bekannt für seine Rapeinlagen - von ihrem breitgefächerten Musikgeschmack. 2002 waren sie sogar auf der Vans Warped Tour, die hauptsächlich von Skate- und Punk-Bands dominiert wurde.
Vor kurzem erschien ihr neues Album "Strictly Roots", mit Gästen wie Reggae-Sänger Chronixx, SOJA und Bob Marleys Enkel Jo Mersa. Neben dem klassischen Roots-Reggae sind hier auch Ska- und Dubstep-Elemente zu hören.
Wer seid ihr?
Peetah Morgan: Wir sind Morgan Heritage. Und Musik ist unser Leben. Musik ist der Soundtrack des Lebens. Durch Musik hörst du die Geschichten von vielen verschiedenen Menschen. Du erfährst etwas über ihre Träume und Ziele. Musik ist Leben. Und deswegen nennen wir unsere Musik Lebensmusik. Denn wir thematisieren alles was in unserem Leben passiert in unserer Musik.
Was ist eure erste schöne Erinnerung an Musik?
Mojo Morgan: Eine unsere ersten Erinnerung an Musik sind unsere Auftritte mit unserem Vater Denroy Morgan. Er ist bekannt für seinen Hit "I’ll Do Anything for You". Das war in den frühen 80er jahren. Ich bin hoch auf die Bühne, habe mit ihm getanzt und das kam so gut an, dass wir auf dem Cover vom Jet Magazin landeten. Das war damals sehr populär in der Afroamerikanischen Community. Es war eine tolle Erfahrung für uns Kinder, in den 80ern mit unserem Vater zu spielen. Wir sahen, er hatte Erfolg, und nun sind wir in seine Fußstapfen getreten.
Was war das Besondere an den Wailers?
Gramps Morgan: Die Musik der Wailers war unschuldig und rein. Du konntest hören wie motiviert sie waren Musik zu machen, und was für gute Freunde sie waren. Es war magisch wenn ihre Stimmen verschmolzen. Auch wenn unser Leadsänger Peetah, ich, Gramps, als zweite Stimme, und unsere Schwester Una zusammen dreistimmig singen, klingt das ganz besonders. In den 60ern waren Harmony- Gruppen sehr angesagt in Jamaica. Gruppen wie The Paragons, The Gaylads und Toots and the Maytals. Das sind meine Lieblinge nach den Wailers. Denn die Wailers waren auch eine richtige Band, und Toots and the Maytals waren eher eine Harmony-Gruppe nach dem Vorbild von Gladys Knight and the Pips. Ich liebe die Wailers.
Welche Genres haben euch musikalisch beeinflusst?
Mojo Morgan: HipHop und Rap haben mich sehr beeinflusst. Denn in Amerika in den 80ern gab es Gruppen wie Curtis Blow oder die Fat Boys. Die haben auch beide mit unserem Vater zusammengearbeitet. Dann kamen Run DMC und LL Cool J und liefen im Radio rauf und runter. Mein eigener Style ist sehr von Tupac und Notorious BIG beeinflusst. Notorious BIG hatte so einen perfekten Flow, dass es egal war wie er aussieht. Egal ob du ihn mochtest oder nicht - du konntest sich seinem Sound nicht entziehen.
Welches Konzert werdet ihr nie vergessen?
Peetah Morgan: Wir haben Michael Jackson Live gesehen. Das war bei dem Konzert zu seinem 30. Bühnenjubiläum. In New York. Im Madison Square Garden. Das war an dem Tag vor dem 11.September. Zu Gast waren Usher, Britney Spears, Whitney Houston und N'sync. Danach spielte Michael Jackson mit seinen Brüdern, später sang er sein Solomaterial. Wir sahen da den größten Entertainer der Musikgeschichte, der sein Publikum verzaubert hat, und dabei Material aus 30 Jahren aufführt. Für uns als junge Musiker, die zu den Pionieren aufschauen war es einer der größten Momente in unserem Leben. Unvergesslich war der Abend auch, weil am nächsten Tag die Anschläge vom 11. September stattfanden. Wir erlebten also an einem Abend einen der schönsten Augenblicke unseres Lebens und am nächsten Morgen etwas sehr Tragisches.
Woher kennt ihr Shaggy?
Peetah Morgan: Wir kannten Shaggy schon bevor er berühmt wurde. Aus unserer Zeit in Brooklyn. Wir haben mitbekommen wie die ganze Bewegung um Shaggy angefangen hat. Er hatte seinen Durchbruch mit "Oh Carolina", da war er gerade als Soldat im Golfkrieg. Damals in Brooklyn hing er schon mit Red Fox, Rayvon und Screechie Dan ab. Es ist toll zu sehen wie weit er es gebracht hat, und wie weit wir es gebracht haben. Alles begann damals in Brooklyn.
Wie habt ihr das Reggae-Revival in den 90er Jahren erlebt?
