Global Pop Classics - Ice Cube: "AmeriKKKa's Most Wanted"
Gestählt aus den Ego-Kämpfen mit seiner alten Band N.W.A. zieht Ice Cube an die Ostküste und erschafft dort mit Hilfe von Public Enemy einen zeitlosen Klassiker: düster, martialisch, visionär.
-
Bild 1 vergrößern
+
Ice Cube: AmeriKKKa's Most Wanted
Audio
- Audio: Global Pop Classics - "AmeriKKKa's Most Wanted" (03:23 min.) Heiko Behr, Globalista
Als Ice Cube 1990 sein Solo-Debütalbum "AmeriKKKa's Most Wanted" veröffentlicht, steckt er mitten in einer Schlammschlacht. Er hat N.W.A. verlassen, die vielleicht wichtigste Gangsterrap-Truppe aller Zeiten aus Los Angeles, die auch den genialischen Produzenten Dr. Dre hervorgebracht hat. Es geht um Geld, es geht um Macht, es geht um Egos. Und jetzt ist er auf sich gestellt. Denkt er. In New York trifft er auf einem Flur einer Plattenfirma auf The Bomb Squad. Das Produktionsteam einer anderen prägenden HipHop-Band dieser Zeit: Public Enemy.
The Bomb Squad erschaffen energiegeladene, radikale Soundwelten, mit unzähligen, kleinteiligen Samples versetzt. Hier trifft also der fatalistische Gangster mit seinem Funk-gesättigten Westküstensound auf die militanten Polit-Rapper von der Ostküste. Und so entsteht: "AmeriKKKa's Most Wanted".
Einblicke in eine fremde Welt
Ice Cube schreibt Amerika mit drei K: wie in Ku Klux Klan, dem rassistischen Geheimbund der weißen Kapuzen. Dies ist ein politisches Album. Voller Beobachtungen aus dem Ghetto, von Drogenabhängigkeit und institutionellem Rassismus. Er sagt sogar Rassenunruhen voraus – zwei Jahre vor den L.A. Riots. Er legt sich mit Radiosendern an, die verwässerten HipHop spielen. Er greift afroamerikanische Entertainer an, die sich "verkaufen". Denn, egal was sie tun, die Weiße Mehrheit wird sie nie akzeptieren.
Die weißen Medien reagieren. Ein Skandal. Ein beängstigender Blick auf eine fremde Parallelwelt. Und Cube geht noch weiter. Auf "It's a man's world" beschimpft er Frauen, die Rapperin Yo-Yo schimpft im Duett zurück. Sexismus auf beiden Seiten. Cube gelingt es, sich mit ALLEN anzulegen.
Der wütendste Mann im HipHop
Ice Cube gilt jetzt als der wütendste Mann im HipHop. Und nachwachsende Rapper schauen ganz genau hin: Notorious B.I.G. genauso wie Nas erzählen später gern, wie sehr sie dieses Album geprägt hat. Und Ice Cube legt im gleichen Jahr den Grundstock für seine Kino-Karriere: Er spielt neben Cuba Gooding Jr. und Laurence Fishburn mit im Ghetto-Drama "Boyz N Tha Hood".
Die 90er-Jahre gelten heute als ungemein produktive Phase im HipHop. "AmeriKKKa's Most Wanted" sticht dabei heraus: Hier wird nicht nur der Konflikt zwischen Ost- und Westküste musikalisch beigelegt. Ice Cube hat einen neuen Archetypus etabliert. Der eloquente, charismatische Einzelkämpfer, der Intelligenz und Straßenhärte verbindet. Mittlerweile ist dieser Typus aus dem HipHop wieder verschwunden, dachte man, bis Kendrick Lamar auftauchte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Stand: 22.07.2015, 12.13 Uhr
Seite teilen
Über Social Media