CD der Woche - Balas y Chocolate Munition und Schokolade

Von Daniel Fernando Wahl

Lila Downs singt über bittersüße Schicksale in Mexiko. Das neue Album der Powerfrau steht im Zeichen der Zerrissenheit in ihrer Heimat - zwischen Gewalt und Sinnlichkeit. Mit einem selbstbewussten Mix aus Foklore, Cumbia und Popmelodien.


Lila Downs: Balas y Chocolate
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Lila Downs: Balas y Chocolate

Lila Downs kam 1968 in einem Dorf in der mexikanischen Provinz Oaxaca als Tochter eines US-amerikanischen Filmemachers und einer mixtekischen Indianerin zur Welt. Seit den 90er-Jahren entwickelt "die singende Frida Kahlo“ ihren ganz eigenen Stil. Frauen wie Mercedes Sosa haben sie mit Liedern wie "Gracias a la vida" zum Umdenken inspiriert. Musikalisch versiert und politisch engagiert setzt sich Lila mit der mexikanischen Migration in die USA oder den unterdrückten indigenen Kulturen auseinander. Auf "Balas y Chocolate" kämpft sie nun für mehr Gerechtigkeit in ihrem Heimatland Mexiko.

Singende Frida Kahlo

Lila Downs wollte nie berühmt werden. Sie wirkt nach wie vor authentisch und geht bescheiden mit ihrem internationalen Erfolg um. Wäre es damals nach ihrer Mutter gegangen, dann wäre aus der heute studierten Anthropologin eine Opernsängerin geworden. Mit ihrer vielseitigen Stimme schlüpft Lila Downs auch auf ihrem neuen Album in verschiedene Gesangsrollen und schafft dadurch einen vielfältigen Sound aus Blues und Cumbia, Corridos und Rancheras, Latin Pop und Rock.

Munition geladen

Die "Balas" (Munition) im Titel des neuen Albums stehen für Gewalt und Verbrechen in Mexiko. Täglich wird über Massengräber, Hinrichtungen und Entführungen in Mexiko berichtet. Der Song "La Patria Madrina" (Das Mutterland) ist ein Duett mit dem kolumbianischen Pop-Rock-Star Juanes und thematisiert das unerträgliche Leid auf dem ganzen Subkontinent. Gleichzeitig richtet er sich gegen die verantwortungslose Ausbeutung von Mutter Natur. Das Video zum Song spielt mit Bildern der mexikanischen Revolution und aktuellen Protestmärschen.

Santa Muerte

Der Tod als täglicher Begleiter im Leben wird auf "Balas y Chocolate" gleich in mehreren Formen besungen. Der Duft des Copal-Rauchs im Song "Humito de Copal" führt den Hörer direkt zum jährlichen Dia de Los Muertos. Und auch der Rumba-Pop von "Son de Difuntos" (Lied der Verstorbenen) und die Cumbia "Viene la Muerte Echando Rasero" (Der Tod kommt mit der Sense) zeigen, wie präsent der Tod im Leben vieler Mexikaner ist. Früh musste sich die junge Lila mit dem Verlust ihres Vaters auseinandersetzen. Zuletzt klopfte der Tod an ihre Haustür, als bei ihrem Ehemann und Produzenten Paul Cohen eine zu unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde.

Leidenschaft und Vielfalt

Besonders das Stück "Mano Negra" (Schwarze Hand) zeigt die stilistische Bandbreite von Lila Downs auf: Der Song ist eine Mischung aus präkolumbianischen Instrumenten, Mariachi-Bläsern und Klezmer-Musik. Auf "La Farsante" (Die Schwindlerin) wiederum singt sie im Duett mit der mexikanischen Legende Juan Gabriel und prangert die Untreue zwischen Mann und Frau an. Auf "Balas y Chocolate" schafft es Lila Downs eindrücklich, politischen Anspruch und persönliche Geschichten mit musikalischer Authentizität aus ihrer Heimat Mexiko zu verbinden.


Stand: 13.07.2015, 00.00 Uhr