Der Soundtrack von... - Fashawn Guess who's back!

Er ist einer der spannendsten MCs der US-Westcoast: Im "Soundtrack von… - Fashawn" spricht der Rapper über familiäre Angelegenheiten und deren Einfluss auf seine Texte, wie er zu seinem Künstlernamen kam und über seine großen musikalischen Vorbilder.


Fashawn - The Ecology Cover
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Santiago Leyva aka Fashawn wurde 1988 in Kalifornien geboren und war schon früh auf sich allein gestellt. Sein Vater im Gefängnis, seine Mutter drogenabhängig, wuchs er nach gewissen Heimaufenthalten bei seinem Onkel auf. Schon früh begann er eigene Lyrics zu schreiben: "Alles, was ich sah, hörte, roch und schmeckte, hat mir Munition geliefert", verriet er uns.

2009 erschien sein Debütalbum "Boy Meets World", produziert von HipHop-Produzent Exile, der schon gemeinsam mit Aloe Blacc als Duo Emanon unterwegs war. Hochgelobt von sämtlichen Kritikern, bedeutete dies den Startschuss für eine steile Karriere.

Nicht lange ließen Kollaborationen mit HipHop-Superacts wie Murs, Aloe Blacc, Wiz Khalifa und seinem Idol Nas, auf sich warten. Letzterer hat ihn Anfang 2015 auch auf seinem Label Mass Appeal unter Vertrag genommen. Dort erschien Ende Februar nun das langerwartete, zweite Album "The Ecology", auf dem Nas höchstpersönlich seinem Protegé als Produzent zur Seite stand.

Im "Soundtrack von… - Fashawn" erzählt uns der Rapper außerdem wie viel es ihm bedeutet von den Veteranen der HipHop-Szene Respekt gezollt zu bekommen, wie genau seine Glaubensansichten aussehen und warum er oft auf sein Frühstück verzichten muss.

Wer bist du und was bedeutet dir Musik?

Ich heiße Fashawn, meine Mutter hat mir den Namen Santiago gegeben. Musik ist für mich Vibration, Töne, Einfluss, Ermutigung. Musik ernüchtert und macht high, sie ist ein wirklich bedeutendes Konzept in meinen Augen. Ich habe das Gefühl, dass ich getauft wurde in dem Moment, als ich das erste Mal Musik hörte. Ich weiß nicht, wo ich heute ohne die Musik wäre.

Dein erster intensiver Kontakt mit Musik?


Mariah Carey bei einem Bühnenauftritt
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Mariah Carey

Du wirst mich für diese Antwort hassen, genauso wie alle meine Fans (lacht). Aber meinen ersten intensiven Kontakt hatte ich mit ungefähr drei Jahren. Ich habe Mariah Careys Song "Hero" gehört - und musste einfach weinen (lacht). Ich war erst drei und wusste noch nicht mal, warum ich geweint habe. Aber ich habe gespürt, dass sie mit diesem Song Emotionen transportiert und davon wurde ich überwältigt. Das ist meine erste bewusste Erinnerung an Musik.

Welche Platte hast du dir zuerst gekauft?

Das erste Album, das ich mir gekauft habe, war "Til my casket drops" von C-Bo. C-Bo ist die Abkürzung für Cowboy. Ich habe die CD gekauft, weil ich auf CNN gesehen habe, dass ein Rapper wegen seiner Texte ins Gefängnis musste. Als Kind konnte ich das nicht verstehen. Die bringen tatsächlich einen schwarzen Mann ins Gefängnis, wegen Sachen, die er auf seiner CD gesagt hat? Was hat er denn gesagt? Das muss ich mir kaufen!

Woher kommt dein Name?

Meine Name stammt aus dem Song "When I B on tha mic" von Rakim: das ist ein alter Klassiker. Ich hatte damals das Album auf CD. Die CD war zerkratzt. Sie sprang immer wieder und skippte in den Song - und da gab es diese Zeile: "My Fashion last long as a lifetime, my fashion last long, my fashion, my fashion" - da blieb die CD immer wieder hängen. Dieses Wort begleitete mich wie ein Echo tagelang und ich fragte mich, woher kommt das? Klar, vom Springen dieser kaputten CD - und so bekam ich meinen Namen. Ich dachte mir, ich will einen Namen, den die Leute sich merken können, der im Kopf bleibt und leicht über die Zunge geht. Eigentlich hat der Name mich gewählt und nicht anders herum.

Wie haben deine familiären Umstände zu deinen Texten beigetragen?

Ich bin in einer armen Familie, in sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen - ich hatte eigentlich keine Mutter. Sie war zwar da, aber sie war süchtig nach Crack. Als Texter hat mir das sogar geholfen. Denn ich hatte keine Verpflichtungen oder Bindungen - ich konnte rausgehen und nach Hause gehen, wann ich wollte. Kochen und essen, was auch immer im Kühlschrank war - ich hätte auch das Haus abbrennen können. Wegen dieser Freiheit hatte ich einen guten Einblick in die Welt vor meinem Fenster. Das hat mir viele Themen geliefert, über die ich jetzt schreibe. Alles, was ich sah, hörte, roch und schmeckte, hat mir Munition geliefert für meine Texte. In der vierten Klasse wurde ich mal vom Unterricht ausgeschlossen, weil ich einen Rap geschrieben habe. Der Text war sehr gewalttätig und düster. Meine Lehrerin hat das gelesen und gesagt: "Dieses Kind muss ich nach Hause schicken." Von diesem Moment an wusste ich, dass ich Potential habe. Denn wenn ich eine weiße Frau in ihren Fünfzigern dazu bringen kann, sich so aufzuregen, dann wartet mal ab, was ich später alles erreichen kann.

