Der Soundtrack von... - Saun & Starr Look Closer!

Saun & Starr mausern sich gerade zu Superstars in der Soul-Szene. Die beiden Retro-Soul-Röhren aus New York kennen sich zwar schon seit 30 Jahren, veröffentlichten jedoch erst im Mai 2015 ihr Debütalbum "Look Closer". Im "Soundtrack von… - Saun & Starr" erzählen sie u.a. von ihrer Zusammenarbeit mit Soul-Ikone Sharon Jones und welche Platte ihr Leben verändert hat.


Saun and Starr beim Reeperbahnfestival 2015
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Kennengelernt haben sich die beiden bei einer Open Mic Nacht in Harlem, New York, Anfang der 80er Jahre. Der gemeinsame Musikgeschmack der beiden Energiebündel ließ sie schnell zu Freunden werden. Saundra Williams und Starr Duncan Lowe - wie die beiden mit bürgerlichem Namen heißen - verfolgten zunächst musikalische Solopfade, bis sie sich bei einem Vorsingen als Backgroundsängerinnen für eine Hochzeitsband wiedertrafen. Von dort an sangen sie während der 90er zusammen mit Sharon Jones auf Hochzeiten, bis diese ausstieg.

2008 führte das Schicksal die drei Ladies wieder zusammen: Saun & Starr wurden fester Bestandteil als Backgroundsängerinnen von Sharon Jones & The Dap-Kings. Ihr gemeinsames Label Daptone Records war so überzeugt von den beiden, dass nun im Mai ihr Debütalbum "Look Closer" erschien. Retro-Soul vom allerfeinsten mit zwei Stimmen, die unter die Haut gehen.

Wer bist du?

Saun: Mein Name ist Saundra Williams. Ich bin eine Hälfte des Soul-Duos Saun & Starr, aus dem Umfeld von Daptone Records. Musik hat mich gerettet. Musik ist eine Konstante in meinem Leben solange ich denken kann. Sie macht mich glücklich, sie muntert mich auf wenn ich schlechte Laune habe. Musik motiviert mich immer weiter zu gehen mit meinem Talent. Und ich kann durch Musik viel lernen. Ich liebe Musik einfach!

Und wer bist du?

Starr: Ich bin Starr Duncan-Lowe und Musik ist mein Leben. Musik hat eine Schwingung, die mich antreibt. Wenn ich keine Musik um mich habe, fühle ich mich verloren. Ich mag jede Art von Musik, solange sie gut klingt und authentisch rüberkommt.

Wer hat dir als erstes Musik näher gebracht?


Der Soundtrack von Sharon Jones - Aretha Franklin
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Starr: Meine Mutter und meine Tante haben mir Musik nahe gebracht. Sie haben damals viele Lieder aufgelegt, die heute als Klassiker gelten. Damals waren das aber einfach heiße Hits. Sie zeigten mir viel unterschiedliche Musik. Sehr wichtig bei uns zu Hause war Aretha Franklin. Sie konnte einen Song einfach so kraftvoll rüber bringen. Das hat mir die Augen geöffnet. Mein Lieblingslied von ihr ist "Don't Play That Song For Me".

Und wer hat dich an Musik herangeführt?

Saun: Meine Eltern haben mich an Musik herangeführt. Ich bin in der Bronx aufgewachsen, zu Hause hatten wir einen Tisch, in dem ein Plattenspieler eingebaut war. Und mein Vater hörte darauf seine Plattensammlung. Ich war noch ganz klein, und der Plattenspieler war für mich auf Augenhöhe. Ich stand also davor und hab beobachtet wie sich die Platte dreht. Mein Vater hatte einen weit gefächerten Musikgeschmack. Er mochte Musik aus Lateinamerika, aber auch Nat King Cole oder Frank Sinatra. Und wir haben viel Motown gehört, das war damals angesagt. Mein Vater hat Musik aus Lateinamerika sehr gemocht. Zum Beispiel Celia Cruz, eine Sängerin mit sehr viel Feuer. Und ich erinnere mich auch an Charo. Ich fand gut, dass sie auch Gitarre gespielt hat, dass sie eine ausgebildete Musikerin war. Er hat diese Lieder die ganze Zeit zu Hause gesungen, er war ein Sänger.

Welches Konzert wirst du nie vergessen?

Saun: Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, war ich mit meinen Eltern im Apollo bei einem Konzert von Wilson Picket. Zu der Zeit habe ich zu Hause immer getanzt und mich im Vorhang eingewickelt und dann in meine Haarbürste reingesungen. Während des Konzerts fragte Herr Pickett ob jemand mit ihm singen und tanzen möchte. Meine Mutter sagte: 'Geh hoch auf die Bühne'. Ich erinnere mich genau wie ich den linken Gang hochgegangen bin, und alle haben applaudiert. Ich war noch ganz klein und alles was ich sah war das Scheinwerferlicht. Als ich dann auf der Bühne war habe ich ins Publikum geschaut und bin erstarrt. Ich konnte mich nicht bewegen oder den Mund aufmachen. Mr. Pickett guckte mich an als wollte er sagen: 'Wofür bist du hier hochgekommen?' Ich dachte nur, jetzt habe ich alle enttäuscht. Meine Familie, meine Mutter und Wilson Pickett. Ich erinnere mich noch genau an die Bühne und die Lichter, und auch an die Geräusche aus dem Publikum.

Und welches Konzert wirst du immer in Erinnerung behalten?

