Süpertunes - Pat Thomas & Kwashibu Area Band | Bomba Estereo: Club-Champeta & Ghana-Groove
Bomba Estereo lassen es auf ihrem vierten Album global knallen und Pat Thomas zeigt auf seinem Comeback-Album warum man ihn schon vor 40 Jahren "Mr. Golden Voice of Africa" genannt hat.
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Bomba Estereo: Amanecer
Bomba Estéreo: Amanecer (Sony)
Champeta - was ist das? Jedenfalls keine Musik, die wir oft zu hören kriegen. Champeta, ein afrokolumbianischer Musikstil, der durch Sängerin Liliana Saumet in die Musik von Bomba Estereo kam. Saumet hat afrikanische Wurzeln, wie 30 Prozent der kolumbianischen Bevölkerung. "Das ist unser zuhause, diese traditionellen afrokolumbianischen Musikstile", hat sie gesagt, "diese Rhythmen wirst du immer bei uns hören". Ihr kongenialer Partner ist Simon Mejia. Der Musiker ist aus Bogota und hat die Band gegründet, bevor die Frau mit den wilden Outfits, die mal singt und mal rappt, dazu kam. Mejia hat diese Mischung aus Cumbia, Salsa, allen möglichen Latin-Styles mit Techno, Hip Hop, Elektronik, Dancehall im Grunde erfunden. Dieses Weltrezept für Tanzmusik. Sie sagen selbst Electro Tropical dazu - ein Begriff, der perfekt beschreibt, wie sich der Sound anfühlt.
Neuanfang
"Amenecer", der Albumtitel kann mit Morgengrauen übersetzt werden, bedeutet in diesem Fall aber eher Neuanfang. Es ist erstens das erste Album, das Bomba Estereo mit einem Major-Label gemacht haben, es hat sich wohl bis dahin herumgesprochen, dass diese Band die Zukunft der Latin-Musik ist. Zweitens haben sie mit Ricky Reed, einen der gefragtesten Produzenten im Boot - er hat u.a. Jason Derulos Monsterhit "Talk Dirty" mitproduziert. Reed will jeder haben, aber Reed wollte mit Bomba Estereo arbeiten und hat zwei Woche mit Mejia und Saumet in Bogota verbracht. Und drittens - damit hat sicher auch Reed zu tun - ist der Sound jetzt viel fetter, knallt einem manchmal total um die Ohren, aber auch viel globaler, nennen wir es Universal Dancehall. Sicher ist, so hat es Mejia formuliert: "Wir werden nie eine Popband!"
Global - Lokal
Bomba Estereo haben ihren musikalischen Horizont erweitert, aber sie bleiben dennoch ihrem Sound treu. "Fuego", diese elektronische Hip Hop-Cumbia-Reggaeton-Trance-Bombe, war der internationale Durchbruch für die Band aus Kolumbien. Und es müsste nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn das neue Album nicht weltweit die Sommer-Parties und Festivalbühnen des Jahres 2015 beschallt.
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Pat Thomas: Pat Thomas & Kwashibu Area Band
Pat Thomas: Pat Thomas & Kwashibu Area Band (Strut)
Sie ist magisch, die Mischung aus Pat Thomas butterweichem, aber auch sehr rhythmischen Gesang, den Chören, mit denen die Band seiner Stimme folgt wie ein Schatten, den fetten Bläsersätzen und den mehrstimmigen Gitarren, die unter allem liegen wie schwankende Schiffsplanken. Thomas Tenorstimme singt Texte auf Fanti & Ashanti Twi, das sind zwei ghanaische Dialekte, man versteht kein Wort und wird trotzdem mitgenommen. Auch weil die Musik Trance-Charakter hat.
Mr. Golden Voice of Africa
Er ist eine lebende Legende, war die Stimme vieler Bands der 70iger und 80iger in Ghana und hat schon damals, mit knapp 20 Jahren, zusammen mit Ebo Taylor die aktuelle Musik seines Landes geprägt und modernisiert, den Highlife. Im Highlife spielen Gitarren die Hauptrolle, weshalb der Stil oft mit Rock'n'Roll verglichen wird, auch wenn die beiden Genres sonst wenig gemeinsam haben. Denn die Gitarrensounds bekommen im Highlife traditionelle Rhythmen und es wird alles mögliche untergemischt, von Calypso bis Swing. Hauptsache am Ende kommt dieser lässig groovende Sound heraus, der einen ansteckt mit Superlaune und zum Tanzen bringt.
Comeback
In den 90igern ist Pat Thomas nach Kanada gegangen und hat dort angefangen an der Universität zu unterrichten und auch, als er nach Ghana zurückkam, hat er mit dem Unterrichten weitergemacht. Die Musik hat er zwar nie ganz aufgegeben, hier und da ein Album gemacht, hier und da eine Tour. Doch das neue Album, es ist das erste nach 10 Jahren, ist eine Art Comeback, ein grandioses Comeback, das er unterstützt von der Kwashibu Area Band gemacht hat. Die Band benannt hat er nach einem Stadtteil in Accra, der Kwashibu Area.
Back to the Roots
Afrobeat-Bläsersätze setzen die Ausrufezeichen hinter Pat Thomas Gesang. Afrobeat & Highlife sind schließlich afrikanische Musik-Brüder. Kein Wunder also, dass die andere Legende der ghanaischen Musik Ebo Taylor und Fela Kuti-Drummer Tony Allen am Album beteiligt sind, Taylor hat Bläserarrangements geschrieben und Allen spielt bei einigen Tracks Schlagzeug. Die Band um den US-amerikanischen Saxophonisten und Afrobeat-Academy-Leader Ben Abarbanell-Wollf (bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Ebo Tayler oder Xavier Naidoo) begleitet Thomas so, als habe sie schon seit Jahrzehnten mit ihm gespielt. Die Musiker sind alle viel jünger als der Sänger, aber sie spielen so, wie seine Bands wohl auch damals in den 70iger Jahren in Ghana gespielt haben. Natürlich ist alles analog aufgenommen, auf Elektronik wurde komplett verzichtet und mancher alte Song von Thomas taucht in einer neuen Version auf. Das Alter spielt allerdings weder beim Sänger noch bei den Songs eine Rolle, man legt das Album ein und bleibt in diesem genialen Sound und Groove hängen, als gäbe es keinen Ausgang.
Stand: 12.06.2015, 09.34 Uhr
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