CD der Woche - Homeland Von Heimat, Handwerk und Höhlen

Von Adrian Nowak

Hindi Zahra ist die Nomadin des Global Pop. Mit "Beautiful Tango" wurde sie in Frankreich zum Star. Nun kehrt sie in ihre Heimat Marokko zurück. Auf "Homeland" streift sie Chanson, Wüstenblues und bezieht sich stark auf die Kultur der Berber.


Hindi Zahra: Homeland
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Hindi Zahra: Homeland

Hindi Zahra kommt 1979 in Khouribga im Norden von Marokko zur Welt. Ihre Mutter ist Marokkanerin, ihr Vater Franzose. Zuhause wächst sie mit der Sprache und der Kultur der Berber auf, hinzu kommen arabische Einflüsse. Mit zwölf holt sie der Vater nach Paris, wo sie Musikunterricht bekommt und eigene Songs schreibt. 2007 hat sie einen kleinen Hit mit der Demoversion von "Beautiful Tango". Später landet der Song auf ihrem Debütalbum, das beim renommierten Jazz Label Blue Note erscheint. Das Album wird unter anderem mit dem "Prix Constantin" ausgezeichnet und der Song "Imik Si Mik" taucht in einem Werbespot von Chanel auf. Hindi Zahra begibt sich auf eine ausgedehnte Tournee, 2012 geht sie für eine Auszeit nach Marrakesch.

Inspiration zwischen Höhlen und Bergen

In der sogenannten "Perle des Südens" von Marokko zieht sie sich zurück, um sich von den Strapazen der Tour zu erholen. Im pulsierenden Stadtleben, aber auch bei Besuchen auf dem Land findet sie Inspiration. Vor allem beeinflusst sie das einfache Leben von ihrem Stamm, den Berbern, die halbnomadisch oder als Bauern in Bergdörfern leben. Die Berber weben Teppiche oder töpfern. Die Ruhe und Geduld der Handwerkskunst wendet Zahra auf ihr Musikschaffen an. Außerdem verbringt sie einige Zeit in den Höhlen zwischen Essaouira und Agadir - eine Ode an die Natur und die ursprüngliche Lebensweise der Berber ist das Eröffnungsstück "To The Forces".

Mit Rhythmus um die Welt

Die Grundlage für das Album schafft sie mit dem aus Essaouira stammenden Perkussionisten Rhani Krija. Krija ist unter anderem Teil der Band von Sting, spielte schon mit Musikern wie Mary J Blige, Salif Keita, Klaus Doldinger oder dem WDR Rundfunkorchester. Krija kommt mit einem LKW voller Percussioninstrumente zu Hindi Zahra, gemeinsam experimentieren sie mit unterschiedlichen Rhythmen aus Afrika, Europa und Südamerika. Inspiriert von diesen Grooves schreibt Hindi Zahra ihre neuen Songs. "The Blues" vereint mit Bombino an der Gitarre Elemente aus dem Wüstenblues der Tuareg mit Sufi-Rythmen aus dem Iran. In "Capo Verde" lässt sie sich von der Morna einer Cesaria Evora inspirieren.

Fortsetzung zu "Beautiful Tango"

In den Texten geht es oft um die Liebe, aber auch andere Themen finden ihren Platz. In dem sinnlichen Bossa Nova "Can We Dance" liefert sie eine Ode an das Tanzen, eine Art Fortsetzung zu "Beautiful Tango". "Silence" beschreibt die heilende Kraft der Ruhe. Bei dem Song "Un Jour" hören wir Hindi Zahra zum ersten Mal auf Französisch singen. Das Liebeslied gleitet geschmeidig auf einer Art Flamenco, während Zahra über Vergänglichkeit und Traurigkeit singt.

Patriotin und Weltbürgerin

Hindi Zahra entwickelt auf "Homeland" ihre Songwriterkunst weiter, man hört nun etwas mehr Wüstenstaub wehen und weniger leichtfüßigen Swing. Während der Auszeit hat sie verschiedene Rhythmen entdeckt, die sie gekonnt mit ihrem eigenen Sound verbindet. So entsteht ein offener Heimatbegriff, der sich auf viele unterschiedliche Traditionen bezieht und einen sehr eigenen Sound entfaltet: Sinnlich, spirituell und weltgewandt.


Stand: 13.04.2015, 00.00 Uhr