Süpertunes - Daby Touré | Lukas Graham Vokal-Afro-Pop & Ghetto-Soul/Funk/R'n'B

Von Anna-Bianca Krause

Der in Mauretanien geborene und im Senegal aufgewachsene Singer-Songwriter Daby Touré zeigt auf dem Album "Amonafi" die ganze Bandbreite seiner schönen, äußerst flexiblen Stimme und der dänische Soul-Crooner Lukas Graham hat endlich sein zweites Album am Start.


CD-Cover von Daby Tourés "Amonafi"
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CD-Cover von Daby Tourés "Amonafi"

Daby Touré: "Amonafi" (Exil Musik)

Schon sein Name ist eine Art musikalisches Erbe: Daby Touré stammt schließlich aus derselben Familie wie Touré Kunda, eine der erfolgreichsten und weltweit bekanntesten westafrikanischen Popbands. Doch der 44-jährige Sänger und Musiker geht mit seiner androgynen, vielseitigen Stimme ganz eigene Wege.

Es war einmal

"Amonafi" ist Wolof und bedeutet: Es war einmal. Der aus der Märchenwelt entwendete Satz beschreibt die Wirkung von Daby Tourés Songs. Obwohl er von eigenen Lebenskrisen singt, von den Spätfolgen der Sklaverei, von Arbeitslosigkeit oder den vielen jungen Afrikanern, die ihren Kontinent verlassen, es dominiert ein "Alles wird am Ende gut"-Gefühl. Kaum fängt der Westafrikaner an zu singen, hebt man ab und schaukelt auf den fröhlichen Melodien, den farbenfrohen Stimmungen, vor allem aber auf seinen schwerelosen Gesängen durch die Songs.

Sprache = Musik

Er singt, er spricht, er zwitschert auf Wolof, Soninke, Pular und in einer selbst kreierten Phantasiesprache. Die meisten Menschen hierzulande verstehen kein einziges Wort, trotzdem taucht man in seine Geschichten ein, denn Touré hat alles was er erzählt selbst erlebt. Mal ist er wieder ein kleiner Junge und sitzt zwischen den alten Männern in seinem Heimatdorf, mal ist er der Vogelkönig, mal erzählt er aus seinem Pariser Alltag. "Jede Sprache, in der ich singe, gibt der Musik etwas anderes, etwas Besonderes", hat Daby Touré gesagt und schmuggelt deshalb manchmal auch ein paar Worte Englisch in die Songtexte ein.

Allein-Unterhalter

Touré hat fast alles im Alleingang in seinem Pariser Heimstudio aufgenommen. Er spielt Gitarre, Perkussion, Bass, Keyboard, Schlagzeug und nur ab und an hört man einen Gast an Saxophon, Posaune oder Trompete. Sein Ziel: Er will die klischeehaften Vorstellungen, die afrikanischer Musik auch heute noch anhaften, zerstören. Das tut der virtuose Vokalist und Musiker, indem er seine afrikanischen Traditionen in Pop, Soul, Folk, Jazz oder Reggae einbettet. "Amonafi" ist sicher eines der schönsten Alben des Jahres und man fragt sich, nachdem man es gehört hat, warum dieser Mann nicht schon längst ein Weltstar ist.

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Die Band Lukas Graham im Funkhaus Europa-Studio
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Lukas Graham (2.v.l.) mit seiner Band Lukas Graham

Lukas Graham: "Blue Album" (Universal)

Die Stimme erkennt man sofort wieder, die Stimme von Lukas "Drunk in the Morning" Graham aus Kopenhagen. 2012 hatte der Sänger mit der Old-School-Soulstimme und den Locken unter der Basecap diesen Gute-Laune-Hit, der auch hierzulande in den Charts war und deshalb war das Warten auf Album Nummer zwei groß.

My Life in 12 Songs

"Mit 11 hatte ich immer diesen Traum, wie schon mein Vater vor mir, also fing ich an Songs zu schreiben und Geschichten", singt Lukas Graham in "7 Years". Jetzt ist er 27 Jahre alt und tut genau das und erzählt auch in den meisten anderen Songs Biografisches. Es geht um den Tod seines Vaters, um seine Mama und um Christiania. Der Sänger ist in der autonomen Siedlung mitten in Kopenhagen aufgewachsen. In Christiania gibt es keine Autos und keine Polizei, dafür viel Marihuana und viele bunte Häuser und Hippies. Graham ist also irgendwie außerhalb der normalen Gesellschaft sozialisiert worden und nennt seine Musik deshalb "Ghetto-Pop". Dabei müßte man seinen Stil eher "Ghetto-Soul-Funk & R'n'B" nennen, in dem auch immer wieder HipHop- und Jazz-Elemente auftauchen und der viel Groove und noch mehr Gefühle enthält.

Lukas Graham ist Lukas Graham

Lukas Graham ist definitiv das Zentrum der vierköpfigen Truppe, deshalb ist es schon richtig, dass die Band seinen Namen angenommen hat, um genau zu sein: seine zwei Vornamen, denn eigentlich heißt der Däne Lukas Graham Forchhammer. Das erste Album der Band war ein Mega-Erfolg, mit drei Hit-Singles, 30 Millionen Streams und fünf Millionen Views auf YouTube und wie es aussieht wird Album Nummer 2, das "Blue Album", noch größere Rekorde aufstellen. Seit es im Juni in Dänemark erschienen ist besetzt es Platz 1 der dänischen Charts, es hat schon Doppel-Platin erreicht, d.h. 400.000 verkaufte Alben und ein Ende ist nicht abzusehen. Lukas Graham freut sich darüber, sein Ziel aber ist ein anderes: Er möchte innerhalb einer Stunde alle zum Lachen, Tanzen und Weinen bringen. Das kriegt er spielend hin.


Stand: 22.10.2015, 17.00 Uhr