Der Soundtrack von... - Panjabi MC: Pionier des Bhangra Pop
Panjabi MC mischt den traditionellen indischen Bhangra-Sound mit HipHop-Elementen und sein Song "Mundian to bach ke" war ein weltweiter Erfolg. Der indische DJ und Soundtüftler spricht im "Soundtrack von… - Panjabi MC" darüber, warum er in seiner Jugend Pink Floyd gehört hat, welche Songs er in Pinkelpausen spielt und welche Künstler ihn beeinflusst haben.
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Panjabi MC
Rajinder Rai aka Panjabi MC wurde im britischen Coventry geboren und ist mittlerweile 45 Jahre alt. Während seines langjährigen Musikstudiums an der Universität in Bangladesch hat er seinen eigenen Rap-Stil entwickelt und perfektioniert. Inzwischen ist er ein Pionier und Topseller der britischen Bhangra Pop-Szene.
Musik macht Panjabi MC schon seit 1993, doch erst fünf Jahre später erlangte sein Album "Legalized" größere Aufmerksamkeit. Mit dem Hit "Mundian To bach ke" gelang ihm der internationale Durchbruch. Der Song verbreitete sich über eine Online-Tauschbörse und gelangte schließlich in die Hände eines Mitarbeiters der hessischen Provinz-Plattenfirma Superstar Recordings.
Alles verselbstständigte sich und die Single landete Weihnachten 2002 in den Charts - von null auf Platz 2. Das Album wurde hinterhergeschickt und auch Großbritannien kam auf den Geschmack von Panjabi MCs Bhangra-Pop.
Wer bist du und was bedeutet dir Musik?
Ich bin Panjabi MC. Ich bin sowas wie ein DJ, Musikproduzent, ein harter Rapper, ein Gigolo und ein harter, cooler Typ. Musik ist für mich mein Leben. Ich liebe Musik so sehr. Wenn es aber um Musikproduktion geht, dann ist Musik für mich wie eine Kampfkunst. Du kannst sie trainieren, du kannst damit auftreten und sie kann dich inspirieren. Musik bedeutet mir also vieles.
Was war deine erste schöne Erinnerung an Musik?
Meine erste schöne Erinnerung an Musik - das war, als ich als Kind zu Familienfeiern oder Hochzeiten ging und die Liveband spielte. Ich war immer sehr fasziniert von den indischen Trommlern und wie die Instrumente zusammen harmoniert haben. Das war meine erste Erinnerung an Musik.
Wer hat dir zuerst Musik empfohlen?
Das erste Mal hat mein Onkel mich mit Musik in Berührung gebracht. Er hörte Pink Floyds "We Don't Need No Education" aus dem Album "The Wall". Er hörte aber auch die Beatles, Rolling Stones, viel Rockmusik eben und auch Elvis Presley. Er hatte eine riesige Plattensammlung. Und mein Onkel war der erste in der Familie, der einen Kopfhörer gekauft hatte. Es war ein seltsames Gefühl, das erste Mal Musik aus Kopfhörern zu hören. Aber ja, das erste Mal hab ich im Haus meines Onkels richtig bewusst Musik gehört, versucht die Texte zu lernen und so.
Welches Album hast du dir zuerst gekauft?
Das erste Album, das ich gekauft habe, war “Dark Side of the Moon” von Pink Floyd. Durch die Plattensammlung meines Onkels habe ich eben damals viel Pink Floyd gehört. Und er hat immer wieder über dieses Album geschwärmt, also musste ich es kaufen. Es war mein allererstes Album, aber so ganz meinen Musikgeschmack getroffen hat es damals nicht.
Welche Platte hat dein Leben verändert?
Ich kann nicht sagen, dass eine bestimmte Platte mein Leben verändert hat. Es waren so viele. James Brown oder Aretha Franklin. Ein Song, den ich wirklich geliebt habe, war "Last Night A DJ Saved My Life“ von Indeep von 1982. Aber auch gute Disco oder Funk Stücke. Weißt du, es gibt so viele Songs, die mich inspirieren. und sie verändern ständig mein Leben.
Ein Konzert, das dein Leben verändert hat?
Ich habe schon viele Konzerte besucht, aber ein Konzert, das ich nie vergessen werde, ist das von Jay Z und Kanye West vor ein paar Jahren. Die hatten jede Menge tolle Gäste dabei -Beyonce... Ach, so viele Leute und das Publikum ist ausgerastet wie die Verrückten. Jay-Z und Kanye wissen, wie man ein Konzert gibt.
Welche Platte oder welcher Künstler bringt dich zum weinen?
