Süpertunes - Eska | St Germain: Fantasy-Folk & Roots-Elektronik
Die in Zimbabwe geborene Londonerin Eska legt mit 44 Jahren ein ausgereiftes aber auch abenteuerliches Album vor und der legendäre französische Elektronik-Maestro St Germain feiert mit seinem dritten Album Wiederauferstehung.
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Eska: Eska
Eska: Eska (Naim)
Noch ist sie ist ein Geheimtipp, doch der Zustand wird nicht lange anhalten. In Großbritannien, wo das Debütalbum von Eska , wo das Album schon Ende April erschienen ist, wird die Sängerin, Musikerin und Komponistin von den Medien gefeiert und Jamie Cullum, Gilles Petersen & Laura Mvula sind erklärte Fans.
A Star is born
Eska Mtungwazi, Künstlername Eska, in Simbabwe geborene Londonerin, hat früh mit der Musik angefangen. Als sie neun war, gab es in der Schule die Möglichkeit Geige zu lernen und sie griff zu, verliebte sich vom ersten Moment an in das Instrument. Dabei ist es nicht geblieben, auf ihrem Album spielte sie eine ganze Palette an Instrumenten, nicht nur Geige, Keyboard, Piano, Gitarre, Klarinette oder Cello, sondern sie setzt auch alles andere ein, was Sounds hergibt, präpariertes Klavier, mit Draht bespannte Teekisten, Röhrenglocken und ein Heizkörper wird zum Perkussion-Instrument. Das pulsiert, das groovt und man fragt sich immer wieder: Was war das? Willkommen in Eskas Klanguniversum!
Kein unbeschriebenes Blatt
Dass Eska ihr Debütalbum erst mit 44 Jahren gemacht hat, heißt nicht, dass sie nicht dauernd im Studio und auf der Bühne stand. Die meisten Menschen haben sie schon gehört, denn die Sängerin und Musikerin hat auf über 150 Alben mitgewirkt, hat mit Stars wie Grace Jones gearbeitet, mit Bobby McFerrin, Tony Allen, dem Cinematic Orchestra, Baba Maal, Zero 7, Nitin Sahwney oder Matthew Herbert. Eska hat für diese Kollegen gesungen, Songs geschrieben, wurde als Musikerin gebucht und als Produzentin. Matthew Herbert war dann derjenige, der ihr sagte: Mach doch mal dein eigenes Ding!
Zurück auf Start
Irgendwann wusste Eska gar nicht mehr, was sie selbst eigentlich für eine Musik machen will - weil sie immer nur die der anderen gespielt hatte. Sie nahm sich eine Musik-Auszeit und arbeitete als Lehrerin an einer Grundschule und stellte plötzlich fest, dass sie eigentlich auf Folk steht. Das Ergebnis ist ihr Debütalbum, musikalisch ein wunderbarer Mix aus Folk, Soul, Blues und Elektronik. Bevor sie die Aufnahmen gemacht hat, fragte sie sich: Ich bin schwarze Londonerin, wo hört man das in meiner Musik? Man hört es, weil sie eine echte Soulstimme hat. Aber Eska macht keinen Soul. Sie hat das selbst ganz lustig auf den Punkt gebracht und gesagt: "Zu viele Leute hören mit den Augen. Schau mich an: Ich bin schwarz und rund, also bin ich eine Soulsängerin" - aber genau das ist sie eben nicht. Den Soul hat sie nur auf den Stimmbändern. Und mit dieser besonderen Stimme singt sie vom englischen Himmel, von ihrer kleinen Tochter und ganz viel von Figuren aus der Mythologie und der Bibel, weil sie diese Geschichten schon als Kind so gerne gehört hat.
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St Germain: St Germain
St Germain: St Germain (Warner)
Dieses Album ist wie ein Paukenschlag! Ludovic Navarre, bekannt unter dem Künstlernamen St Germain hat sein drittes Album gemacht. Der Mann war ab Mitte der Neunziger zusammen mit Air, Laurent Garnier oder Daft Punk einer der wichtigsten Protagonisten der französischen Elektronik. Supererfolgreich und dann war er plötzlich weg. Und jetzt - 15 Jahre nach seinem letzten Album - taucht der wieder auf.
Die Flucht
Navarre hatte die Nase voll. Der Franzose ist ein scheuer Mensch und der Mega-Erfolg war ihm über den Kopf gewachsen. Von "Tourist", seinem zweiten Album, das 2000 erschienen ist, hat St Germain an die vier Millionen Exemplare verkauft und war dann zwei Jahre auf Tour, weil alle ihn haben wollten. Seinem Song "Rose Rouge" konnte man jahrelang gar nicht entkommen. Danach wollte er auch mit dem, wie sich die elektronische Szene entwickelt hatte, nichts mehr zu tun haben. Er zog sich in ein Häuschen auf Korsika zurück und tat erst einmal nichts, rein gar nichts.
Irgendwo in Afrika
Früher bewegte sich St Germain virtuos auf der Grenze zwischen Elektronik, Jazz, Blues und House und seine zwei Alben sind Klassiker dieses Genres. Für sein drittes Album wollte er musikalisch wieder zu ursprünglicheren Sounds zurück, Roots-Sounds wie er sie nennt, und hat sich deshalb ganz viel angehört, südafrikanische Musik, Highlife aus Ghana und Nigeria, den Wüstenblues der Tuaregs - und irgendwann blieb er in Mali hängen, beim Sound von Instrumenten wie Balafon, Kora oder N'goni und den malischen Gesängen. Er wollte, dass die afrikanischen Aufnahmen eher klingen, wie bei einer Hochzeit gespielt oder einem Dorffest und nicht wie bei einem Konzert. Erst danach mischte er E-Gitarre, Piano, Sax und die Elektronik dazu.
Die Mischung machts
Mal schwebt die Stimme des Sängers und Musikers Zoumana Téréta aus Mali über den Loops, mal singt die malische Sängerin Nahawa Doumbia, dann wieder hört man alte Aufnahmen von zwei bereits verstorbenen Blues-Urgesteinen, von Lightnin' Hopkins und R.L. Burnside. Der Franzose hat sechs Jahre am neuen Album gearbeitet, aber es hört sich nicht so an, man meint, die Musiker haben alles live in Echtzeit aufgenommen. St Germain ist ein Meister der Musik-Hybride und er ist seiner Arbeitsweise treu geblieben, ganz unterschiedliche Zutaten zusammenbringen und eins werden zu lassen. Womit er auch zeigt, dass die Welt in der Popmusik wirklich sehr zusammengewachsen ist.
Stand: 08.10.2015, 21.00 Uhr
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