CD der Woche - Caja de Musica Swing auf Kolumbianisch

Von Johannes Paetzold

Eine Band aus Kolumbien, die nicht mit einer Spielart von Cumbia aufwartet und dann noch mit französischem Bandnamen - das sind Monsieur Periné. Ihr Swing aus Gypsy, Jazz, afrokolumbianischen Rhythmen und leichten Popmelodien ist der Sound des Sommers.


Monsieur Periné: Caja de Musica
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Monsieur Periné: Caja de Musica

Die Flaggschiffe der kolumbianischen Musik wie die Gruppe Bomba Estereo knüpfen meist an die Cumbia-Traditionen an. Die Musiker von Monsieur Periné trafen sich an der Uni als Fans von Jazz, Gypsy, Swing und Popsongs. Und sie hatten mit diesen Stilen als Newcomerband vor drei Jahren unerwartet großen Erfolg - für das Debütalbum "Hecho a Mano" gab es goldene Schallplatten, die Band tourte um die Welt und gerade ihre Andersartigkeit kam weltweit gut an. Das neue Album "Caja de Musica" enttäuscht die Fans nicht. Und legt sogar noch eine Schippe drauf.

Das schwierige zweite Album


Gitarrist Santiago Sarabia und Sängerin Catalina Garcia, die Songschreiber bei Monsieur Periné, taten sich lange schwer, dem ersten Erfolg ein ebenbürtiges zweites Album nachzulegen, ohne sich zu wiederholen. Der kreative Knoten platzte erst, als man sich mit Eduardo Cabra anfreundete, die eine Hälfte des puertorikanischen Erfolgsduos Calle 13. Cabra ist nicht nur ein versierter Musiker, sondern auch als Produzent ein international gefragter Mann. Er stellte der Band einen ganzen Monat lang sein Aufnahmestudio zur Verfügung und brachte die Musiker auch mit einem klassischen Orchester in Puerto Rico zusammen. Ob Ballade oder Uptempo Nummer - "Caja de Musica" klingt unter Führung von Eduardo Cabra wie aus einem Guss: Gut produziert, ohne überfrachtet zu sein.

Neue Ufer

"Suin à la Columbiana" wurde der Beiname für die Musik von Monsieur Periné und auch das zweite Album glänzt mit dieser Mischung aus Swing, Gypsy Jazz und Pop. Unter Cabras Führung haben sich Monsieur Periné auch an neue Rhythmen herangetraut, nehmen diesmal ihre Heimat stärker ins Repertoire auf. Der Song "Déjame Vivir" wird mit Bachata-Klängen von der Dominikanischen Republik unterlegt. Und auch der vertraut klingende Chanson "Tu m'as promis" verbirgt bei genauem Hinhören eine mittelamerikanische Merengue-Rhythmik. Diese Erweiterungen sollen aber keine Spielereien und kein Selbstzweck sein. Mittelamerika hat viele Wurzeln in europäischen Musiktraditionen, und über den Swing lassen sich diese spielend miteinander verbinden.

Freiheit vom Pazifik

Sängerin Catalina Garcia kommt ursprünglich aus Cali, sie ist weniger geprägt vom Cumbia-Fieber der Hauptstadt Bogota. Auf "Caja de Musica" überrascht sie einmal mehr mit französisch gesungenen Chansons. So singt sie: "Ein Chanson hast Du mir versprochen, für Spaziergänge im Mondlicht und zum Tanzen im Regen." Das ist lyrisch, das ist leichtfüßig und typisch Periné, aber textlich hat sich Garcia auch weiterentwickelt. Neben Liebe und Herzschmerz geht es um die Freiheit im Song "Mi Libertad" und wie wichtig es ist, sich im Hier und Jetzt zu entfalten, egal welche Hindernisse den Weg ins tägliche Abenteuer versperren wollen. Dabei gleitet Garcia von Song zu Song mit ihrer ausdrucksstarken wie sinnlichen Stimme leichtfüßig zwischen dem Französischen und Spanischen hin und her.

Musikalische Souvenirs

"Caja de Musica" - übersetzt die "Musikbox" - das sind kleine Spieldosen, die man in Andenkenläden kaufen kann und auf denen jeweils eine kleine Songpasage gespielt werden kann. Als Gitarrist Santiago Sarabia diese Musikkistchen in einem Laden auf Reisen sah, kam die Idee des Albumtitels und des Konzepts für das Album. Jeder der 15 Songs auf "Caja de Musica" ist als ein Mitbringsel von den weltweiten Tourneen der Band gedacht, inspiriert von Nächten unter fernen Sternen, gestützt durch Swing und regionale Einflüsse. Alle 15 Musikkisten zusammen ergeben einen erfrischenden Sommerpop von Kolumbiens Pazifikküste.



Stand: 27.07.2015, 00.00 Uhr