Global Pop Classics - Björk "Post"

Von Heiko Behr

Als Björk 1995 ihr zweites Album "Post" veröffentlicht, wird klar: diese Frau ist keine Eintagsfliege. Es zeigt sich ungeheures Potential. Und auch 20 Jahre später ist das Album ein vibrierender, zeitloser Klassiker.


Björk: "Post"
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Björk: "Post"

Das schwierige, zweite Album ist ja schon fast eine Pop-Erzählung für sich. Die Liste der Musiker, die ihr Pulver allzu schnell verschossen haben, sie ist lang. Nicht so bei Björk. Das wird allen im Sommer 1995 klar, als sie "Post" veröffentlicht. Ein triumphales, vibrierendes Album, das den elektronischen Pop ihres Debüts nicht nur weiterschreibt, sondern auch an Sounds anschließt, die man nur selten im Mainstream findet.

Sie schreibt Songs im Kleide eines Big-Band-Songs, bleibt im Herzen aber immer Pop. Der immense Erfolg, den die Isländerin im Laufe ihrer Karriere haben sollte und der sie sogar ins Museum of Modern Art in New York führen sollte – darin liegt er begründet. Björk experimentiert furchtlos, bleibt aber: Pop.

Die Wurzeln liegen frei

Auf "Post" liegen die Wurzeln für all das, was noch kommen sollte, hier hat sie sich von ihrer Indie-Rock-Vergangenheit endgültig gelöst. Und auch das wird sich durch ihre Karriere ziehen: Björk arbeitet mit wichtigen Künstlern ihrer Zeit zusammen. Und Mitte der 90er sind das eben Techno-Produzenten einerseits, Trip-Hop-Musiker aus dem Massive Attack-Umfeld andererseits. Und diese Zusammenarbeiten hinterlassen ihre Spuren

Emotionale Alter Egos

Wie schon bei ihrem Debütalbum geht es Björk um einen ganzheitlichen Ausdruck: besonders ihre Videos hinterlassen Eindruck und ebnen ihr den Erfolg - auch in den USA. Ob sie sich inszeniert als zwischenweltliches Zukunftswesen, als Computerspielfigur oder Roboter: sie lebt ihre Emotionen nicht nur in ihren Songs und Texten aus, die Videocharaktere korrespondieren eng mit diesen Emotionen und produzieren neue Facetten, neue Abzweigungen ihrer Alter Egos. Wie in "Army Of Me", wo ein Bild hängen bleibt: Björk, die als unerbittliche Truckfahrerin alles plattwalzt, was ihr in den Weg kommt und sich mit einem Gorilla am Boden wälzt.

Von wegen "Elfe"

Natürlich ist es besonders diese Vielschichtigkeit, die Björk und "Post" so herausstechen lässt. Sie lässt sich von den beengenden, immergleichen Zuschreibungen der Medien als exotische "Elfe" nicht irritieren, sondern zeigt sich als komplexe Künstlerin, die eine unglaubliche Bandbreite an Ausdrucksformen hat, auf die sie seit "Post" immer mehr zurückgreifen wird. Dieses Album ist ein Schnappschuss, die Momentaufnahme einer Künstlerin, die noch Großes vor sich hat und die auf ihre Intuition vertrauen kann: auch Jahrzehnte später ist "Post" zeitlos, staubfrei - ein vibrierender, schwereloser Klassiker.



Stand: 02.08.2015, 17.00 Uhr



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    Uhrzeit Interpret und Titel
    01.40 Dibi Dobo Feat. Angelique Kidjo: Ekomole
    01.37 Diamond Platnumz: Utanipenda
    01.35 Irene Ntale: Otubatisa
    01.32 Vanessa Mdee: Never Ever
    01.30 Gabu & Kristoff: Dirunk
    01.28 Vvip Feat. Sena Dagadu: Skolom
    01.26 Theo Thomson: Magic
    01.23 Magasco Ft Duc Z: Fine Boy
    01.20 Sketchy Bongo: Let You Know
    01.18 Ice Kid: Hey Mama

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