Der Soundtrack von... - Wizkid The Golden Naija Boy

Sein Mix aus Dancehall, R&B und modernen Afrobeats ist in Afrika ein Must. Wizkid, das Pop-Wunder aus Lagos, verrät im "Soundtrack von… - Wizkid" wie es war mit Megastars wie Drake zusammenzuarbeiten, wie das Verhältnis zwischen Nigeria und Ghana ist und welche Platte sein Leben verändert hat.


Wizkid
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Ayodeji Ibrahim Balogan aka Wizkid wurde 1990 im Viertel Surulere, dem Herzen von Nigerias Hauptstadt Lagos, geboren. Dort befindet sich auch das Studio von OJB Jezreel, einem der wichtigsten Produzenten der nigerianischen Musikszene. Schon früh wurde Wizkid von eben diesem gefördert und schaffte 2010 seinen Durchbruch mit dem Song "Holla At Your Boy".

Von da an ging alles blitzschnell: Kollaborationen mit Femi Kuti, Rihanna, Drake und Chris Brown. Freundschaften zu Rap-Ikonen wie 2 Face Idibia. Länderverbindene Songstexte à la "Slow Down", in dem er mit dem ghanaischen HipHop-Duo R2Bees die nigerianische-ghanaische Freundschaft huldigt.

Wizkid erzählt uns wie sehr er Familie Kuti schätzt, was Jamaika und Nigeria in Sachen Musik verbindet und geht u.a. auch auf die weltweite Beliebtheit von Clubsounds aus Afrika ein.

Wer bist du und was bedeutet dir Musik?

Mein Name ist Ayodeji Balogun und ich komme aus Nigeria. Alle nennen mich Wizkid. Ich mache afrikanische Musik, die aber für die ganze Welt gedacht ist. Musik ist alles für mich.

Wer hat dir zuerst Musik näher gebracht?

Ich wurde in der Kirche an Musik herangeführt. Ich war als Kind sehr religiös und bin es immer noch. Ich bin mit meiner Mutter regelmäßig in die Kirche gegangen. Die Musik dort hat mich umgehauen. So habe ich mich in Musik verliebt. Als ich angefangen habe Musik zu machen habe ich kein Instrument gespielt. Ich habe einfach im Kirchenchor gesungen. Gospelsongs wie "Love Love" oder "Glorious".

Welche Platte lässt dich im Kopf woanders hinreisen?


Fela Kuti

Mein Vater hat bei uns zu Hause Platten von legendären Musikern aufgelegt. Von Fela Kuti oder King Sunny Adé. Fela Kuti ist eine Legende. Seine Songs sind auch heute noch relevant, denn seine Kinder können heute noch auf Tour gehen, mit Songs, die er damals geschrieben hat. Niemand klingt wie Fela, er hat meine Musik stark beeinflusst. Und ich habe mir Fela auf den Arm tätowiert. So sehr liebe ich ihn. Wenn ich "Suffering And Smiling" höre werde ich immer ganz nachdenklich. Denn ich weiß, was es bedeutet nichts zu haben und ich weiß was es bedeutet nur ein kleines bisschen zu haben. Und diese Platte erinnert mich an dieses Gefühl. Da kriege ich richtige Stimmungsschwankungen. Diese Platte lässt mich in Gedanken reisen. Fela Kuti, er ist einfach unglaublich einzigartig.

Welche Platte hast du dir mit als erstes gekauft?

Ich bin mit Rap aufgewachsen und ich liebe den Sound von Snoop Dogg. Seine Art zu rappen ist einzigartig. Es klingt fast so als würde er singen. Dieser melodiöse Stil gefällt mir, weil ich selber auch Sänger bin. Ich liebe Melodien und ich mag es neuartige Sounds zu hören. Als ich ein paar Songs von Snoop gehört habe, musste ich mir sein Album kaufen.

Ich weiß, dass Musik aus Jamaika auch viele Leute in Nigeria beeinflusst...

Ich höre sehr viel Musik aus Jamaika. Wir Afrikaner tanzen gerne, und aus Jamaika kommt Dancehall - eine super Musik zum Tanzen. Also ist es selbstverständlich, dass wir diese Musik lieben. Ich habe natürlich auch viel Bob Marley gehört. Aber auch Vybz Kartel, Popcaan, Konshens und Busy Signal. Ich bin ein großer Fan von jamaikanischer Musik. Mittlerweile läuft sogar Musik aus Nigeria in Jamaika. Denn wie gesagt: wir in Nigeria tanzen gern, und die Jamaikaner sowieso. Dass unsere Songs auch in Jamaika gut ankommen ist also nicht verwunderlich. Ich habe viele jamaikanische Fans, die mir schreiben: 'Du musst mal nach Jamaika kommen.' Und ich sage nur: 'Ich komme bald zu euch!'

Kannst du uns was über den Stadtteil Surulere in Lagos erzählen?

Surulere ist das Herz von Lagos. Viele legendäre Musiker haben hier angefangen. Zum Beispiel 2 Face Idibia und die Plantashun Boys. Sie haben alle in Surulere ihre Alben aufgenommen. Zu der Zeit war OJB Jezreel der größte Produzent, und er lebte in Surulere. Hier ist das Zentrum der Entertainmentbranche, aber auch die Hood. Perfekt! Du gehst ins Studio und da sind vielleicht 50 Typen, und alle sind Künstler oder Produzenten. So bin ich aufgewachsen, und ich liebe es!

Wie ist deine Beziehung zu dem Rapstar 2 Face Idibia?


