CD der Woche - The Miner's Canary: Frühwarnsystem mit Flow und Power
"The Miner’s Canary" ist ein Meisterwerk. Akua Naru vereint schwarze Musiktraditionen von Blues und Jazz bis Soul und Rap - mit Gästen wie Bernard Purdie oder Ben L'Oncle Soul. Ein feuriges Statement für ihre Community zwischen künstlerischer Avantgarde und ständiger Bedrohung.
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Akua Naru: The Miner's Canary
Akua Naru will gehört werden. Die Rap-Poetin verbindet auf ihrem zweiten Studioalbum "The Miner's Canary" schwarze Musikstile aus vielen Epochen: HipHop mit Jazz, R'n'B und Blues mit dem Neo-Soul der 2000er Jahre. Sie widmet ihr Album denjenigen, die lange keine Stimme hatten: den Schwarzen in den USA und in Europa.
Aus dem Studio mit Live-Feeling
Zwei Jahre lang hat die in Köln lebende Künstlerin am Album gearbeitet. Fast alle sechzehn Songs sind in Eigenregie entstanden. Das Ergebnis: Keine Fertig-Beats, alles eingespielt mit der Power einer Live-Performance. Die Musik ist echt und unmittelbar; die Featuregäste sind prominent und international: Während Christian Scott, ehemaliger Jazz-Trompeter von Prince, improvisiert, gibt der Schlagzeuger Bernard Purdie, der bei James Brown zur Legende wurde, den Takt vor. Die Stimmen der Soulsänger Cody ChesnuTT, Ben L'Oncle Soul und Fetsum schenken "The Miner's Canary" seine warme Note. Weitere starke Frauen finden sich neben Akua Naru, so wie die New Yorker Raphoffnung Dynasty. Um diese Künstler zu treffen, ist die First Lady des Global HipHop nach Köln, Berlin, Amsterdam, Brüssel, Sao Paolo und New York gereist.
Nah und eindringlich
Der Sound auf "The Miner's Canary" ist durch und durch organisch. Er erinnert hinsichtlich Musikalität und Rapflow an die US-HipHop-Band The Roots. Akuas Stimme ist dabei immer nah und eindringlich. "The Miner's Canary" ist ein ambitioniertes Projekt, das häufig stürmisch wirkt, und in experimentell instrumentalen Ausflügen auch zur Ruhe kommt und unendlich wirken kann.
Spurensuche nach den Idolen
Die Texte erschüttern und rütteln auf. Sie handeln von Gewalt, Sklaverei und Rassismus. Im Song "Black & Blues People" verurteilt Akua die Ermordung des Jugendlichen Trayvon Martin. Rückhalt gibt ihr der "Blues People"- Buchklassiker des Dichters und Bürgerrechtlers Amiri Baraka, der in den 60er Jahren über die Behauptung schwarzer Musiker in Amerika schrieb. Inspiriert hat die US-Rapperin auch das Lebenswerk der Nobelpreisträgerin Toni Morrison. Ihr ist ein eigener Song gewidmet. LaTanya Olatunji alias Akua Naru geht damit auch auf Spurensuche. Ihre Wurzeln liegen in Westafrika; geboren ist sie in Connecticut, USA.
Zwischen Hoffnung und Bedrohung
So wie sich ihre Idole für andere einsetzen, opfert auch der Kanarienvogel sein Leben, wenn er Bergarbeiter vor giftigen Gasen warnt. Wenn er stirbt, ist das Leben aller in Gefahr. Darin spiegelt sich die Rolle der schwarzen Community - zwischen gesellschaftlicher Avantgarde und ständiger Bedrohung. Bei Akua Naru spendet der Kanarienvogel auch Hoffnung: Wenn er überlebt, können die Arbeiter zuversichtlich in die Minen hinabsteigen.
Und doch weiß Akua Naru noch nicht, ob ihre Botschaft eine positive ist: "Es wird dauern, bis wir das verstehen." Fest steht: Sie ist so eindringlich poetisch, dass sie gehört werden muss.
Stand: 06.04.2015, 00.00 Uhr
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