CD der Woche - Resistance: Grenzenloser Widerstand
Afrobeat, Jazz und Soul – Album für Album haben sich die sechs kanadischen Musiker empor geschraubt, um nun mit einem Bouquet voller Energie geladener Songs zwischen Party und Politics und einem neuen frankokaribischen Einfluss ihr bislang bestes Werk vorzulegen.
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The Souljazz Orchestra: "Resistance”
Audio
- Audio: CD der Woche - Resistance (03:01 min.) Süpermercado
Gegründet wurde das Orchester Anfang der Nuller Jahre und besteht aus sechs Musikern mit Roots in Italien, USA, Nigeria, Slowakei, Frankreich und England. Die Band um Keyboarder Pierre Chrétien begann mit elegischen Instrumentalalben, die mal sphärisch mal treibend bereits aus der Schar vergleichbarer Funkbands herausstachen. "Resistance", ihr inzwischen siebtes Album, macht nochmal einen Riesensprung nach vorne, es ist ihr erstes komplettes Gesangs-Album mit starken frankokaribischen Einflüssen.
Frankophon und karibisch
Ganz bewusst hat sich Pierre Chrétien mit diesem Album auf folkoristische Einflüsse neben dem Jazz und Big Band Sound des Souljazz Orchestra eingelassen: Compá, Zouk, Zouk-Lipso und Cadence von den karibischen Inseln Martinique, Guadeloupe und Haiti. "Resistance" kommt noch vielseitiger daher als seine Vorgänger, gleichzeitig ist der Band das Kunststück gelungen, die zehn Songs wie aus einem Guss klingen zu lassen. Von Afrobeat-Tracks wie "Greet the Dawn" gleitet "Resistance" mühelos zu Zouk-Lipso-Songs wie "Courage" und vom Compá-Stück "Soleil Couchant" zu "It's Gonna Rain", das auch aus der Dapton-Soulschmiede in Brooklyn stammen könnte.
Im Chor mit den Beatles
Besonders wohltuend auf "Resistance" ist der Wechsel der Sänger: Saxoponist Ray Murray, Schlagzeuger Philippe Lafrenière und Keyboarder Pierre Chrétien übernehmen abwechselnd das Mikrophon, und Perkussionistin Marielle Rivard brilliert in Karibik-Tunes wie "Soleil Couchant" und Soul-Perlen wie "As The World Turns". Hier gibt es kein Füllmaterial, jeder singt seinen Part und gibt der Band mit den unterschiedlichen Phrasierungen unendlich viele Möglichkeiten, jeden Track mit den richtigen Stimmen zu belegen. Unsere Vorbilder dafür, so Chretien, sind die Wailers und die Beatles.
Widerstand
"Resistance" ist komplett durchtanzbar. Beim Souljazz Orchestra klingen Soul und Afrobeat, als wären sie gerade erst entstanden. Dabei hat man für die Aufnahmen auch Wert gelegt, alle Instrumente und Stimmen analog aufzunehmen. Der sonst eher harte Coupé-Decalé-Beat von der Elfenbeinküste wird mit Live-Instrumenten entschleunigt. Aber trotzdem hat "Resistance" auch eine kantige Seite, die sich schon im Albumtitel manifestiert und die Pierre Chrétien formuliert: "Widerstand hat mehrere Bedeutungen für dieses Album. Zuerst natürlich politisch. Occupy-Bewegung, arabischer Frühling, Ferguson Riots - all das passierte, während ich das Album schrieb. Und dieser Planet wird immer kleiner. Was in Griechenland passiert, hat Auswirkungen in Deutschland, der nahe Osten wirkt sich in Amerika aus. Grund dafür: Der Klassenkampf zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen auf dieser Welt. Davon handeln die Songs auf 'Resistance'. Widerstand ist bei uns auch musikalisch gemeint. Dies ist keine Mainstream-Popmusik, sondern Underground-Musik. Damit verdienst Du keine Millionen, es reicht grade zum Leben. Aber wir fühlen, das wir diese Musik machen müssen."
Stand: 06.09.2015, 00.00 Uhr
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