CD der Woche - Zarabi: Frauenpower aus dem Maghreb
Oum steht für ein selbstbestimmtes Bild der Frau in Nordafrika. Die marokkanische Global-Pop-Diva hat ihr neues Album "Zarabi" unter freiem Himmel in der Wüste aufgenommen – Klänge zwischen Jazz und Tradition des Maghreb.
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Oum: "Zarabi"
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- Audio: Cd der Woche - Zarabi (03:14 min.) FHE CD der Woche
Nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln war viel von einem vormodernen Frauenbild in Nordafrika die Rede. Nun meldet sich eine emanzipierte Souldiva aus Marokko zu Wort, die dieses Bild gründlich durcheinanderwirbelt: Oum ist die marokkanische Erykah Badu: Großer Turban, bunte Perlenketten und gehaltvolle Texte. Die Sängerin wächst zwischen Casablanca und Marrakesch auf. Mit vierzehn singt sie im Gospelchor und entdeckt über Musikvideos R´n`B und Hiphop als Inspirationsquelle für ihren Gesang. Später beginnt Oum sich, für die eigenen Wurzeln zu interessieren: Populäre marokkanische Rhythmen wie Berber-, Hassani- und Gnawa-Musik inspirieren die Musikerin. Oum entscheidet sich für einen Stilmix aus Jugendpassion und Tradition.
Aufnahmen unter freiem Himmel
Ihr Erstling "Soul Of Morocco" von 2013 fusioniert gekonnt westliche Harmonien und Grooves aus dem Maghreb. Der Nachfolger "Zarabi" sollte nun authentischer und natürlicher klingen, erzählt Oum. Es ist ihre Vision von kontemporärer marokkanischer Musik und dafür musste erst einmal die Szenerie stimmen. Oum überredete dafür ihre Musiker zu einem Experiment. Gemeinsam mit Oud-Spieler Yacir Rami, Trompeter Yelfis Valdes, Perkussionist Romain Vignaud und Bassist Damien Nueva fuhr sie nach M´hamid El Ghizane, eine malerische Oasenstadt im Süden Marokkos. Dort nahmen sie die 10 Stücke unter freiem Himmel und in der Weite der Wüste auf.
Arabisches Jazzquartett
Mit ihrem neuen Album "Zarabi" greift Oum auf den erdigen Sound eines arabischen Jazzquartetts zurück: Die Instrumente harmonieren mit ihrer glasklaren und tiefschürfenden Stimme. Die Autodidaktin Oum vermeidet ein starres Korsett aus Arrangements. Der kubanische Jazz-Trompeter Yelfis Valdes gibt sich freien Improvisationen hin, Oud-Spieler Yacir Rami überzeugt mit tranceartigen Desertblues-Läufen. Das Open-Air-Recording ist deutlich hörbar. Immer wieder sind Vogelgesang und leichter Wind zu vernehmen. Es sei zwar technisch nicht immer einfach gewesen, sagt Ideengeberin Oum, aber sie wollte unbedingt musikalisch auf die Elemente der Wüste reagieren.
Selbstbestimmtes Frauenbild
Zentrales Thema in den Texten von Oum ist die Rolle der Frau in der marokkanischen Kultur. Der Song "Ah Wah" basiert auf einem traditionellen Liedtext, der von einer unkonventionellen und bedingungslosen Liebe erzählt. Im dazugehörigen Video feiert Oum in traditioneller marokkanischer Kleidung ein Fest mit ihrer Familie: Schwester, Cousinen, die eigene Mutter und Großmutter singen tanzend zum Song "Ah Wah". Es ist ihr Beitrag zu einem selbstbestimmten Bild der marokkanischen Frau und auch ein Signal nach Europa: Schaut her, wir Musliminnen können Tabus brechen und lassen uns keineswegs das Mundwerk verbieten.
"Zarabi" - so heißen in Marokko Teppiche die aus abgetragenen Textilien gewebt werden. Die Besitzer wollen die darin enthaltenen Erinnerungen bewahren und miteinander verknüpfen. Auch Oum verwebt Tradition, Experimentierfreude und Mut zu etwas überraschend Neuem.
Stand: 15.02.2016, 00.00 Uhr
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