2 Face Idibia
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2 Face Idibia

2 Face Idibia ist wie ein großer Bruder für mich, ein sehr guter Freund. Wir unterhalten uns fast täglich, er ist eine Legende. In meiner Schulzeit habe ich die Platten von 2Face gehört, letztes Jahr haben wir zusammen bei einer Show von Hennessy als Headliner gespielt. Ich finde es beeindruckend, dass er seit Jahren relevant geblieben ist. Denn das ist sehr schwer. Bekannt werden ist cool, aber da oben zu bleiben, das ist sehr schwer. Und 2Face hat das geschafft.

Welche Platte hat dein Leben verändert?

Die Platte die mein Leben verändert hat war mein erster Hit "Holla At Your Boy". Ich habe in einem kleinen Haus im Ghetto gewohnt als die Platte rausgekommen ist. Jetzt bin unterwegs und sehe die Welt. Das hat mein Leben wirklich verändert. Danach kam mein erstes Album "Superstar". Und seitdem bin ich sehr erfolgreich. All das wäre ohne meine Fans nicht möglich gewesen. Ich bin ihnen sehr dankbar.

Was genau hat das Video zu deinem Hit "Pakurumo" inspiriert?

Als ich mein erstes Album gemacht habe, habe ich gesagt: 'Ich brauche da drauf einen Song mit Fuji-Elementen, mit traditioneller Musik aus Nigeria.' Als ich dann das Video geplant habe, habe ich mich mit Banky W zusammengesetzt. Ich habe ihm gesagt: 'Das Video muss richtig afrikanisch, typisch nigerianisch werden!' Also haben wir beschlossen wir machen eine Party im afrikanischen Stil. Und es war wirklich eine Party. Alle waren betrunken während des Drehs! Es hat sehr viel Spaß gemacht. Und dann hatten wir noch viele Musiker und Schauspieler in dem Video, die kleine Gastauftritte hatten. Dann kamen noch ein paar von meinen Freunden dazu.

Wie steht es um die Beziehung zwischen Nigeria und Ghana?

In Ghana fühle ich mich zu Hause. Von Nigeria ist es nur eine halbe Flugstunde entfernt, ich bin ständig da. Bevor ich nach Deutschland gekommen bin war ich auch in Ghana. Einfach nur um zu chillen. Ghana ist toll. Es ist friedlich, es gibt nette Leute und wunderschöne Mädchen. Musikalisch gesehen ist es verrückt, denn wir hören ungefähr den gleichen Sound. In Nigeria hörst du Musik aus Ghana und umgekehrt. Wir sind wie Geschwister. Der einzige Streitpunkt ist der Jollof Reis. Denn die Nigerianer denken sie machen den Besten, und die Leute in Ghana denken sie kochen den Besten. Ich sitze zwischen den Stühlen und sage: "Ich mag beides gern." Ansonsten sind wir aber cool. Wie Brüder.

Weshalb hast du einen Song mit Femi Kuti aufgenommen?

Die Kutis sind eine Familie, die ich respektiere, denn sie sind sehr musikalisch. Der Vater, die Söhne und die erweiterte Familie, jeder spielt in einer Band. Ich bewunderte diese Familie sehr und deswegen wollte ich etwas mit Femi Kuti machen. Es war ein großer Erfolg und ich bin Femi sehr dankbar dafür.

Wie hast du die Entwicklung von afrikanischer Clubmusik im Ausland in den letzten vier Jahren erlebt?


Drake rockt Oberhausen
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Die Entwicklung der Club-Musik aus Afrika ist unglaublich. Ich habe jetzt mit Drake und Chris Brown Musik gemacht. Ich war im Studio mit Rihanna und Stargate. Das sind Weltstars. Und das verdanke ich der Musik aus Afrika. Alles ist größer geworden, und es kann nur noch besser werden. Als ich ein paar Tage in Los Angeles war, fand die Session mit Chris Brown statt. Und am selben Tag habe ich auch Justin Bieber getroffen. Am nächsten Tag - ich habe noch geschlafen - hat mich auf einmal mein Manager angerufen und gesagt: 'Yo, wir machen eine Session mit Rihanna.' Ich konnte es kaum glauben. Mit Rihanna im Studio war es unglaublich. Sie ist einfach nur die Coolste.

Über was singst du auf dem Track "Ojuelegba"?

In dem Lied "Ojuelegba" geht es einfach um mein Leben. Um alles womit ich gesegnet wurde, zum Beispiel, dass ich ausverkaufte Konzerte in Arenen spiele. Vor kurzem bin ich in Guinea vor 60 000 Menschen aufgetreten. Ich kann es selbst schwer erklären. Es ist ein Lied voller Dankbarkeit. Ich danke Gott und meinen Fans. Und ich hoffe, ich kann damit jedem Hoffnung geben, der etwas aus sich machen will.

Hast du Drake oder Skepta für den "Ojuelegba Remix" getroffen?

Ich hab zu dem Song einen Remix mit Drake und Skepta gemacht. Es gibt sogar ein Video in dem Alicia Keys zu dem Lied tanzt. Swizz Beats hat mir eine Nachricht geschrieben, und gesagt, dass er den Song liebt. So wurde ich international bekannt. Ich habe Drake für die Aufnahmen zu dem Remix in London getroffen. Drake hatte sich vorher bei mir auf Instagram gemeldet. Und ich habe ihm dann geschrieben, dass ich ein großer Fan bin. Er hat mir geantwortet, dass er auch ein großer Fan von mir ist. Das war verrückt. Ich war zu dem Zeitpunkt inLos Angeles, bin aber am nächsten Tag glücklicherweise nach London geflogen. Dort haben wir uns im Studio verabredet. Schon bevor ich da angekommen bin, haben er und Skepta ihre Strophen aufgenommen. Und am nächsten Tag haben wir den Song veröffentlicht. Es ist ganz organisch entstanden.


Stand: 16.10.2015, 11.49 Uhr