Kinder- und Jugendbuchpreis Luchs 348: Ich werde Berge versetzen
Der Kinderbuchpreis "Luchs" im Januar bekommt der chinesische Autor Chen Jianghong für sein Bilderbuch "Ich werde Berge versetzen". Das Buch ist eine Fabel mit einer ganz klassischen Moral: Es zahlt sich aus, Gutes zu tun und Mühe wird immer belohnt, auch wenn es aussichtslos scheint.
-
Bild 1 vergrößern
+
Chen Jianghong: "Ich werde Berge versetzen", Moritz Verlag
Audio
Worum geht es?
Das Gutes tun sich auszahlt, erlebt in diesem Buch der kleine Sann. Der Junge wächst in einem Dorf auf, das von drei großen steilen Bergen umschlossen ist. Eine Steinlawine zerstört die Felder, alle Dorfbewohner ziehen weg. Nur Sanns Eltern bleiben zurück, weil sie die Geburt ihres Sohnes erwarten. Dass der Kleine lächelnd zur Welt kommt, ist für die Großmutter ein schlechtes Omen. Aber der Junge wird mal ein echtes Wunder vollbringen.
Dann ist Sann also der, der die Berge versetzen will?
Um seinen Eltern das Leben zu erleichtern, trägt der Junge die Berge ab: Stein für Stein, Tag für Tag, bei Hitze und bei Schnee. Das ist natürlich verrückt — er wird es niemals schaffen. Aber dann kommt ihm ein Zauberer zu Hilfe, weil er so beeindruckt ist von der Willensstärke des Jungen. Er schickt drei weiße Drachen, die die Berge davontragen.
Das klingt für uns westliche Leser aber schon sehr nach fernöstlicher Lehre.
Ja, Chen sieht sich auch als Vermittler seiner Kultur in Europa, er lebt ja schon lange in Paris. Und er will den Kindern hier "sein" China näherbringen. Er malt mit Aquarell auf Seide oder Reispapier, also ganz klassisch chinesisch. Mich beeindrucken vor allem die ganzseitigen Bilder, auf denen der kleine Junge gegen den alles überragenden Felsen antritt. Wässrige Abstufungen von Grautönen mit schwarzen Tuscheakzenten - und daraus entstehen Berge und Geröll. Das ist unheimlich kraftvoll und beeindruckend, die Menschen wirken dagegen winzig und verloren in dieser Steinwüste.
Aber ist das nicht ein bisschen eintönig für ein Bilderbuch, alles grau in grau?
Klar, erst als die Felsen weg sind, kann die Sonne so richtig scheinen. Aber natürlich gibt es auch immer wieder Farbakzente, die sparsam gesetzt sind, aber gerade dadurch so richtig leuchten – das blaue Hemd des kleinen Sann, oder die roten aufgerissenen Mäuler der Drachen, zum Beispiel. Oder drei Feuerströme, die den Felsen runterlaufen wie Lava – so leuchtend orangerot und transparent, fast gasförmig sieht das aus zwischen den dunklen Steinen.
Das alles entsteht eigentlich beim Angucken im Kopf, das ist das Tolle, was wir sehen sind ja im Grunde nur Farbverläufe und Kleckse. Aber wenn es um die menschlichen Figuren oder später auch die Drachen geht, da erinnern mich die Zeichnungen fast an japanische Mangas, mit schwarzen Konturen und leuchtenden Farben. Dadurch wirkt das Buch auf mich gleichzeitig klassisch und modern. Und deshalb war ich auch sofort gefesselt, auch wenn die Erzählung an sich natürlich für unsere Begriffe etwas ungewohnt moralisch daherkommt.
-
Bild 2 vergrößern
+
Der Illustrator und Autor Chen Jianghong bei der Arbeit.
Angaben über das Buch
Titel: Ich werde Berge versetzen
Autor: Chen Jianghong
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Verlag: Moritz Verlag
Preis: 16,80 €
Stand: 07.01.2016, 15.00 Uhr
Seite teilen
Über Social Media