Süpertunes - Soul Sok Sega | Doni Doni: Trompeter der Freiheit
"Soul Sok Sega" ist eine Compilation mit Hits der 70er Jahre der Sega Stars aus Mauritius. Der französische Jazztrompeter Erik Truffaz und sein Quartett bringen das 19. Studioalbum "Doni Doni" heraus. Als Sängerin hat Truffaz die malische Ikone Rokia Traoré gewonnen.
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V.A. - Soul Sok Séga
V.A.: "Soul Sok Sega" (Strut)
Die Compilation "Soul Sok Sega" trumpft mit Hits der 70er Jahre aus Mauritius auf, insgesamt mit 20 Songs, gespielt von den damaligen Stars der Sega Musik. Ein tanzbarer, grooviger Vibe, wichtig sind die einprägsamen, hellen Gitarrensounds, afrikanische Rhythmen und auch Funk, Soul und Rockelemente.
70‘s Groove aus Mauritius
Sega, das ist der traditionelle Sound der Insel Mauritius – auch bekannt als der Blues des Indischen Ozeans. Die Musik wurde zwischen dem 17.-19. Jahrhundert von Sklaven, die auf die Insel für die Plantagenarbeit verschleppt wurden, entwickelt. Die Musik war auch immer eine Art Widerstand gegen die Sklavenherrschaft. Auf den nächtlichen Sega Partys floss viel Alkohol, Geschichten über Arbeitsverweigerung machten die Runde, die koloniale Ordnung wurde wenigstens für einen Moment missachtet. Darauf folgten Sega Verbote, die Musik konnte aber nie unterbunden werden. Gesungen wird in Kreol.
Sound of Resistance
Als Mauritius dann Ende der 70er Jahre unabhängig wurde, gab es eine Art Revival der Sega Musik. Vermischt mit elektronischen Instrumenten und Einflüssen aus Funk, Soul und Rock, kam es damals zu einem Boom um den explosiven, neuen Sound. Auf Mauritius und der Nachbarinsel La Reunion sind im Laufe der Jahre auch viele Inder zugewandert. So kam es dann auch zu Einflüssen aus Bollywood im Sega, wie zum Beispiel in dem Megahit "Bhai Aboo" von Sänger Claudia Veeraragoo. Ein Mega-Hit, nicht nur auf Mauritius. Ganz zentral für die Verbreitung der Musik waren Liveauftritte. Damals gab es noch keine richtige Plattenindustrie auf den Inseln, und daher waren Konzerte auf Partys, großen Hochzeiten oder in Fernseh-Talentshows sehr wichtig für die Künstler.
Blues des indischen Ozeans
Man muss schon sagen, dass Mauritius das Epizentrum war und absolutes Maß der Dinge. Aber ja, Sega hat sich in der Region, Ost-Afrika und vor allem auf den benachbarten Inseln im Indischen Ozean weiterverbreitet – darunter vor allem Madagaskar und La Réunion. Es gab dann auch Fusionen von Sega und Reggae und politischen Sega – genannte Protest Sega. Das alles kann man auf der Compilation hören. Zusammengestellt wurden die Songs von dem Sega DJ Duo La Basse Tropical von der Insel La Réunion.
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Erik Truffaz Quartet: Doni Doni
Erik Truffaz Quartet: "Doni Doni" (Warner Music)
"Doni Doni" ist das 19. Studioalbum des begnadeten, französischen Jazztrompeters Erik Truffaz und seinem Quartett. Erik Truffaz balanciert hier ziemlich gekonnt zwischen Jazz und Instrumental Pop, aber es sind auch neue Einflüsse zu hören, vor allem aus Mali.
Jazz meets Mali
Besonders hört man das an Djiki´n. Die Frauenstimme in dem Song ist keine andere als die malische Ikone Rokia Traoré. Erik Truffaz ist ein musikalischer Kosmopolit, der auch auf seinen vorherigen Alben immer neue und andere Wege gegangen ist: HipHop, elektronische Musik, Klassik. Er ist einfach ein Tausendsassa, wenn es um Musik geht. In Frankreich wird er der Trompeter der Freiheit genannt und als ebenbürtiger Nachfolger der Legende Miles Davis. Jetzt hat er sich viel mit der Musik aus Mali beschäftigt. Der Albumtitel "Doni Doni" heißt auf der Landessprache Bambara übrigens "Schritt für Schritt" – also ganz easy und das hört man auch wirklich in der Musik. Da treffen dann malische Instrumente wie das tänzelnde Daumenklavier oder die Stimme Rokia Traorés auf Truffaz lässige Bläserharmonien ganz unaufgeregt aufeinander. Das Album ist aber musikalisch keinesfalls auf Mali begrenzt.
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Rokia Traoré
Trompeter der Freiheit
Truffaz steht mit seiner Trompete natürlich im Zentrum. Aber – und das ist eigentlich das Besondere – er schafft es, allen anderen Musikern genug Raum neben sich zu geben: Truffaz lässt seine Bandkollegen auch mal ziehen, so kommt es auch zu groovigen Funk-Escapaden wie in Pacheco. Es ist einfach ein sehr fein eingespieltes Quartett, zu nennen an dieser Stelle sein neuer Jazz-Drummer aus New York Arthur Hnatek, der italienische Bassist Marcelo Giuliani und der französische Keyboarder Benoit Orboz.
Geniales Quartet
Neben dem Einfluss aus Westafrika geht Eric Truffaz aber auch Richtung HipHop: Oxmo Puccino ist mit an Bord, das Schwergewicht der derzeitigen, französischen Rap-Szene. Man muss sagen, ein sehr vielseitiges und anspruchsvolles Album. Aber von Freigeist Truffaz wird man da sehr angenehm durchgeführt, ganz im Sinne von Miles Davis, der in Eric Truffaz auf jeden Fall einen gebührenden Nachfolger hat.
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Stand: 05.02.2016, 10.00 Uhr
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