Global Pop Classics - Buju Banton "Til Shiloh"

Von Heiko Behr

Also Buju Banton 1995 sein viertes Album "Til Shiloh" veröffentlicht, ist er einer der größten Dancehall-Stars in Jamaika. Das Album läutet einen Wandel des Musikers ein, persönlich wie musikalisch. Das hat Auswirkungen bis heute.


Buju Banton: "Til Siloh"
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Buju Banton: "Til Siloh"

Also Buju Banton 1995 sein viertes Album "Til Shiloh" veröffentlicht, ist er einer der größten Dancehall-Stars in Jamaika. Er hat sogar mehr Nummer-Eins-Hits als der Säulenheilige Bob Marley in seinem Heimatland. Er ist jetzt 22 Jahre alt und nicht nur in seiner Heimatstadt Kingston ein Held. Beenie Man, Bounty Killer – er hat sich gegen die Größen der Szene durchgesetzt.

Skandale, Skandale

Schon jetzt begleitet ihn eine Reihe von Skandalen: Homophobie, Sexismus, Gewaltverherrlichung, so lauten die Vorwürfe, denen Banton offensiv mit immer neuen Songs begegnet. Wie in seinem Song "Murderer", der Waffengewalt verurteilt. Zwei seiner besten Freunde sind eines gewaltsamen Todes gestorben. Und Banton beginnt einen Transformationsprozess. Er lässt sich Dreadlocks wachsen, wird Anhänger der spirituellen Rastafari-Bewegung und steuert konsequent auch musikalisch Richtung Roots Reggae. Songs wie "Untold Stories" sind eine Abkehr vom harten Dancehall-Style seiner Alben zuvor.

Besinnung auf die Wurzeln

Es ist eine musikalische Besinnung auf klassische, akustische Gitarrensounds. Auf alte Werte, für die Bob Marley einstand: Friedfertigkeit, Menschlichkeit. Es ist ein weiter Weg, den er gegangen ist, von seinem unverhohlenen Aufruf, Homosexuelle zu erschießen, nur wenige Jahre zuvor. Natürlich, sagt Banton dann in Interviews, ich habe mich entwickelt. Nachdem mein Bruder starb, bin ich mit 13 Schwestern aufgewachsen, so lernt man Mitgefühl – nicht nur für Frauen. Aber dies ist nur eine Seite dieser vielseitigen, kraftvollen Platte, auch wenn jetzt Afrika als Sehnsuchsort eine große Rolle spielt und Jah verehrt wird – in der zweiten Hälfte der Platte reift eine erwachsene Härte heran, die sich vor allem in den Sounds ausdrückt.

Rohe Intensität

Auf Stücken wie "Chuck It So" scheint das ungeheure Organ von Banton schier die Platte zu sprengen. Und vor allem mit dieser Stimme lädt er seine Stücke mit roher Intensität auf. Bis er sie auf dem unglaublich seelenvollen "Till I'm Laid To Rest" zu einer Einheit verschmelzen lässt. Der Schmerz, die Melancholie seiner vielen Erfahrungen, gegossen in einen Song. Mit "Til Shiloh" hat Buju Banton 1995 einen Klassiker des Dancehall geschaffen. Es ist spiritueller Reggae, an dem sich bis heute seine Nachfolger wie zum Beispiel Gentleman abarbeiten. Die überlegensgroße Strahlkraft von Buju Banton, seiner kontroversen, komplexen Persönlichkeit aber, die ist seitdem unerreicht in Jamaika.


Stand: 21.08.2015, 21.00 Uhr