Global Pop Classics - Ali Farka Touré & Toumani Diabaté "In the Heart of the Moon"

Von Anna-Bianca Krause

Als 2005 das Album "In The Heart Of The Moon" von Ali Farka Touré und Toumani Diabaté erscheint, schreibt das britische Musikmagazin Mojo: "The most beautiful music on earth!" Und tatsächlich haben die zwei Malier außerirdisch schöne Musik gemacht.


Ali Farka Touré & Toumani Diabaté: In the Heart of the Moon
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Ali Farka Touré & Toumani Diabaté: In the Heart of the Moon

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Das Leben ist wirklich ein langer ruhiger Fluss, auf dem nur das Licht des Mondes herumtanzt, wenn man dieser Musik zuhört. Und tatsächlich wurden die Aufnahmen für "In The Heart Of The Moon" in einem improvisierten Studio im Hotel Mandé in Bamako gemacht. Das liegt an den Ufern des Niger. Ali Farka Touré war gerade dabei ein Album einzuspielen und wollte Toumani Diabaté mit seiner Kora auf einem Song dabei haben. Die beiden brauchten keine Worte und keine Proben - es war, als würde sich die Gitarre des großen alten afrikanischen Blues-Propheten mit dem Instrument des 15 Jahre jüngeren Griots unterhalten. Und nur ab und an taucht in diesem schier außerirdischen Dialog die sonore Stimme von Farka Touré auf, singt, spricht oder brummt Sätze wie: "Diabaté! Du bist der einzige, der die Vergangenheit auferstehen lässt und diejenigen, die nicht mehr unter uns sind!".

Gegensätze ziehen sich an

Ali Farka Touré kommt aus dem Norden Malis und steht für den westafrikanischen Wüsten- und Nomadenblues, sein Partner ist aus dem Süden und repräsentiert die Jahrhunderte alte, hoch angesehene Mandingo-Musik der Griots. Die beiden könnten Gegenspieler sein, stattdessen tanzen die Sounds des einen über die Saiten des anderen. Schwindelerregend, swingend und ja auch bluesig ist ihre Musik, manchmal sogar fast arabo-andalusisch. Mal klingt es nach malischem Chill-Out, mal nach westafrikanischer Klassik, aber im Grunde gibt es keinen passenden Begriff für diese Musik. Ein Album, das zwei große malische Musiktraditionen verbindet und sowohl uralte Mandinke-Stücke enthält, als auch Kompositionen von Farka Touré. Und entgegen allen anderslautenden Behauptungen nicht improvisiert ist.

Kora trifft Gitarre

Die zwei Musiker gehen virtuos mit ihren Instrumenten um, der eine mit der Akustik-Gitarre, der andere mit der Kuhfell-bespannten Kürbis-Harfe, der westafrikanischen Kora. Doch das spielt eigentlich keine Rolle, was zählt ist die Wirkung, die ihr Zusammenspiel hat. Schon nach wenigen Minuten holt einen diese Musik runter, sie wirkt wie ein Medikament gegen Alltagsstress und es ist schwer sich vorzustellen, dass Ali Farka Touré zu den 3 Aufnahmesessions mit seinem Mercedes angerast kam, ihn parkte, ins Hotel rannte, sich die Gitarre schnappte und sofort anfing zu spielen. Vielleicht lag es daran, dass er zur selben Zeit zum Bürgermeister seines Ortes Niafunké gewählt worden war und viel zu tun hatte.

Westafrikanische Wegbereiter

Die zwei außergewöhnlichen Musiker haben sich ein paar ebenso außergewöhnliche Gäste dazu geholt, Ry Cooder war an manchen Songs beteiligt oder auch der Buena Vista Social Club Bassist Orlando "Cachaito" Lopez. Zu Recht bekamen Ali Farka Touré und Toumani Diabaté 2006 einen Grammy für "In the Heart of the Moon". Schließlich hat das Album dafür gesorgt, dass wir heute den Wüsten-Blues von Tinariwen oder Bombino und den N'goni-Rock von Bassekou Kouyaté genauso selbstverständlich hören wie Reggae, Pop oder Hip Hop.


Stand: 30.06.2015, 17.00 Uhr