Starr: Ein Konzert dass ich nie vergessen werde habe ich mit sieben Jahren gesehen. Damals sah ich zum ersten Mal Roberta Flack. Das war in einer Kirche in Harlem. Sie kam auf die Bühne und sah aus wie eine elegante Göttin und sie setzte sich an dieses riesige Klavier. Mich als kleines Mädchen hat das sehr beeindruckt. Sie hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich erinnere mich besonders gut an die Songs "Killing Me Softly" und "First Time I Ever Saw Your Face".

Welche Platte hat dein Leben verändert?


Parliament/Funkadelic Cover
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Saun: Die Platten die mein Leben verändert haben, habe ich mit 16 Jahren bekommen. Mein großer Bruder hat mir zwei Platten gekauft. Davor hatte ich keine eigenen Platten. Er hat mir Earth Wind And Fire "All In All" gekauft und Parliament/Funkadelic "One Nation Under A Groove". Die Platten waren wie zwei Gegenpole, und ich habe sehr viel von ihnen gelernt. Ich hatte neben meinem Bett einen Plattenspieler. Darauf habe ich die Platten so lange durchgenudelt, dass ich sie mir noch mal kaufen musste. Ich habe genau auf jede Note und jede Silbe geachtet. Durch Earth Wind And Fire lernte ich viel über Musikalität. Über Wechsel zwischen kraftvollem und sanftem Gesang. Parliament dagegen waren aggressiv und funky. Meine musikalische Ausbildung basiert auf diesen beiden Platten. Sie haben wirklich mein Leben verändert!

Welche Platte hat dein Leben maßgeblich beeinflusst?

Starr: Die Lieder, die mein Leben verändert haben, sind "Superwoman" und "When I Need You" von Stevie Wonder. Das war in den 70er Jahren. Es weckte meine musikalischen Fähigkeiten. Ich war richtig aufgeregt als ich diese tolle Akkordfolge gehört habe. So etwas hört man nicht oft im Soul. Es eröffnete mir eine neue Welt, und ich wollte mich noch intensiver mit Musik befassen.

Wie hat die Begegnung mit Sharon Jones euer Leben beeinflusst?

Saun: Die Dinge, die in unserer Karriere passiert sind, erscheinen mir fast wie ein Wunder. Wir haben Sharon Jones bei einem Vorsingen für eine Hochzeitsband getroffen. Dann traf sie die Soul Providers, aus denen entwickelten sich die Dap Kings. Als sie Backgroundsängerinnen gebraucht hat, hat sie uns angerufen. Dann haben uns die Leute von Daptone Records gehört und gesagt: 'Ihr seid nicht schlecht, vielleicht machen wir mal eine Single mit euch'. Diese Reihe von Ereignissen ist einfach erstaunlich. Wir sind sehr glücklich, wir fühlen uns gesegnet und haben eine Menge Spaß.

Welches Lied habt ihr am liebsten zusammen mit Sharon Jones gesungen?

Starr: "Momma Don't Like My Man". Das ist unser Lied. Wenn wir es zusammen mit Sharon Jones singen, dann hört man da die Wurzeln unserer verschiedenen Gesangsstile. Und auch unseren familiären Hintergrund. Wir sind wie drei Schwestern, die zusammenkommen, jede mit einem anderen musikalischen Background. Wenn wir das zusammen singen, dann ist das etwas ganz Besonderes.

Wie kam es zu dem aktuellen Albumtitel?

Saun: Unser Album heißt "Look Closer" - "Schau genauer hin". Denn es gibt viele Backgroundsängerinnen, die niemand kennt. Du hörst diese tollen Stimmen, aber du kennst ihre Geschichte nicht. Und unser Label Daptone Records wollte, dass das Publikum erfährt, wer Starr und ich sind. Denn wir haben eine bewegte Laufbahn hinter uns. Und unsere Geschichte steht stellvertretend für viele Sängerinnen und Sänger. Deswegen heißt unser Album "Look Closer".

Worum geht es in eurem Song "Big Wheel"?


Saun & Starr: Look Closer (Daptone Records)
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Saun & Starr: Look Closer (Daptone Records)

Saun: Der Song "Big Wheel" handelt von einem Typen über den meine Mutter sagen würde: 'Mädchen, er ist ja ganz nett. Aber mit dem kann man nirgendwo hingehen'. Jemand, der auf eine Party geht und arrogant und laut ist. Er schmeißt Getränke um, redet zu viel, er ist ein Angeber. Und wir raten dem Hörer: 'Nehmt Big Wheel nicht mit. Er ist zwar nett, aber wir wollen jetzt nicht gerade mit ihm abhängen'. Er verdirbt uns sonst die Laune.

Und wie genau ist der Ausdruck "Big Wheel" zu verstehen?

Saun: "Big Wheel" heißt so viel wie "ich bin der heiße Typ, das große Rad, das sich in diesem Raum dreht!" Denn wenn sich ein großes Rad dreht, muss jeder darauf achten.

Welche Platte würde auf deiner Beerdigung laufen?

Starr: Auf meiner Beerdigung sollte auf jeden Fall Musik von den Three Degrees gespielt werden. Denn diese Frauen verkörpern Harmonie und Einigkeit. Diese Musik vereint die Menschen und sorgt dafür, dass die Freude nicht verfliegt. Die Freude, die jemand in das Leben von anderen gebracht hat.

Saun, und welche Platte würde auf deiner Beerdigung laufen?

Saun: Ein guter Song für meine Beerdigung wäre "I'm Going Away" von Walter Hawkins. Das ist auf der Platte "The Love Alive 2". Ein sehr schönes Lied. Es ist nicht so traurig, dass es die Leute zum Weinen bringt. Es macht Mut, so nach dem Motto: 'Ich gehe fort, aber mir geht es gut. Macht euch keine Sorgen'.


Stand: 08.10.2015, 12.05 Uhr



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