Süpertunes - Helsinki-Cotonou Ensemble | Macaco Voodoo und Tattoo-Pop

Von Anna-Bianca Krause

Das zweite Album des Helsinki-Cotonou Ensembles schlägt eine Brücke zwischen Afrika und Europa und Macaco zeigen auf ihrem sechsten Album, dass sie das perfekte Rezept für Global Pop gefunden haben.


Helsinki-Cotonou Ensemble: Fire, Sweat & Pastis
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Helsinki-Cotonou Ensemble: Fire, Sweat & Pastis

Helsinki-Cotonou Ensemble: Fire, Sweat & Pastis (Flowfish Records)

Sie kommen aus Finnland und Benin, aus dem kalten europäischen Norden und aus Afrika. Und es war eher Zufall, dass sie sich begegnet sind. Der finnische Musiker Janne Halonen fuhr 2009 nach Westafrika, um traditionelle Voodoo-Rhythmen zu lernen und traf im Zuge seiner Recherchen auf den Sänger und Perkussionist Noel Saizonou, der als der beste Musiker Cotonous gilt. Die beiden hatten sofort eine musikalische Basis, aus der dann nach und nach die Band entstanden ist. Heute spielen 11 Musiker im Ensemble.

Jazz und Voodoo

Zuerst klingt es traditionell westafrikanisch an, dann kommen Afrobeat-Bläsersätze dazu, es wird jazzig, funkig, explosiv. Die Band spielt wie eine vielköpfige Rhythmus- und Klangmaschine, die nicht mehr zu stoppen ist, wenn sie einmal losgelegt hat. Jazz ist eine wichtige Zutat und einige der finnischen Musiker sind vorher schon virtuose Jazzer gewesen. Aber auch Soul, Funk und Afrobeat spielen eine größere Rolle. Die Basis, auf der alles stattfindet, das sind Gesang- und Rhythmustraditionen aus Benin. Ein gewisses Voodoo-Flair und Voodoo-Rhythmen ziehen sich über das ganze Album. Es könnte der Versuch sein - auch wenn das keiner der Beteiligten so gesagt hat - den Jazz zu seinen afrikanischen Wurzeln zurück zu bringen.

Die Brücke

Das Helsinki-Cotonou Ensemble baut auch mit dem zweiten Album eine stabile Brücke, auf der man vom Norden Europas nach Afrika tanzen kann. Der gelungene transkontinentale Dialog kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. In Finnland wurde "Fire, Sweat & Pastis" schon Ende 2014 veröffentlicht und - auch wenn die Gattung etwas irreführend ist - zum "Finnish Folk Album of the Year" erklärt. Der Albumtitel klingt nach Party und die Musik ist tatsächlich Feten- und Dancefloortauglich. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass man die meisten Texte nicht versteht, die Noel Saizonou singt. Sie sind auf Gun, einer der 53 Sprachen Benins, aber für die meisten Menschen hierzulande wäre Finnisch ebenso exotisch.

Macaco: Historias Tattooadas (Mundo Zurdo)


Macaco: Historias Tattooadas
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Macaco: Historias Tattooadas

Macaco ist eine der wichtigsten Bands Barcelonas und seit 18 Jahren aktiv in der Hauptstadt der musikalischen Mestizo-Szene. Dort hat sich auch diese Idee der multikulturellen Bands ausgebreitet, die Pop, Punk, Rock, Reggae und HipHop mit traditioneller Musik kreuezn. Gegründet von Dani Carbonell, der auch schon die Ojos de Brujo gegründet hat und lange Jahre deren Sänger war. 1997 holte er sich Musiker aus Venezuela, Kamerun, Brasilien und Katalonien dazu und es entstand Macaco. "Historias Tattooadas" ist das achte Studioalbum der Band, die zwar viele Besetzungswechsel erlebt hat, aber immer mit demselben Motor läuft: Dani Carbonell aka Dani El Mono Loco aka Dani Macaco.

Verführer und Regisseur

Carbonell ist ein vokaler Verführer, trotz der etwas gnomig-nasalen Stimme. Er sagt: "Ich bin eine Mischung aus Reggae- und Rumbasänger" und dieser Formel aus Tradition und Innovation entspricht auch seine Musik. Eine mediterrane Melodie kann bei Macaco einen Rocksteady-Beat haben, ein traditioneller argentinischer Rhythmus auf eine Drum Machine treffen, eine Reggae-Gitarre wie eine kubanische Très oder eine Mandola gespielt werden. Es begegnen sich auf dem Album "Historias Tattooadas" ständig Elemente aus verschiedenen Kulturen und Zeiten. Macacos Statement dazu: "Man muss sich das so vorstellen, als ob ein alter Folkmusiker von seinem Enkel Rock und HipHop beigebracht bekommt." Seine Rolle in der Band definiert er als Regisseur, denn von kollektiven Entscheidungen hält er nichts.

Das tätowierte Herz

Dani Carbonell erzählt in den 15 Songs Geschichten, die seinen Verstand und sein Herz geprägt, sprich tätowiert haben. Es geht um höchst aktuelle Probleme, um Menschen, die ihr Land verlassen müssen, um Monsanto oder wie wir durch virtuelle Abhängigkeit unsere menschlichen Beziehungen verlieren. Und es geht um die Liebe und was eignet sich für große Emotionen besser als ein Bolero. Bolero ist für Macaco ohnehin Pop. "Historias Tattoadas" ist aber auch ein sehr familiäres Projekt. Seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin und TV-Moderatorin Kira Mirò beatboxt im Song "Ratapampam" und seine Mutter - die Sängerin Teresa Maria und spanische Synchronstimme von Audrey Hepburn und Julie Andrews - spricht den Eingangstext des Albums.

Ein bittersüßes Album

"Historias Tattooadas" ist sicher Macacos persönlichstes, aber gleichzeitig ein sehr universelles Album - zwar immer noch sofort als Macaco-Style erkennbar, aber doch eingängiger, ausgereifter, poppiger, Dani Carbonell hat den Mestizo-Sound weiterentwickelt und daraus Global Pop gemacht. Darin trifft das Mittelmeer auf die Karibik, Cumbia auf Rumba Catalana, 50er Jahre-Atmosphären auf 2.0 Dancefloors und Persönliches auf Gesellschaftliches. "Ich will der Chronist der Gefühle sein" sagt Carbonell und hat eine wunderschönes bittersüßes Album gemacht. Jedenfalls sein bestes.


Stand: 23.04.2015, 21.00 Uhr



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