Künstler, die mich zum Weinen bringen und Emotionen auslösen, sind klassische Künstler wie Aretha Franklin, Bob Marly, James Brown, Jimi Hendrix - also aus dieser Ära. Es heißt nicht, dass Bands wie Coldplay oder andre talentierte Musiker nicht diese Emotionen auslösen, aber so ein Song wie “Bridge Over Troubled Water” von Simon und Garfunkel, also dieser alte Funk-Gospel-Mix, sowas bewegt mich sehr.
Welche Platte hörst du, um im Kopf woanders zu sein?
Musik lässt dich grundsächlich im Kopf woanders hinreisen aber Platten, die mich bewegen sind Songs mit diesen Durakkorden, die in einander übergehen, so wie "Loving you" von Minnie Riperton. Jedes Mal wenn ich Songs wie diesen höre, reise ich in Gedank en an den selben Ort.
Wenn du eine Zeitmaschine hättest, die dich zu einem historischen Musikereignis bringen könnte, wohin würdest du reisen?
Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, die mich zu einem Konzert bringen könnte, dann würde ich gerne nach Amerika zum Woodstock Festival reisen, in den 60ern und 70ern. Da spielten Bands wie die Rolling Stones, The Who, alle Musikgrößen, die du dir vorstellen kannst. Wir hatten den größten Kampf der Rockergang Hells Angels. Das war einfach ein historisches, legendäres Event. Alle anderen Open Air Festivals, die danach kamen, wurden von diesem Festival beeinflusst. Ich würde sehr gerne das Original sehen.
Vor genau 15 Jahren kam ein Lied heraus, das sowohl die indische Community als auch die Hip Hop Gemeinde weltweit überrascht hat und auch heute noch auf jeder Party für gute Stimmung sorgt. Panjabi Musik gemischt mit fetten Hip Hop Beats. Der Inder Rajinder Rai alias Panjabi MC schaffte damals mit dem Song "Mundian to bach ke" den Durchbruch und gilt seitdem als einer der Pioniere des Bhangra-HipHop. Uns hat Panjabi MC die Geschichte erzählt, wie es zu diesem Song kam.
Wie entstand der Song "Mudian to back ke"?
"Mundian to bach ke" entstand erst, als ich nach Panjab ging, um das Album aufzunehmen. Zuerst habe ich den Gesang aufgenommen. Pro Tag vier-fünf Stück. Ich hatte also nur die erste Idee, wusste aber noch nicht, dass ich das "Knight Rider" Sample für diesen Song verwenden werde. Ich wollte nur ein paar Panjabi-Songs aufnehmen. Das war also das erste Konzept. Die Knight Rider Loops und Samples kamen erst am Ende der Aufnahmen.
Was bedeutet der Song?
"Mundian to bach ke" bedeutet "Passt auf die Jungs auf!" In dem Song redest du also mit einem Mädchen. Sie wird 16 und du sagst ihr: pass auf die Jungs auf. Panjabi-Songs haben grundsätzlich zwei Bedeutungen. Entweder heißt es: pass auf wir kommen und holen dich oder du kannst die Vaterrolle übernehmen und ihr sagen, sie soll aufmerksam sein und auf die Jungs achten.
Denkst du, die Leute wissen, worum es in dem Song geht?
Ich glaube viele Leute, die diesen Song gekauft haben, wussten nicht, worum es in dem Text geht. Aber mir geht es genauso. Ich kenne von vielen HipHop- oder Reggae-Songs auch nicht die genauen Bedeutungen. "Mundian to bach ke" und Bhangra-Musik ist grundsätzlich Partymusik und zum Feiern gedacht. Selbst Panjabi-Leute wissen manchmal nicht, worum es in unseren Songs geht. Aber bei Bhangra-Musik geht es sowieso nicht um die Bedeutung der Songs, sondern es geht einfach darum, eine gute Zeit zu verbringen. Das war's. Und solange du die Musik toll findest, ist doch alles ok.
Glaubst du, der Bhangra-HipHop nach Mundian to bach ke geboren wurde?
Ich glaube schon, dass nach "Mundian to bach ke" definitiv Bhangra-HipHop geboren wurde, aber ich mache diese Art von Musik schon lange. Für mich war Bhangra-HipHop schon Jahre davor geboren. Ich hab's ja gemacht. Aber für den Rest der Welt bedeutete dies: schaut her, das ist Indische Musik gemischt mit HipHop. Für jeden zugänglich.
Geht dir der Song inzwischen auf die Nerven?
Nein, "Mundian to bach ke" geht mir nicht auf die Nerven. Ich kann's noch hören. Weil der Song nach wie vor jedem gefällt, jeder hört den. Der Witz ist, ich treffe täglich immer noch Leute, die dieses Lied noch nie gehört haben. Und du denkst "Wow, nach so vielen Jahren haben die es erst jetzt gehört!" Es ist heute noch erstaunlich, die Reaktionen der Leute zu beobachten und zu sehen, wie weit der Song geht.