Peetah Morgan: Es war eine tolle Zeit. Aber wir erfuhren davon erst nachdem Garnett Silk gestorben ist. Das hat für mich einiges verändert. Denn zu der Zeit waren wir in der High School in Amerika und haben viel R'n'B gehört. Die Gap Band, Stevie Wonder, New Edition, Bobby Brown, Michael Jackson. Wir hatten 1994 mit Frankie Paul einen Auftritt in Hawaii. Dann erfuhren wir, dass ein Sänger gestorben ist, der beliebteste Newcomer in Jamaica zu der Zeit: Garnett Silk. Dann haben wir angefangen zu recherchieren. Ich habe mich sofort in den Klang seiner Stimme verliebt. Kurz danach hatte Luciano seinen Durchbruch. Es war eine tolle Zeit für uns, in der Rasta- und Roots-Musik in Jamaica zurückgekommen ist. Wir verdanken das Garnett Silk und Luciano.
Worum geht es in dem Track "Don't Haffi Dread"?
Peetah Morgan: Ich habe 1999 einen Song geschrieben, namens "Don’t Haffi dread". Da sage ich: 'Du musst keine Dreadlocks haben, um ein Rasta zu sein.' Denn das ist die Wahrheit. Wir sind in der Rasta-Gruppe der Twelve Tribes aufgewachsen. Daneben gibt es noch andere Gruppen wie Nyabinghi oder Bobo Ashanti. Bei den Twelve Tribes habe ich gesehen, dass es Rastas gibt die keine Dreadlocks haben. Denn es gibt zum Beispiel Leute deren Haare nicht wachsen. Und du kannst niemandem sagen er ist kein Rasta, nur weil seine Haare nicht wachsen! Andererseits gibt es Leute mit Dreadlocks, die dir sagen: 'Ich bin kein Rasta, ich habe nur gerne Dreadlocks.' Letztendlich geht es darum wie du mit deinen Mitmenschen umgehst. Es geht nicht um Haare oder ein bestimmte Ernährung oder darum Gras zu rauchen. Es geht um deine Einstellung zum Leben.
Ihr wart auf der Vans Warped Tour 2002, wie war das mit den ganzen Rockbands zu spielen?
Gramps Morgan: Es war eine tolle Erfahrung. Bei der Vans Warped Tour steht die Musik im Vordergrund. Es ist egal was du anhast, wieviel Geld du hast, wo du herkommst oder wer deine Freunde sind. Wenn du auf die Bühne gehst mit deiner Gitarre, dann hast du dein Schicksal in der Hand. Bei dieser Tour gab es keinen Ansager, keinen Hype. Es hieß nur "1,2,3" und dann wurde losgerockt. Alles drehte sich um die Musik. Du ziehst Jeans, Sneaker und ein T-Shirt an und spielst einfach. Alles andere ist unwichtig. Es erinnert mich an die Rasta Bewegung der Nyabinghi. Die Nyabinghi sagen: 'Schicke Sonnenbrillen, Autos, Häuser all das ist unwichtig. Es geht nur um Gott!' Punk Rock ist ähnlich. Es geht darum für deine Rechte und Überzeugungen zu kämpfen. Es war toll all diese weißen Kids zu sehen, und wie sie sich vor der Bühne herumschubsen. Denn dabei sind sie trotzdem immer gut drauf. Na klar, es gibt auch radikale Elemente, wie in jeder Musikrichtung, aber 95% der Zeit war positiv.
Welche EDM-Artists mögt ihr?
Peetah Morgan: Unser liebster Künstler aus dem elektronischen Bereich ist Skrillex. Den haben wir entdeckt aufgrund seines Songs mit Damian Marley. Seit dem hören wir seine Platten. Wir mögen auch Major Lazer, die sind keine richtigen Dubstepproduzenten aber sie arbeiten auch mit diesen Elementen. Diese beiden mögen wir besonders.
Welcher Artist begeistert euch sonst noch?
Gramps Morgan: Ich liebe die Stimme von Gregory Porter. India Irie hat mir seine Musik gezeigt als wir gemeinsam auf Tour waren. Sie sagte: 'Hör dir an wie er seine Stimme einsetzt.' Er machte etwas, dass sie mir auch oft gesagt hat. Man muss nicht immer mit ganzer Kraft singen, man kann auch sanft singen. Jetzt bin ich ein großer Fan und habe alle seine Platten. Er ist einer meiner liebsten Sänger und er wird das immer bleiben.
Wie seid ihr auf den Namen eures aktuellen Albums "Strictly Roots" gekommen?
Peetah Morgan: Das neue Album heißt "Strictly Roots", weil die Wurzeln im Mittelpunkt stehen. Wir wollen dabei den Horizont von allen Reggaeliebhabern erweitern. Dabei behandeln wir viele verschiedene Themen, beziehen uns dabei aber immer auf die Wurzel der Dinge. Denn du kannst nicht aufblühen, wenn deine Wurzeln nicht stark sind. "Strictly Roots" steht also nicht zwangsläufig für Roots-Musik.
Chronixx wird momentan als neuer Reggae-Shootingstar gefeiert. Er ist auch auf eurem neuen Album vertreten.
Peetah Morgan: Wir sind Chronixx öfter über den Weg gelaufen. Gramps Sohn Jemere kennt ihn aber noch besser. Denn die beiden sind ungefähr gleich alt. Wir bewundern Chronixx für seine Musik. Auf dem "Strictly Roots" Album wollten wir unbedingt auch junge Künstler haben. Chronixx passte perfekt, denn er gehört zur nächsten Generation, die Reggae repräsentiert.
Stand: 03.06.2015, 17.51 Uhr
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