Global Pop Classics - Amadou & Mariam "Dimanche à Bamako"

Von Anna-Bianca Krause

2005 erschien "Dimanche à Bamako" von Amadou & Mariam. Das Album entstand in Zusammenarbeit mit dem musikalischen Globetrotter Manu Chao und war der Durchbruch für das blinde Ehepaar aus Mali. Überaschend und neu war, dass dieser Global Pop jedem Beteiligten - allen Unterschieden zum Trotz - seine Besonderheiten gelassen hat.


Amadou & Mariam: Dimanche A Bamako
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Amadou & Mariam: Dimanche A Bamako

Audios

Vom Taxi ins Studio

Amadou fragt: Gehen wir? Ein swingendes Bariton-Saxophon antwortet seiner Gitarre in "Taxi Bamako". Der Song ist wie ein Schlüssel zum Album: Manu Chao hatte Amadou & Mariam im Taxi gehört und dabei sein Herz verloren. Das erzählte er solange jedem, bis es auch Amadou Bagayogo und seiner Frau Mariam Doumbia zu Ohren kam. Es dauerte nicht lange und die drei standen gemeinsam in Bamako im Studio.

Verspieltes Trio

Das blinde Paar aus Mali und der frankospanische Global-Pop-Pionier und Querkopf - sie haben sich eine gewisse kindliche Naivität bewahrt, die im Musikbusiness selten ist. Und sie teilen die Neugier auf andere Kulturen. Die Mischung aus Amadous hypnotischem Gitarrenblues, Mariams außerirdischer Jungmädchenstimme und den verspielten Geräuschen und Gesängen von Chao ist unwiderstehlich.

Malische Momentaufnahmen

Auf "Dimanche à Bamako" haben das Paar und der musikalische Globetrotter Chao die Vibrationen Malis eingefangen und in wunderbar unbekümmerte Songs gepackt: Ein Dorffest, die leeren Versprechungen der Machthaber, schick Ausgehen am Sonntag, die Sehnsucht nach Frieden oder ein dort häufig anzutreffendes Transportmittel, die camions sauvages, die wilden Lastwagen, die durch die Landschaft kreuzen. Sie erzählen von den Coulibalys, dem Volk, das vom letzten Königreich in Mali abstammt oder von den Problemen im Nachbarland Elfenbeinküste. Die Musik dazu, ein verspielter westafrikanischer Pop 'n' Blues, der wirkt, als sei er ständig in Bewegung. Oder wie Mariam sagt: "Wir machen Weltmusik für die Welt."

Welterfolg

"Dimanche à Bamako" war bereits das fünfte Album von Amadou & Mariam, die sich vor 35 Jahren an einer Blindenschule kennen gelernt haben und seitdem nie länger als ein paar Tage getrennt waren. Doch erst mit dieser CD erreichten die beiden auch außerhalb Westafrikas ein Publikum und bekamen unzählige Preise, darunter eine "Victoire de la Musique", einen französischen Grammy. Die britische Zeitung The Observer sortierte das Teamwork unter die 20 besten Alben des Jahres 2005 und es verkaufte sich allein in Frankreich über eine halbe Million mal.

The Real Global Pop

Die Botschaften sind klar, die Melodien zum Nachträllern, in den Texten begegnen sich Bambara, Französisch und Englisch, in der Musik westafrikanische Instrumente wie Balafon und Djembe und Trompete, Tabla oder Keyboards. Manu Chao hat nicht nur seine verspielten, oft auf der Straße eingefangenen Sounds und seine europäische Unruhe beigesteuert. Er hat den Songs - in seiner Funktion als Produzent - auch die Dimension der Momentaufnahme gegeben. Das Schöne an "Dimanche à Bamako" ist, dass es eine Amadou & Mariam-Scheibe ist und trotzdem auch ganz typisch für Manu Chao.


Stand: 10.07.2015, 13.00 Uhr