Global Pop Classics - Grace Jones "Island Life"

Von Anna-Bianca Krause

Sie ist eine der großen Ikonen des Pop und eine der Königinnen der Disco-Ära: Das Ex-Model Grace Jones. Die jamaikanische Sängerin und Schauspielerin prägt bis heute Popstars. 1985 erschien "Island Life", das erste Best-Of-Album von Jones.


Grace Jones: Island Life
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Grace Jones: Island Life

"Feeling like a woman, looking like a man" hat Grace Jones in "Walking in the Rain" gesungen - Sich wie eine Frau fühlen, aber aussehen wie ein Mann - genauso war das. Ihre androgyne Art verwirrte das Publikum und zog es gleichzeitig magnetisch an. Männer wie Frauen waren fasziniert von diesem erotisch-exzentrischen Wesen, das gerne nackt im Studio 54 in New York auftauchte - und die Gay Community kreischte.

La vie en rose

Jones ist wie eine Schlange, sie verschlingt die Songs von anderen: Edith Piafs "La Vie En Rose" ist viel lebenshungriger als das Original, es ist zweisprachig und am Ende ein wütender Abgesang auf rosa Romantik. Astor Piazollas "Libertango" ist im Nachtleben von Paris unterwegs und hat einen lässigen Reggae-Rhythmus bekommen. Grace Jones coverte Iggy Pop und David Bowie, Chrissie Hynde und Roxy Music und brachte ab Ende der 70er-Jahre nicht nur die Postpunk-Generation auf den Disco-Dancefloor, sondern auch Tango-Fans.

Jamaika my Love

Grace Mendoza, wie sie eigentlich heißt, bringt ab 1977 New Wave, Funk und R'n'B in die Discomusik und zwei Dinge aus ihrer Heimat Jamaika: Den zurückgelehnten Lebensstil und Reggae. "My Jamaican Guy", ein Song, den Grace Jones über Tyrone Downie von The Wailers geschrieben hat, auf den sie Ende der Siebziger stand. "Er war wunderschön", hat die Sängerin erzählt, "aber leider mit einer anderen zusammen, er weiß nicht einmal, dass es in dem Song um ihn geht."Pull Up To The Bumper", ihr größter Hit, der weltweit die Charts eroberte, wurde - wie viele andere Songs auch - produziert vom jamaikanischen Duo Sly & Robbie.

Big Star

"Island Life" erschien 1985 auf dem Höhepunkt von Grace Jones Popularität. "Sie ist ein Big Star und hat mehr Nachahmer als Michael Jackson und Prince zusammen", schrieb der amerikanische Journalist Glenn O'Brien im Booklet. Das Label Island nutzte das Karriere-Hoch und veröffentlichte die Mega-Hits von fünf Vorgänger-Alben auf einer Compilation. Ihre soulvolle, stets sehr präsente Stimme zeigt in jedem Song eine andere Seite. Und man versteht, warum das Ex-Supermodel damals so schnell zum Star wurde.

Das Cover ist übrigens längst Popgeschichte - bis auf ein paar Bandagen und einem Mikrofon in der Hand ist die schwarze Schönheit fast nackt und übernatürlich verdreht.


Stand: 14.08.2015, 21.00 Uhr