Moment mal! - US-Armee in Kunduz Angriff auf ein Krankenhaus

Von Ioannis Skouras

Das Krankenhaus der "Ärzte ohne Grenzen" im afghanischen Kunduz ist am Wochenende von US-Bombern zerstört worden. Präsident Obama spricht von einer Tragödie und will den Vorfall untersuchen lassen. Das ist einfach zu wenig, meint unser Kolumnist Ioannis Skouras.


Männer stehen vor dem Tor des Krankenhauses
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Ich kann diese Bilder und Worte einfach nicht ertragen. Da ballert die modernste Armee der Welt ein Krankenhaus in Afghanistan in Schutt und Asche, tötet jede Menge Zivilisten - und dann stellt sich Obama als US-Präsident und oberster Armeechef hin und sagt trocken: "Mein Beileid, wir müssen mal checken, was da passiert ist." Und so was sagt ein Friedens-Nobelpreisträger - mir bleibt da die Spucke weg.

Denn die Attacke in Kunduz war kein Querschläger wie im Bundeswehrmanöver, wo die Kugel aus einer verrutschten Waffe im Hintern vom Feldwebel landet. Das war auch kein Programmierfehler wie bei der amerikanischen Cruise Missile, die 1999 in Belgrad die chinesische Botschaft getroffen hat. Der Luftangriff auf das Krankenhaus der "Ärzte ohne Grenzen" war Wilder Westen im Norden Afghanistans: Erst schießen, dann fragen. Hierzulande sollte niemand auf die Idee kommen, einzuwenden: also bei der Bundeswehr, da wäre sowas nicht möglich.

Das haben wir ja beim Angriff auf die Tanklastzüge ebenfalls in Kunduz anno 2009 gesehen, da wurden laut Meldung von Oberst Klein Tanklastzüge und Aufständische aus der Luft "vernichtet". Von den Zivilisten, die da herumstanden und getötet wurden, kein Wort. So wird es auch in diesem Fall ablaufen. Die Luftunterstützung: einfach nötig, um die eigenen Leute vor Taliban und Konsorten zu schützen. Die Volltreffer auf das Krankenhaus und die Toten, ein Unfall. Oder um es anders auszudrücken: Operation gelungen, Patient tot!


Stand: 05.10.2015, 06.21 Uhr



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