Ghanaischer Gangstarap Straight Outta Ghana

Von Georg Milz

Im Kampf gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit erhebt Sarkodie sein Wort. Er ist das Schwergewicht des afrikanischen Hardcore-Rap. Seine Texte machen vor den korrupten Eliten und selbst vor Ghanas Präsident John Mahama keinen Halt.


Sarkodie

Sarkodie ist einer der wichtigsten Rapper in Afrika. Seine Geschichte beginnt wie die von N.W.A. im Ghetto, im Armutsviertel "Community 9", das ist in Ghanas Küstenstadt Tema. Von dort hat er sich nach oben geboxt und auch den Sprung über Ghana hinaus bis nach Europa geschafft.

"History in the Making"

Mit seinem internationalen Erfolg sorgt er in seiner Heimat immer wieder für Schlagzeilen. Erst Anfang August hat Sarkodie das Apollo Theater in Harlem in New York ausverkauft. Eine Kultstätte für Schwarze Musiker in den USA. Hier standen schon Marvin Gaye, James Brown und Michael Jackson auf der Bühne. Sarkodie hat sich mit seinem Auftritt im Apollo unsterblich gemacht - zumindest für seine Landsleute.

In Deutschland kennt man Sarkodie über die Tanzmusik Azonto, die vor ein paar Jahren von Ghana über London zu uns hinüber geschwappt ist. Er kommt aus armen Verhältnissen und verkörpert den Aufstiegsmythos des Gangstaraps. Gerade in letzter Zeit häufen sich die Kontroversen um ihn. Sarkodie ist den Mächtigen in Ghana ein Dorn im Auge.

Ventil für die Unterschicht

Zuletzt hat Sarkodie mit seinem Song "The Masses" mächtig Dampf abgelassen. Darin prangert er die Missstände in Ghana an: ständige Stromausfälle, die zunehmende Kriminalitätsrate und die Inflation im Land. Gleich zu Beginn im Song stellt er klar, dass er sich damit möglicherweise zum Staatsfeind macht und Angst um sein Leben haben muss.

Der Song geht die Politiker in Ghana scharf an. Sie würden sich nur um ihre privaten Interessen kümmern, ihre Kinder auf internationale Schulen schicken, in klimatisierten Luxuskarossen herumfahren und in ihren Villen hausen. Vom Leid der Bevölkerung bekämen sie so gar nichts mit.

Selbstermächtigung mit allen Mitteln

Die lokalen Verhältnisse sind in Ghana anders als in den USA. Es gibt keine Banden-Kriege und es gibt auch keine Waffen legal zu kaufen. Der Gangsta als glamouröse Figur aus dem kriminellen Milieu funktioniert hier nicht wirklich. In Ghana geht es mehr um Selbstermächtigung, sich mit allen verfügbaren Mitteln gegen Armut und Soziale Ungerechtigkeit zu stellen. Insofern ist in Ghana auch nicht von Gangstarap die Rede. Hier heißt es Hardcore-Rap, der sich in erster Linie auf die Fahnen geschrieben hat, schonungslos die Wirklichkeit abzubilden. Und auch die Pioniere des Gangstarap, N.W.A., haben lieber von Reality-Rap gesprochen. Sarkodie also steht da durchaus in der Tradition von N.W.A.



Stand: 26.08.2015, 09.00 Uhr