Süpertunes - Moh! Kouyaté | Nôze: Griot mit E-Gitarre & Elektro-Pop-Soundtracks
Auf seinem Debütalbum swingt Moh! Kouyaté zwischen Paris, Mississippi-Delta und Conakry und die Pariser Nôze liefern mit ihrem fünften Album die neue Staffel Elektro-Pop.
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Moh! Kouyaté: Loundo (Un jour)
Moh! Kouyaté: Loundo (Un jour) (Foli Son)
Kouyaté ist ein Nachname den viele berühmte Griots tragen, genau wie Moh! Kouyaté, der auch aus einer Griot-Dynastie kommt, aus der es eigentlich kein Entkommen gibt. Aber der heute 38-Jährige hat sich erstens gegen das Balafon, also das traditionelle Instrument der Griots entschieden und hat zweitens viele Jahre mit anderen gespielt, wie mit Tony Allen, Habib Koité oder Fatoumata Diawara. 2013 hat er dann mit Mariama eine grandiose Version ihres Hits "No Way" eingespielt. Erst jetzt, nach 20 Jahren Musikerleben zwischen Afrika, Europa und den USA hat er sein Debütalbum veröffentlicht. Aber es gibt Momente, wo doch der Griot in ihm zum Vorschein kommt ("Yarératé").
T'en vas pas
"Geh nicht", singt Moh! Kouyaté im ersten Song seines Albums, den er für ein befreundetes Pärchen geschrieben hat, das sich trennen wollte. 2007 ist er nach Frankreich gezogen und zu einem Highlight der afro-pariser Szene geworden. Wegen seiner Mischung aus energetischer Bühnenpräsenz, gefühlvoller Stimme und Gitarren-Eleganz, aber auch wegen seines Styles. Kouyaté liebt Designerhemden, schick-schrille Klamotten und er liebt seine Hüte. Kurz vor einem Funkhaus Europa Konzert in Köln entdeckte er den ersten in einem Laden und stellte fest, dass er und die Kopfbedeckung wie füreinander gemacht waren. "Der Hut hatte Erfolg und ich habe ihn seitdem nicht mehr abgesetzt", sagt der Sänger und Gitarrist.
Viele Sprachen, viele Stile
Kouyaté mischt Funk, Rock, Jazz, Blues und Afrobeat mit den Mandinke-Traditionen Guineas. Er mischt auch die Sprachen, westafrikanische wie Susu, Maninke oder Pular und Französisch. Und auch thematisch geht es sowohl um Beziehungsprobleme, als auch um das Leben im Exil oder die politische und wirtschaftliche Instabilität in Afrika, und speziell in seiner Heimat Guinea. Zur Unterstützung hat er sich einige interessante Gäste dazu geholt, Piers Faccini, Mariama oder Vincent Segal. "Loundo" ist ein sehr vielseitiges, schönes Album, dem man anhört, dass es einen langen Reifeprozess durchlaufen hat.
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Nôze: Come with us
Nôze: Come with us (Circus Company)
Die Frage stellt sich vom ersten Moment an: Was ist es? Postmoderner Blues? Soundtrack-Songwriting oder die neue Staffel Elektro-Pop? Nôze kommen von der Housemusik, haben sich aber immer mehr zum electronic Songwriting hin bewegt, ohne das Repetitive und Hypnotische abzulegen. Das ist auch auf dem neuen Album nicht anders: Sich wiederholende Rhythmen sind die Basis, auf der dann alles auftauchen kann zwischen 70er-Jahre-Disco, Reggae, Pop, Jazz, New Wave, Minimal Music, Blues oder - und das ist dann doch überraschend - relativ eingängigem Pop.
Antipoden
Männlich und intensiv, die Stimme von Nicolas Sfintescu, die Atmosphäre zwischen schwerer Sinnlichkeit und Thriller und der Synthesizer von Ezechiel Pailhes darf ganz romantisch sein. Die beiden sind sich vor 15 Jahren begegnet, weil Ezechiel mit der Schwester von Nicolas zusammen war, heute sind sie Schwager. Seit damals schreiben sie die Musik zusammen und sind ein unzertrennliches Duo, obwohl Nicolas Sfintescu vom HipHop und der Club-Kultur kommt und Ezechiel Pailhes klassische Musik und Jazz studiert hat. Aber durch diese Spannbreite an Musik entsteht eben auch ihre besondere Mischung. Da haben sich wirklich zwei gesucht und gefunden.
Nôze ist nicht gleich Nase - oder doch?
Der Name des Duos ist angeblich zufällig entstanden und bedeutet nichts. Klingt aber phonetisch nach Nase und passt irgendwie, denn die beiden stecken ihre Nase in fast jeden Musikstil. Fast fünf Jahre haben sie an ihrem fünften Album gewerkelt und sich dabei immer mehr vom Dancefloor zum Sofa bewegt. Das Sahnehäubchen auf diesem neuen Soundabenteuer sind nicht nur die romantischen Anwandlungen, sondern auch die Gäste am Mikrofon, die US-amerikanische Chanteuse Dani Siciliano oder JAW, der Sänger der Band dOP.
Damit diejenigen, die sich trotzdem dazu schütteln wollen, nicht zu kurz kommen, gibt's eine Bonus-CD mit Remixen der Songs obendrauf. Der Albumtitel ist ja schon eine Einladung: "Come with us" - das sollte man unbedingt tun!
Stand: 21.05.2015, 21.00 Uhr
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