Global Pop Classics - Antonio Carlos Jobim : "The Wonderful World Of Antonio Carlos Jobim"
Als Bossa Nova Anfang der 1960er-Jahre auch außerhalb Brasiliens explodierte, war Antonio Carlos Jobim ihr Star. Er hatte den neuen coolen Musikstil miterfunden. Sein zweites Album "The Wonderful World Of Antonio Carlos Jobim" erschien 1965 und ist eines der vergessenen Juwelen des Komponisten, Musikers und Sängers.
-
Bild 1 vergrößern
+
Antonio Carlos Jobim - "the wonderful World of Antonio Carlos Jobim"
Audios
Das Lächeln der Frauen in Rio
"The Wonderful World Of Antonio Carlos Jobim" war in zweifacher Hinsicht etwas Besonderes. Nach seinem ersten, instrumentalen Album spielte der damals 37-Jährige darauf nicht nur Gitarre, sondern er sang auch selbst und vier seiner Songs waren auf Englisch. Darunter "She's a Carioca" - eine Hommage an das Lächeln der Frauen in Rio. Jobims elegante Gitarre hat Verstärkung von samtweichen Streichern, anschmiegsamen Bläsern, Piano und Schlagzeug.
Der Komplize
Die Aufnahmen entstanden in den USA und sein Partner beim Durchstarten auf den internationalen Pop-Markt war Nelson Riddle, einer der großen Bandleader, Arrangeure und Komponisten der Zeit. Riddle hat "Route 66" geschrieben, viele Soundtracks und Serien-Themes, darunter das von "Bonanza", er hat für Nat King Cole, Peggy Lee, Ella Fitzgerald gearbeitet und man sagt Frank Sinatra hätte ohne ihn nie diesen Mega-Erfolg gehabt. Der US-Amerikaner sorgte für den leichten Sinatra-Touch in Antonio Carlos Jobims Gesang und lieferte die Orchesterarrangements, denen man auch Jobims Liebe zu europäischen Komponisten wie Ravel oder Debussy anhörte.
Im Studio
Jobim sitzt mit übereinander gekreuzten Beinen am Mikrophon, Gitarre im Arm, Zigarette im Mundwinkel. Eigentlich soll er singen, doch der englische Text fühlt sich noch ungewohnt an: "Nelson, könnt ihr bitte etwas langsamer spielen, ich muss so viele Worte singen". So werden die Studioaufnahmen im Booklet beschrieben. Immer wieder bremst er das Tempo aus. Doch auch in den portugiesischen Songs ist der Brasilianer eher scheu und zaghaft. Jobim ist kein Sänger, aber gerade deshalb klingt er so sinnlich-sensibel.
Slow Songs
Total entspannt und schwerelos, die Musik weich wie ein Marshmellow, die Stimmung wie das Chillen an einem Samstagnachmittag - genau das ist Bossa Nova. Die Melodie von Antonio Carlos Jobim bleiben einem sofort im Ohr hängen. "Aqua de Beber", das Liebeslied, das auch eine Hymne ans Trinkwasser ist, "Surfboard", das US-amerikanische Pendant zum "Girl from Ipanema", das den Strand in Rio weltberühmt machte, inspiriert vom Surferstrand in Malibu. "Samba Do Aviao", eine Bossa Nova über Jobims Flugangst, in der er so schief singt, wie er sich über den Wolken fühlte. Oder "Favela", der politischste Song des Albums, in dem es um die Slums von Rio geht.
Ein Pop-Album? Ja auch!
Das Album ist Jazz und Pop - was auch immer wieder von Bossa-Nova-Puristen kritisiert wurde - es ist aber vor allem ein Paket mit klassischen, meist nur um die zwei Minuten langen Sixties-Bossas. 12 Songs, die cool und emotional zugleich sind und die man sich auch heute noch zum Cocktail auflegen kann. Der Erfolg von "The wonderful World of Antonio Carlos Jobim" war übrigens so überwältigend, dass Jobim anschließend für ein paar Jahre in die USA zog.
Stand: 07.08.2015, 21.00 Uhr
Seite teilen
Über Social Media