Musikspecial - Revolutionäre Musiker: Explosiver Sound, provokante Lyrics
Soziale Bewegungen haben in Lateinamerika eine lange Tradition und befinden sich zurzeit wieder im Aufwind. Die sozialen und ökonomischen Gegensätze sind oft noch immer gewaltig und geben Anlass für viele politische Auseinandersetzungen. Calle 13 mischen dabei mit!
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Calle 13
Audio
- Audio: Revolutionäre Musiker - Calle 13 (04:05 min.) Siham El-Maimouni im Gespräch mit Steen Thorsson, Süpermercado
In Lateinamerika gibt es eine lange Tradition politischer Liedermacher - sowohl in der Phase nationaler Befreiungsbewegungen, als auch gegen Diktatoren und autoritäre Regime in den 70er Jahren - Musik mit politischen Botschaften gehört zum Leben und der Kultur auf dem Kontinent.
Unbequeme Stars
Calle 13 aus Puerto Rico gehören zu den schillerndsten und aktivsten Gruppen, wenn es darum geht, sich in politische Konflikte in Lateinamerika mit ihrem explosiven Sound und politischen Lyrics einzumischen. Aktuell solidarisieren sich Calle 13 in verschiedenen Aktionen mit den Opfern der 43 verschwundenen Studenten von Ayotzinapa in Mexiko. So zum Beispiel auch bei einem Konzert in Mexiko-City im November 2014. Dort hat Frontmann Pérez während der Show Familienangehörige der Vermissten auf die Bühne geholt, um sie sprechen zu lassen. Bei der diesjährigen Grammy-Verleihung haben Pérez und Cabra T-Shirts mit der Zahl 43 getragen - und damit für einen Medienskandal gesorgt.
Zensur und Solidarität
In ihrer Heimat Puerto Rico haben Calle 13 immer wieder die eigene Regierung und die Missstände in dem Land kritisiert: Armut, das marode Bildungssystem und die Abhängigkeit von den USA. Den "Querido FBI" etwa haben sie dem Unabhängigkeitskämpfers Filiberto Ojeda Rios gewidmet, der durch das FBI umkam. Die Band wurde sogar schon mit einem Auftrittsverbot belegt - vier Jahre lang konnte sie nicht in Puerto Rico spielen. Aber auch über die Grenzen Lateinamerikas hinaus mischen Calle 13 sich ein: Frontmann Réné hat 2012 Wikileaksgründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft besucht - und mit ihm den Song "Multi-Viral" geschrieben. In dem Song wird Manipulation der Medien und organisierte Desinformation seitens verschiedener Staaten kritisiert.
Queer and Beyond
Calle 13 sind Stars in Lateinamerika und füllen dort Stadien. Andere Künstler sind unmittelbar auf der Straße unterwegs und unterstützen dort soziale Bewegungen. Die Kumbia Queers aus Argentinien beteiligen sich an vielen politischen Aktionen - beispielsweise an Besetzungen von Häusern, um sich für die Rechte von Schwulen, Transgender und Lesben stark zu machen. Als es in Brasilien 2013 zu Massenprotesten kam, gingen auch Rapper wie Criolo mit auf die Straße. Er selbst hat zu den Protesten gegen die Fahrpreiserhöhungen in São Paulo, die wieder zu einer sozialen Massenbewegung führten, gesagt: "Ich bin nicht als Künstler auf der Straße, sondern als Bürger. Ich drängele mich nicht in den Vordergrund. Bei dieser Bewegung sind wir alle die Protagonisten."
Stand: 15.06.2015, 10.30 Uhr
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