Süpersong - Rehab Reinkarnation des Sixties Soul

Von Anne Lorenz

Auch vier Jahre nach ihrem tragischen Tod liefert Amy Winehouse noch Gesprächsstoff: Die Dokumentation "Amy - The Girl Behind The Name" vom britischen Regisseur Asif Kapadia wird seit ihrer Vorstellung in Cannes kontrovers diskutiert. Ihren ersten kommerziellen Erfolg hatte die Ausnahmesängerin mit der dreifach Grammy-prämierten Single "Rehab".


Amy Winehouse
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2006 hatte Amy Winehouse mit "Rehab" ihren Durchbruch und landete mit einem Schlag in den internationalen Charts. Die groovy Retro-Hymne, die sie gemeinsam mit Mark Ronson produzierte, barg aber auch eine dunkle Vorahnung: Nach jahrelangen, ausschweifenden Drogeneskapaden und Hunderten von Schlagzeilen in der Regenbogenpresse verstarb die zerbrechliche Sängerin mit der Beehive-Turm-Frisur im Juli 2011 an einer Alkoholvergiftung. Doch ihr Song "Rehab" sollte unsterblich bleiben.

Die Rehabilitation verpackt in Mento-Rhythmen aus Jamaika von den Jolly Boys gibt es schon seit 1945. Nachdem sie viele Dekaden lang allerhöchstens die zweite Geige gespielt haben, landeten sie 2010 mit ihrer Version von "Rehab" nochmal einen richtigen Hit. Ein ungewöhnliches Klanggewand liefert Das Four Orchestra von Walt Ribeiro: "Rehab" erscheint in feierlichem Frack vor den ausverkauften Logen eines prunkvollen Konzertsaals.

Mal sommerlich leicht anmutend, mal in der Hardcore-Variante

Viel besser kann man sich "Rehab" im amerikanischen Hinterland vorstellen, mit einem ordentlichen Schluck selbstgebrannten Bluegrass-Folk von Keller Williams and the Keels. Zartere Töne schlagen dagegen Barbara Mendes aus Brasilien und Paolo Nutti aus Italien an: Akustisch oder in der Bossa Nova Version kommt "Rehab" sommerlich leicht daher. Die Erholungskur gibt's aber auch in der Hardcore-Variante mit rohem Hardrock von Zebrahead aus den USA.

Amy Winehouses "Rehab" ist eine Reinkarnation des Sixties Soul - klar, dass da auch die Sample-Künstler hellhörig wurden: Jay-Z, Charles Hammilton, Gucci Mane und Pharoahe Monch - alle haben sich am swingenden Charme dieses Liedes bedient. "Rehab" liefert außerdem Stoff für die Tanzflächen, sei es mit brasilianischem Forró von DJ Mução aus Rio de Janeiro, angolanischem Kizomba von Mehsta aus La Havre oder Dubstep von Annik Sandwich aus Marche-en-Famenne in Belgien.

In ihrem größten Hit manifestiert sich der sture Charakter von Amy Winehouse, die große Liebe zu ihren Vorbildern aus den 1960ern und ihre zerbrechliche Psyche. "Rehab" ist der erste Schritt der "Königin des Retro-Soul" hinauf zu ihrem Thron - doch leider auch gleichzeitig eine kleine Prophezeiung für ihren traurigen Niedergang.



Stand: 15.07.2015, 21.00 Uhr