Was ist dein Peak Time Track?
Der Song, den ich gerne auflege, um die Menschen auf die Tanzfläche zu kriegen, muss was tanzbares sein. Etwas von Akon oder Rihanna. Richtige Popmusik. Sobald man das hört, kann man was damit anfangen. Das macht jeder so und ich genauso.
Beste Platte für eine Pinkelpause?
Der beste Song, um während eines Sets aufs Klo zu rennen - und das ist mir schon passiert - das ist ein langes Stück. Ich habe einen Panjabi Boliyan Song. Der wird schnell, dann wieder langsam, schnell, wieder langsam. Und die Leute denken, dass ich den mixe! Aber ich bin auf der Toilette (lacht), und ich kann ihn hören und weiß, wann ich wieder zurück sein muss. Das ist der Song, den ich in so einer Situation immer spiele.
Das Stück, das ich auflege, um den Dancefloor zu retten?
Wenn ich ein Problem habe, die Tanzfläche voll zu kriegen, dann spiele ich immer meine Hymne "Mundian to bach ke". Damit kann ich auf der ganzen Welt die Tanzfläche retten. Außerdem gibt es California Love von Dr. Dre oder etwas von Biggi Smalls oder 2 Pac. Ich kann auch Panjabi oder Hindi Platten auflegen. Es gibt immer Klassiker. Hängt immer vom Publikum ab, aber es wird ein Song sein, der suggeriert "Zeigt ein bisschen Liebe und Respekt, wenn ihr nicht tanzt, sind wir nicht eure Freunde".
Audios
Ich denke, einen Song, den ich bei einem perfekten Sonnenuntergang spielen würde, wäre Shaba Ranks "Mr. Lover Man". Oder ein anderes Stück aus den 90ern: "Mysterious Girl" von Peter Andre oder so. Es ist ein schöner Tag, die Sonne geht unter und vermutlich betrachte ich den mit einer Lady, einer Freundin oder so.
Wie sieht die Zukunft der Musik aus?
Ich denke die Zukunft von Musik hängt in Zeiten, in denen die Leute Songs illegal aus dem Netz runterladen, von der Industrie ab. Es ist eine technische Revolution, in der wir uns befinden. Die Leute machen immer noch genauso gute Musik wie in den 70ern und 80ern, wenn nicht sogar besser. Aber ich denke die Einnahmen davon und die Unterstützung und Industriestruktur hängt von der Technologie ab.
Wie hat das Radio deinen musikalischen Werdegang beeinflusst?
Radio hat meine Entwicklung sehr beeinflusst. Weil ich immer Radio gehört habe. Wenn Du im Club bist und dich mit jemandem unterhältst oder was trinkst, dann hörst du eher auf den Beat oder die Bassline. Wenn du aber Zuhause bist oder im Auto und hörst diese Stücke im Radio, dann hörst du die Musik viel intensiver. Im Radio zählt alles. Radio ist schon immer sehr einflussreich gewesen.
Auf welche Platte würdest du nie verzichten?
Es gibt so viele Platten, die mich immer begleiten werden, egal was passiert, aber vor allem sind das alte Bollywood Hindi Alben von "Kishore kumar" und "Lata Mangeshkar", also einige der ersten indischen Platten überhaupt. Manchmal schaue ich sie mir so an und denke: was, wenn diese Platten niemals existiert hätten? Wäre mein Leben anders verlaufen? Also ja, das wäre eine Platte, auf die ich nie verzichten würde.
Wie sähe dein bester Tag ohne Musik aus?
Ich liebe Autofahren. Einen Tag ohne Musik kann ich mir also auf einer Rennstrecke vorstellen in einem schönen, schnellen Auto oder so. Einfach zu Hause relaxen und fernsehen oder so. Musik kann schon auch stressig werden, wenn sie den ganzen Tag durch die Boxen dröhnt. Wenn ich mich an einem Tag also ohne Musik entspanne, dann läuft da eben auch keine Musik.
Welcher Song soll auf deiner Beerdigung laufen?
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James Brown ist "Mr Dynamite"
Die Platte, die auf meiner Beerdigung laufen soll, muss eine sehr traurige sein. Sie müsste jemanden ehren. Also etwas von Simply Red oder was langsames von James Brown. Oder Frank Sinatra mit "I Did It My Way". Davon würde ich nicht abweichen und definitv einen Klassiker nehmen.
Stand: 26.06.2015, 13.42 Uhr
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