Global Pop Classics - Talking Heads : "Remain in Light"
1980 erschien das vierte Album der us-amerikanischen Band Talking Heads, das als Meisterwerk der Popmusik gilt. Die Songs beeinflussen bis heute Bands von Vampire Weekend bis Arcade Fire. Der größere Erfolg für die Musiker um David Byrne kam erst Mitte der Achtziger Jahre, doch "Remain in Light" ist unbestritten ihr bestes Album.
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Talking Heads: Remain in Light
New Yorker Neurosen
Beunruhigt, fast hysterisch verlangt David Byrne: "Schaut euch diese Hände an!", während auf der Gitarre herum gesägt wird, die Basssaiten nach zum Zerreißen gespannten Nerven klingen und Sounds aus einem japanischen Videospiel sich breit machen. "Born under punches", der Opener enthält schon fast alle Zutaten von "Remain in Light": Funk, afrikanische Rhythmen, Rocksteady, Disco, Noise, Rap, Jazz ... mörderische Grooves, hypnotische Chöre und mittendrin immer dieser etwas rastlose Typ mit seiner leicht überdrehten Stimme, der von New Yorker Neurosen erzählt.
Pop ohne Happy End
Fast jedes Stück des Albums ist heute ein Klassiker und "Once in a Lifetime" der Beweis, dass auch ein Popsong ohne Happy End ein Ohrwurm sein kann. Ein Mann stellt sein komplettes Leben in Frage und zu dieser dunklen Vision tanzt man bis heute. Doch musikalisch war die Band ihrer Zeit so weit voraus, dass das Album damals kein Verkaufsschlager war. Disco war vorbei, New Wave noch nicht da, Punk & HipHop gerade am weltweiten Durchstarten. Den Begriff World Music gab es noch gar nicht und mit Rock hatte der Sound der Talking Heads kaum noch was am Hut.
Black and white
"Zu schwarz für weiße Radios und zu weiß für schwarze Radios", erinnert sich David Byrne an die Reaktionen 1980. Er und Produzent Brian Eno hatten sich davor mit Voodoo und afrikanischen Kulturen beschäftigt und die Band wollte Popmusik auf ein neues Level hieven. In dieses Konzept passte eine orientalische Trompete genauso gut wie die avantgardistischen Bleeps und Plonks von Brian Eno oder das schreiende Instrument von Gitarren-Gott Adrian Belew.
Body and Soul
Jeder Song ist anders auf "Remain in Light", einzig der Funk-Groove, der vor allem aus dem Bass von Tina Weymouth kommt, zieht sich über das ganze Album und eine eher dunkle, subtil paranoide Stimmung. Kopf und Körper bekommen auf "Remain in Light" gleich viel Futter. Die Talking Heads waren sicher die ersten, die eine Kombination aus anspruchsvollen Texten und Global Pop auf den Dancefloor brachten. Der 39 Minuten lange Trip durch weltweite Sounds ist auch heute noch ein echtes Abenteuer.
Stand: 31.07.2015, 21.00 Uhr
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