100 Jahre Edith Piaf La Grande Dame

Von Anna-Bianca Krause

Wir feiern den 100. Geburtstag von Edith Piaf am 19. Dezember 2015. Die berühmteste Chansonsängerin aller Zeiten starb bereits vor 52 Jahren, am 10.Oktober 1963 mit nur 47 Jahren, trotzdem ist sie bis heute unvergessen und wird nicht nur von den Franzosen geliebt und verehrt.


Edith Piaf
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Edith Piaf - eine kleine Frau mit großer Stimme

Edith Piaf ist die berühmteste und legendärste Chansonsängerin aller Zeiten. Das Leben der unter dem Namen Édith Giovanna Gassion am 19. Dezember 1915 geborenen Künstlerin war eine Achterbahnfahrt, die sie von einer Kindheit in Armut zwischen Wanderzirkus und Bordell bis auf die Bühne im legendären Olympia führte, wo sie beispielsweise 1960 drei Monate lang vor ausverkauftem Saal aufgetreten ist. Die Piaf hatte ein "Organ", eine starke, dramatische, leicht heisere und immer unverkennbare Stimme, die die Menschen bis heute hören wollen - und die zahllose Künstlerinnen beeinflusst hat. Lady Gaga und Madonna nennen sie ebenso ihr Vorbild wie Beth Ditto, Patricia Kaas, Celine Dione oder Cat Power.

Sous le ciel de Paris

Wie keine andere Künstlerin steht Edith Piaf für Paris. Nicht nur weil sie es immer wieder besungen hat, sondern weil sie eine echte Pariserin war. Die Tochter einer halb italienischen und halb berberischen Variete-Sängerin und eines Vaters, der sich als Schlangenmensch durchschlug und Alkoholiker war, kam in dem Arbeiter- und Einwanderer-Viertel Belleville zur Welt. Doch ab diesem Moment wird es schwierig, Legende und Realität auseinander zu halten. Sowohl die Künstlerin selbst, die kosmetischen Eingriffe an der eigenen Biografie vornahm, als auch die Mythenbildung, die einen legendären Star wie sie umgeben, tragen dazu bei, dass es von vielen Geschichten aus dem Leben der Piaf zwei Versionen gibt. In der einen Version des Märchens kam sie auf der Straße zur Welt, mithilfe eines Polizisten, weil die Mutter das Krankenhaus nicht rechtzeitig erreichte. Das Geburtsregister aber sagt, dass sie am 19.Dezember 1915 im Hôpital Tenon im 20. Pariser Arrondissement das Licht der Welt erblickte. Beide Geschichten sind untrennbar und typisch für Edith Piaf. Sie hat sich neben dem echten Leben ein zweites erfunden.

Sex & Drugs & Chanson

Sie war nicht schön und sie war drogen- und alkoholabhängig. Deshalb musste sie immer wieder Entziehungskuren machen, doch das Publikum liebte sie, sogar dann noch, als sie manchmal auf die Bühne torkelte. Und die Männer umgaben sie wie Motten das Licht. "Um einen Mann kennen zu lernen, muss man mit ihm ins Bett gehen", so ihr Credo. Radsportler, Schriftsteller, Zuhälter, Philosophen, Frisöre, Sänger, Boxer... Edith Piafs Männerverschleiß war enorm. Zwei Ehen, zahllose Geliebte und Lebensgefährten, unzählige Affären - vielleicht wollte sie durch alle diese Männer nur den Einen vergessen, ihre große Liebe, den Boxer Marcel Cerdan, der 1949 mit dem Flugzeug abstürzte. Vielleicht ist auch das Teil der Legende. Sicher ist, dass einige der berühmtesten Chansonniers, darunter Yves Montand, Charles Aznavour, Eddie Constantine und Georges Moustaki durch ihr Bett und ihre Unterstützung Karriere gemacht haben. Letzterer hat "Milord" für sie geschrieben, das Chanson, das ihr größter Erfolg wurde. Piaf und der 20 Jahre jüngere Moustaki, damals ein Liebespaar, saßen in einem Restaurant in Cannes und sie erzählte ihm Geschichten, aus denen man eventuell Songs machen könnte. Aus einer dieser Stories über eine Liebesaffäre in London machte Moustaki den Text zu "Milord".

Stehauf-Frauchen


Picture dated 30 December 1960 of French singer Edith Piaf performing on stage at the Olympia during a show in Paris
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Warum waren die Menschen fasziniert von dieser schmalen, winzigen Frau, die nur 1,47 Meter groß war und - glaubt man denjenigen, die mit ihr gelebt und gearbeitet haben - auch cholerisch, herrisch, launisch. Es war ihre expressive, leidenschaftliche Stimme, mit der sie ihrem Publikum bis ins Innerste drang und in die sie auch ihr eigenes Inneres legte. Das machte sie trotz ihres fast liliputanerhaften Körpers zur Grande Dame de la Chanson. Auch als ihr behandelnder Arzt sagte, dass Edith Piaf eigentlich längst tot sein müsste, und sie anfing die Texte ihrer Chansons zu vergessen, weil ihr Leben nur noch eine Serie von Zusammenbrüchen, Operationen, Schwächeanfällen und Krankheiten geworden war, fingen die Säle an zu toben, wenn sie ans Mikrofon trat. Am Ende wog sie nur noch 36 Kilo und trat trotzdem auf. Umjubelt, geliebt, weil die Menschen spürten, dass sie all das erlebt hatte, was in den Texten stand, den Schmerz und das Glück, die Ängste und Begierden, die Laster und Leidenschaften. Dadurch war sie - obwohl ein großer Star - auch eine von ihnen. Tatsächlich hatte Piaf auch fast die Hälfte der 200 Chansons aus ihrem Repertoire selbst geschrieben und die eigenen Erfahrungen darin verarbeitet.

Au revoir

Am 21. Febuar 1963 steht "La Mome Piaf" zum letzten Mal auf der Bühne, im berühmten Bobino in Paris, zwei Monate später nimmt sie ihre letzte Platte auf. Dann zieht sie sich zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem schwulen Frisör und Sänger Théo Sarapo, in eine Villa in der Provence zurück. Dort stirbt sie am 10. Dezember. Sie ist erst 47 Jahre alt und hat diesen frühen Tod in einem Interview Mitte der Fünfziger Jahre irgendwie vorausgesagt: " Ich möchte nicht alt sterben, ich hoffe zu sterben, bevor ich nicht mehr singen kann." Aber natürlich gibt es auch vom Tod der Piaf zwei Versionen. Diesmal hat allerdings nicht sie selbst die Legende gestrickt, sondern ihr näheres Umfeld. Offiziell hat sie am 11. Dezember 1963 um 8 Uhr in ihrer Wohnung am Pariser Boulevard Lannes die Erde verlassen. So steht es noch heute auf einer Gedenktafel am Haus. Am 14. Oktober wurde sie in Paris zu Grabe getragen, wie ein echter Popstar von Menschenmassen begleitet. Das Leben in der Metropole hielt für einen Moment an.



Stand: 18.12.2015, 12.42 Uhr



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