CD der Woche - "Set Up Shop Vol.3": Reggae-Adel verpflichtet
Reggae ist Familiensache. Der Marley-Clan ist die bekannteste Musikerdynastie in Jamaika. Die Kinder und Enkel von Bob präsentieren auf der neuesten Werkschau ihres Labels Ghetto Youths International neue Tunes von sich und befreundete Künstlern.
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V.A.: Set Up Shop Vol.3
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- Audio: Cd der Woche - Set Up Shop Vol. 3 (03:15 min.) FHE CD der Woche
Die Großfamilie Marley ist eines der besten Beispiele dafür, dass Musikalität vererbbar ist. Die meisten von Bob Marleys zwölf Kindern sind musikalisch aktiv, besonders erfolgreich sind vor allem seine Söhne Damian und Stephen, die für ihre Arbeit als Produzenten und Solokünstler mehrfach mit einem Grammy ausgezeichnet wurden. Sie sind die kreativen Köpfe hinter dem Label Ghetto Youths International, einer Plattform nicht nur für ihre eigenen Veröffentlichungen, sondern auch für junge Talente.
Jamaikanische Familiensache
Auch bei Christopher Ellis liegt das musikalische Talent in der Familie. Der Crooner mit der samtweichen Soulstimme ist der Sohn von Alton Ellis, der vor allem in den 60er-Jahren in Jamaika viele Hits hatte. Christopher holt auf "Set Up Shop Vol. 3" in dem locker dahinschunkelnden "Glory" den Rocksteady in die Gegenwart und erinnert dabei an große US-Soulstimmen. Musik im Blut hat auch Tarrus Riley, der schon als Kind im Studio von seinem Vater, dem Sänger Jimmy Riley, erlebte, wie Legenden wie Dennis Brown dort ein- und ausgingen. In "Gone Too Far" kritisiert er den schlechten Einfluss korrupter Politiker auf die Jugendlichen in den Ghettos von Jamaika. Im Chorus brilliert Tarrus mal wieder mit einer seiner typischen Ohrwurmmelodien. In den rasant vorgetragenen Strophen merkt man, dass er seine Karriere als Dancehallkünstler gestartet hat.
Die Enkel von Bob Marley
Tradition und Moderne vermischen sich auch in "Light It Up" von der Reggaeband Morgan Heritage, bestehend aus den Kindern des jamaikanischen Reggae- und Soulsängers Denroy Morgan. In dem Stück treffen die Offbeats des Roots-Reggae auf Dubstepelemente und Rockgitarren, dazu gibt es einen energiegeladenen Gastrap von Jo Mersa, dem Enkel von Bob Marley. Mit Skip Marley ist ein weiterer Enkel des König des Reggae vertreten, sowie seine Söhne Julian, Stephen und Damian, die teilweise in Kombination mit spektakulären Gästen auftreten, darunter der Rapper Mos Def oder Dancehallstar Bounty Killer. Natürlich muss man nicht unbedingt berühmte Vorfahren haben, um eine Platz auf "Set Up Shop Vol. 3" zu bekommen. Manchmal reicht es auch am richtigen Ort aufzuwachsen. Der junge Sänger Black-Am-I ist in Nine Mile geboren, dem gleichen Dörfchen, in dem auch Bob Marley das Licht der Welt erblickte. Hier traf er vor ein paar Jahren zufällig Damian Marley, der ihn unter seine Fittiche nahm.
Hymnen für Rebellen
Höhepunkte der Compilation sind "Yim Mas Gan" von den Reggae-Veteranen Third World, sowie "Well Done" von dem aufstrebenden Talent Kabaka Pyramid - neben Protoje und Tanya Stephens einer der besten Texter Jamaikas. In seinem sarkastischen Kommentar lobt er die Politiker Jamaikas, die unter anderen durch Deals mit dem IWF und chinesischen Investoren das Land in den Ruin treiben. "Well Done" - "Gut gemacht" ist das Ganze aber wirklich, und setzt die Tradition politischer Marley-Hymnen wie "Get Up Stand Up" oder "Burning And Looting" eindrucksvoll fort.
Drei Generationen Reggaegeschichte
Wenn die Marley-Nachfahren ins Studio einladen, werden keine halben Sachen gemacht - egal ob die Songs nach Reggae, Dancehall, HipHop oder Island Pop klingen. Außerdem konzentrieren sich die verantwortlichen Produzenten Stephen und Damian Marley auf den klassischen Roots-Sound der 70er und auf die goldenen Ära von Dancehall in den 80ern und 90ern, verbunden mit modernen Sounds. Der Name Marley hält bei "Set Up Shop Vol.3", was er verspricht: Musik, die aktuelle Themen aufgreift, den Standard im Reggae setzt und dabei das Beste aus drei Generationen jamaikanischer Musikgeschichte verbindet.
Stand: 25.01.2016, 09.43 Uhr
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