CD der Woche - Racines Von Abidjan bis Zimbabwe via Kingston

Von Johannes Paetzold

Der wichtigste Reggaekünstler Afrikas interpretiert Klassiker aus Jamaika mit westafrikanischen Instrumenten neu: Hits von Bob Marley, Peter Tosh, Burning Spear und Buju Banton an Kora, Ngoni und Balafon. "Racines" ist ein Meisterwerk des Global Reggae.


Tiken Jah Fakoly: Racines
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Tiken Jah Fakoly: Racines

Auf "Racines" huldigt Tiken Jah Fakoly seinen musikalischen Vorbildern aus Jamaika auf Albumlänge. Für "Racines" hat sich Fakoly Foundation Tunes ausgesucht wie "Slavery Days" von Burning Spear, Bob Marleys "Zimbabwe" und "Hills and Valleys" von Buju Banton, ein wichtiges Stück für die jüngere Roots-Bewegung. Es sind Songs mit einem starken Afrikabezug aus dem Reggaekanon.

Das Album "Racines" - übersetzt Wurzeln - ist eine musikalische Zusammenführung von Jamaika und Afrika. Egal, wo du herkommst, solange du schwarz bist, liegen deine Roots in Afrika. Sang Peter Tosh 1977, als die Hinwendung zum "Motherland" in Jamaika ihren Höhepunkt fand. Es war eine der produktivsten Phasen im Roots Reggae, die als mächtiges Echo irgendwann auch Tiken Jah Fakoly am anderen Ende des Atlantiks erreichte.

Ohrenschmaus und Hochgenuss

"Racines" entstand in Bob Marleys ehemaliger Wirkungsstätte, den Tuff Gong Studios in Kingston. An den Drums Sly Dunbar, Bass Robbie Shakespear, Gitarre Mikey Chung - kurz: Die Überväter des jamaikanischen Reggae seit den 70er-Jahren. Im zweiten Schritt wurden die Tracks in Bamako in Mali - wo Tiken Jah Fakoly im Exil lebt - mit Balafon, Kora und Ngoni musikalisch erweitert. Dort, im Westen Afrikas dabei: Madou Sidiki Diabate aus der traditionsreichen Diabaté-Familie:

"Racines" ist ein Ohrenschmaus und Hochgenuss - Global Reggae auf höchstem Niveau. Die alten Klassiker klingen folkiger, Kora und Balafon schmiegen sich an die Reggaeriddims, erden sie und aktualisieren sie zugleich. Dazu das mächtige Rückgrat der besten Reggaemusiker Jamaikas.

Die Botschaft von "Racines" ist universell. Tiken Jah Fakoly zitiert im Booklet Bob Marley mit diesem einfachen kurzen Satz. "Reggae kehrt nach Afrika zurück!" Liebe ist die zweite Botschaft dieser Lieder. Und Tiken Jah Fakoly geht selber einen mutigen Schritt zur Versöhnung in diese Richtung. Indem er die Hymne seines alten Rivalen Alpha Blondy von der Elfenbeinküste mit in seinen Kanon aufnimmt und diesen Song aus dem Jahr 1982 als Grundstein für den afrikanischen Reggae würdigt.


Stand: 11.10.2015, 23.30 Uhr