CD der Woche - Hombre de Piedra: Der Höhlenmensch als Genie
Axel Krygier ist das Enfant Terrible des Global Pop. Für sein neues Album hat sich der argentinische Multiinstrumentalist von Höhlenmalereien und Steinzeitmenschen beeinflussen lassen - eine Zeitreise mit skurrilen Sounds aus Rockabilly, Spaghetti-Western und viel Humor.
Axel Krygier ist ständig in Bewegung: Seit über 20 Jahren hüpft er geschmackssicher durch Stilwelten der Popmusik. Der studierte Pianist hat in Rockbands gespielt und Filmmusik geschrieben: Anden-Pop und poetischen Folk mit Cumbia Digital vermischt. Gewitzte und detailverliebte Überraschungen gehören zu seinen Markenzeichen. Das gilt auch für sein neues Album. "Hombre De Piedra" ist vom französischen Dokumentarfilm "Le Ciel des Premiers Hommes" inspiriert. Eine Astronomin erklärt darin anhand der berühmten Höhlenmalereien von Lascaux, dass es bereits in der Steinzeit Forscher gab, die komplexe Sternenbilder gemalt haben.
Auf der Spur des Höhlenmenschen
Für Axel Krygier bietet der Film einen Anstoß, um sich über Zeitlosigkeit, die Kultur des Primitiven und die Paradoxe der modernen Zivilisation Gedanken zu machen. "Hombre de Piedra" ist ein Roadmovie in elf Episoden, die wir gemeinsam mit einer prähistorischen Spezies erleben. Der Titelsong erzählt von einem Traum des Autors, der sich in der Höhle von Lascaux abspielt. Begeistert von der Komplexität der Malkunst wirft er seine bisherigen Klischees über Bord und erklärt den Höhlenmenschen zum geheimnisvollen Forscher - und Genie. Krygier legt über seine Gesangsstimme skurrile Effekte und entlockt dem Synhtesizer atonale Akkorde. Auf "Mi Piel De Animal" begegnen wir einem haarigen Yeti, der durch Schneelandschaften stapft. Krygiers Stimme ist dermaßen tief, dass sie an die experimentellen Phasen von Tom Waits erinnert.
Der Alleskönner
Die quirlige Spaghetti-Western-Nummer "Mosquito" erzählt humorvoll von einer hartnäckigen Mücke. Auf "Esa Paz" singt Krygier mit Maria Ezquiaga in hohen Lagen über die Illusion des Seelenfriedens - ein herrlich verträumter Popsong, begleitet von kosmischen Synthesizern. Axel Krygier hat "Hombre De Piedra" zunächst mit seiner Band an Gitarre, Schlagzeug und Bass in mehreren Studiosessions eingespielt. Erst in einem zweiten Schritt hat der virtuose Musiker allerlei Tasteninstrumente, cinematische Samples und Hall-Effekte hinzugefügt. Wenn er etwas in die Welt sende, dann müsse es durch seinen Filter gehen, sagt der Argentinier. Und der sei nun einmal ziemlich fein justiert. Kein Wunder also, dass Krygier sogar die Regie seiner eigenen Musikvideos und das Cover-Layout übernimmt.
Humor und Unterhaltung
Die Soundwelt des Axel Krygier steckt voll von clever eingesetzten Wendungen. Rockabilly-Melodien, Balkanklänge, Disco-Anleihen und B-Movie-Sounds lassen direkt das Kopfkino anspringen. Das Produzenten-Genie Axel Krygier ist in der Lage, jegliche Stile und Rhythmen miteinander zu verbinden. Und er legt sich niemals fest.
Stand: 02.03.2015, 00.00 Uhr
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