Global Pop Classics - Curtis Mayfield: "Curtis"
In den späten 60er-Jahren politisiert die Bürgerrechtsbewegung den Sänger der Soulband Impressions. Curtis Mayfield beschließt daher es auf eigene Faust und zu seinen eigenen Bedingungen zu versuchen.
-
Bild 1 vergrößern
+
Curtis Mayfield - "Curtis"
Audios
1970 muss Curtis Mayfield niemandem mehr etwas beweisen. Mit seiner Band, den Impressions aus Chicago, hat er makellosen und extrem erfolgreichen Soulpop produziert. Sie werden mit den großen Motown-Bands der Zeit verglichen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung hat einschneidende Erfolge aber auch desaströse Rückschläge einstecken müssen. Martin Luther King Jr. und Malcolm X sind tot. Curtis Mayfield fühlt sich berufen, seinen Teil zur Bewegung beizutragen – als Solokünstler. Auf dem Cover von "Curtis" schaut er, aus der Froschperspektive aufgenommen, in die Ferne: ein Gigant auf der Suche. Musikalisch beginnt er zu experimentieren, er injiziert einem Blues wie "We the people who are darker than blue", psychedelische Sounds und Funk.
Mit Geschichtsbewusstsein
Curtis Mayfield appelliert besonders an die afroamerikanischen Männer: Seid euch eurer Geschichte bewusst, wendet euch nicht gegeneinander, spielt nicht das Spiel der weißen Mehrheit mit. Im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Musikern hat Mayfield keine musikalische Ausbildung. Er wirft Streicher, Harfen, Bläser übereinander. Die Musiker sind verwundert. Aber, es funktioniert. Kommerziell allerdings wirft das Album zunächst nur einen Hit ab: "(Don't Worry) If There's Hell Below We're All Going To Go".
Botschaften voller Hoffnung
Inhaltlich bleibt Curtis noch vorsichtig. Er erwähnt zwar "Nixon", hält sich sonst aber zurück abseits der Botschaft des Titels. Heute gilt Curtis Mayfield als einer der ersten afroamerikanischen Künstler, die sich in ihren Texten realistisch zur Situation in den Ghettos positionieren. Er bringt die Bürgerrechtsbewegung in die Charts. Der sanfte Mann mit der Brille steht Seite an Seite mit James Brown oder Sly and the Family Stone. Black Power - in hoffnungsvollen, zukunftsgewandten Songs.
Hymnen für die Zukunft
Im Nachhinein scheint Curtis die Eingängigkeit bewusst torpediert zu haben: "Move on up", vielleicht der größte Song des Albums, bleibt nur knapp unter der neun-Minuten-Marke. Ein optimistisches, mitreißendes Stück, das zu einer Hymne wird, in der Disco-Ära wiederentdeckt wird und irgendwann im Fußballstadion von Arsenal London läuft. 1970 zürnt die Kritik noch, das Album wird unterschätzt, als Stillstand interpretiert. Und Curtis wird wohl in sich hineingelächelt haben. Die Platte wird ein kommerzieller Erfolg.
Bis heute bleibt der Sound dieses Albums aktuell. Nicht nur Kanye West hat daraus gesampled und sich so verbeugt vor diesem Pionier des afroamerikanischen Aktivismus und seiner inspirierenden Kraft.
Stand: 31.07.2015, 21.00 Uhr
Seite teilen
Über Social Media