Deine Inspirationsquellen?


Blitz The Ambassador auf der Bühne
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Blitz The Ambassador

Heutzutage beeindrucken mich Künstler wie Earl Sweatshirt. Ich respektiere und bewundere seinen Mut - wahrscheinlich sogar mehr als sein Talent. Kali Uchis hat gerade ein Album draußen. Das heißt "Por Vida". Sie ist eine tolle Sängerin und Texterin. Natürlich mag ich Kendrick (Lamar), und Edward Sharpe And The Magnetic Zeros sind auch eine tolle Band. Es klingt wie Freiheit, das ist einfach ansteckend. Man möchte die Schuhe ausziehen und irgendwo barfuß rumhängen. Dann mag ich noch Blitz The Ambassador aus Afrika - es gibt einfach so viele talentierte Menschen da draußen.

Wie sehr war Musik in deiner Familie präsent?

Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Meine Mutter war Sängerin, alle meine Onkels waren DJs, Priester, Soulsänger und so weiter. Manche waren aber auch Zuhälter oder Drogenjunkies. Durch sie habe ich Musik kennen gelernt. Es war wie eine afrikanische Stammesgeschichte, Musik ist Teil unserer Tradition. Wir sind Dichter und erzählen Geschichten, so bin ich aufgewachsen. Ich werde niemals den ersten Beat vergessen, zu dem ich selber geschrieben habe. Das war das "Cell Therapy"-Instrumental von Goodie Mob. Ich habe das damals noch nicht ernst genommen, ich wollte nur schauen, ob ich ein paar Worte zusammenkriege, ich hatte keine Ahnung. Letztendlich ist Musik für mich gleichbedeutend mit dem Leben selbst.

Was ist dein Lieblingsrap-Song?

Der beste Rapsong den ich je gehört habe? Das ist für mich "I gave you power" von Nas. Dieser Song ist einfach das perfekte Beispiel für innovative Lyrik. Er hat den Song aus der Perspektive einer Pistole geschrieben - das hat mich einfach umgehauen. Bis heute ist das für mich der beste Song, den ich je gehört habe.

Wie fühlt es sich an von Künstler-Ikonen Respekt für seine Arbeit gezollt zu bekommen?

Wie es sich anfühlt, von musikalischen Veteranen Respekt zu bekommen? Es bedeutet mir einfach mehr, wenn ein Künstler, den ich respektiere und bewundere, mir Respekt ausspricht. Ich möchte, dass Alle respektieren, was ich tue, von meinen Fans bis zu meiner Familie. Aber der Respekt von diesen Veteranen ist mir sogar wichtiger, als Millionen von Platten zu verkaufen. Respekt von Typen wie NAS oder Alchemist oder Scarface zu bekommen, das wollte ich von Anfang an erreichen. Ich wollte einfach Props von diesen Leute bekommen.

Wie sieht deine Herangehensweise an einen Track aus?


Mahatma Gandhi am Spinnrad am 09.06.1925
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Mahatma Gandhi

Ich esse nicht, bevor ein Song nicht fertig ist, nicht bevor die Arbeit getan ist. Manchmal wache ich auf und fange gleich an - ich esse kein Frühstück. Ich esse einen Beat zum Frühstück, ich zerkaue ihn in kleine Stückchen sobald ich wach bin und habe erst danach das Gefühl, mir was zu Essen verdient zu haben. Ich hungere für meine Kunst so wie Gandhi, als er den Hungerstreik gemacht hat, um der Welt zu zeigen, wie ernst es ihm ist. Er meinte damit: Ich esse nicht, bis ihr verdammt nochmal meine Leute befreit habt. Und die Leute liebten ihn dafür, sie mussten also seinen Leuten die Freiheit geben, denn niemand wollte ihn sterben sehen. Sein Beitrag zur Menscheit ist groß – und ich denke, dass alle Künstler diesen Weg auf eine Weise beschreiten, je nachdem, wie sehr sie an ihrer Kunst arbeiten. Ich kann nicht für alle sprechen, sondern nur für mich, aber: Ich bin so drauf, ich bin die Personifikation des hungernden Künstlers.

Woran glaubst du?

Ich glaube an die Menschheit, das tue ich wirklich. Ich glaube daran, dass Menschen die Welt verändern können - aber zuerst müssen wir uns selbst ändern, dann wird die Welt folgen. Es gibt auch Sachen, die ich im Alltag sehe, wegen denen ich meinen Glauben verlieren könnte, die mich entmutigen. Aber letztendlich glaube ich an die Liebe, an den Frieden und dass die Wahrheit die Täuschung überwindet. Alles in Allem glaube ich an Wissen, Weisheit und Verständnis. Das war meine Grundlage für die Texte auf meinem Album. Das hatte aber nichts mit Religion zu tun. Meiner Meinung nach schafft Musik genau das, woran die Religion immer scheitert. Daher suche ich das und möchte, dass Menschen daran glauben - und nicht an irgendeine Religion oder einen Menschen.


Stand: 04.09.2015, 12.09 Uhr



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