CD der Woche - Bays Bässe in der Bucht

Von Adrian Nowak

Fat Freddy’s Drop sind der Exportschlager aus Neuseeland. Das Musikerkollektiv um DJ Fitchie und Soulcrooner Joe Dukie erweitert seine Soundpalette aus Dubreggae und Jazzbläsern um elektronische Elemente. "Bays" wummert wohlig unten rum und schwingt sich vertrippt zu neuen Höhen auf.


Fat Freddy's Drop - Bays
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Fat Freddy's Drop - Bays


Neuseeland ist das Land in dem mehr Schafe leben als Menschen. Hier gibt es schräge Vögel wie das Nationaltier Kiwi, die faszinierende Kultur der Maori und imposante Landschaften aus "Herr der Ringe". Dazu gehört auch ein besonderer Sound und den machen Fat Freddy’s Drop. Ihr erstes Studioalbum von 2005 wurde zum erfolgreichsten Album einer neuseeländischen Band, ausgezeichnet mit neunfach Platin. Und auch in Europa werden sie im Laufe der Jahre immer beliebter, in London spielten sie im vergangenen Jahr vor 10.000 Fans.

Groove ohne Rhythmusgruppe

Seit über 15 Jahren sind Fat Freddy’s Drop aktiv. Gegründet wurde die Band von dem Beatbastler DJ Fitchie. Der jammte Ende der 90er Jahre zusammen mit dem Trompeter Toby Laing und dem Sänger Dallas "Joe Dukie" Tamaira. Die experimentellen Beats aus dem Sampler von DJ Fitchie bilden bis heute das Rückgrat der siebenköpfigen Band und ersetzen Schlagzeug und Bass. Nicht nur die Herangehensweise von Fat Freddy’s Drop ist ungewöhnlich. Da es in dem dünn besiedelten Neuseeland kaum Einflüsse aus dem Ausland gegeben hat, entwickelten sie eine Mischung aus Reggae, Soul und Funk, basierend auf dem Groove und dem Prinzipien von Dubmusik. In teilweise 10-minütigen Songs hört man verträumte Loops, auf denen immer wieder zusätzliche musikalische Elemente wie Bläser, Gitarren und zum Schluss der Soulgesang von Joe Dukie aufgeschichtet werden.


Fat Freddy's Drop: iTunes Sessions (Ausschnitt)
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Fat Freddy's Drop

Isolation und Kreativität

Ihre Songs entwickeln die Freddys immer gemeinsam, Songideen werden bei Konzerten weitergedacht, und später im Studio aufgenommen. Doch für "Bays" wählten sie zum ersten Mal eine andere Herangehensweise. Sie zogen sich sechs Monate in ihr Studio "Bays" zurück, einem ehemaligen Schallplattenpresswerk in der Nähe von Wellington. Abseits von Publikum und Tourstress haben sie neun neue Stücke produziert. Auf "Bays" klingen Fat Freddy’s Drop kantiger und experimenteller. Bei Songs wie "Wheels" und "Razor" kommen sogar gerade, elektronische Beats zum Einsatz. Geblieben ist der hypnotische Charakter der Musik und der wilde Stilmix. Für das Stück "Makkan" samplen sie orientalische Trommeln und mischen sie mit akustischen Gitarren und gefühlvollem Neo-Soulgesang. In "10 Feet Tall" trifft hypnotischer Dub auf melancholische Jazz-Melodien. Vertrippte Loops laden oft zum Träumen ein, ehe man von knackigen Funk-Bläsern wieder in die Realität zurückgeholt wird.

Global Bays

Der Rote Faden auf "Bays" ist die sanfte Stimme von Sänger Joe Dukie. Der Soulpoet singt über Liebe, Alltagsflucht und sogar magische Fische. In dem Stück "Wairunga Blues" huldigt die Band einem Bauernhof, auf den sie sich in ihrer Freizeit gerne zurückziehen und auf dem DJ Fitchie die Managerin der Band geheiratet hat.



Stand: 26.10.2015, 09.30 Uhr