Der Soundtrack von... - Akua Naru: "Music is a weapon!"
Sie ist die Queen des Global HipHop. Im "Soundtrack von… - Akua Naru" spricht die US-Rapperin mit Wahlheimat Köln unter anderem über ihr neues Album "The Miner's Canary", über ein unvergessliches Konzert von Stevie Wonder und was Musik für sie ganz persönlich bedeutet.
Rap ist keine Männersache, dies beweist Akua Naru in Bestform. Ihre Reise beginnt in den USA, in Connecticut, dort wurde sie geboren und dort wuchs sie auf. Unweit der Bronx - die Wiege der HipHop-Kultur.
Poetische Texte, sozialkritische Botschaften, Boom Bap Rap und ein Mix aus afrikanischen Rhythmen, Soul- und Jazz-Elementen zeichnen ihren Style aus.
2011 erschien das erste Album "The Journey Aflame", ein Jahr später das komplett live aufgenommene Album "The Live & Aflame Sessions". Auf ihrem neuen Album "The Miner's Canary" besinnt sich die FemCee noch mehr auf ihre Roots, verschmilzt warmen Jazz und Soul mit geschmeidigen HipHop-Beats zu einem 60-minütigen Gesamtkunstwerk, das man am liebsten in Dauerschleife hören will. Für dieses Album holte sich die Powerfrau die Crème de la Crème zur Seite: Schlagzeuglegende Bernard Purdie, Jazz-Trompeter Christian Scott, Cody Chesnutt, Ben L’Obncle Soul, Georgia Anne Muldrow…um nur einige der Stargäste zu nennen…
Im "Soundtrack von… - Akua Naru" erzählt sie von ihrer Begeisterung für Lauryn Hill, zu welchem musikalischen Ereignis sie reisen würde, wenn ihr eine Zeitmaschine zur Seite stehen würde, und warum sie die Schriftstellerin Toni Morrison so sehr verehrt.
Wer bist du?
Hallo, meine Name ist Akua Naru. Ich sehe mich selbst als Kämpferin für soziale Gerechtigkeit. Und ich nutze Musik um dafür einzutreten. Ich bin eine Botschafterin, eine Dichterin, eine Freundin, eine Schwester, eine Geliebte, ein MC. Eine Perfomerin - ich bin all diese Dinge.
Was ist Musik für dich?
Musik ist eine Waffe. Eine sehr kraftvolle Waffe. Musik kann heilen, Musik kann verändern, Musik kann erziehen, Musik kann die schönsten Vorstellungen davon aufzeigen wie unsere Welt sein sollte. Und sie kann das Bewusstsein von uns Menschen formen. Es gab schon viele Musiker die mit starken Botschaften alles verändert haben, obwohl sie eigentlich nur Kunst erschaffen haben. Teilweise haben sie selbst nicht bemerkt, was sie getan haben. Musik bedeutet mir all das. Musik hat die Kraft und das Potential die Welt zu heilen und zu verändern.
Wer hat dir zuerst Musik empfohlen?
Die erste Musik, die ich gehört habe war Gospel. Die Frauen in meiner Familie haben mir diese Musik näher gebracht. Wir haben zu Hause gesungen, wir tanzten dazu, die Musik war immer da. Meine Großmutter nahm mich immer mit zur Kirche. Deswegen war mein erstes Erlebnis mit Musik Menschen die im Chor singen, Orgel spielen und dazu mit den Füßen stampfen. Und ich habe es geliebt! Ich liebe Gospel bis heute. Es steckt tief in mir drin. und Gospel steckt auch im Kern von Soul Musik. Viele Musiker, die wir heutzutage verehren haben in der Kirche angefangen. Ich bin da keine Ausnahme. Gospel Musik berührt dich, egal ob du religiös bist oder nicht. Die Musik gibt dir Hoffnung. Gospel trägt etwas in sich, dass einzigartig ist.
Wie bist du zum HipHop gekommen?
Ich komme ursprünglich aus New Haven, Connecticut. Das war 40 Minuten von der Bronx entfernt. Und in der Bronx wurde HipHop geboren. Und natürlich wurden wir beeinflusst von dem was da abging. Als ich aufgewachsen bin, hat jeder gerappt. HipHop war ansteckend, wie ein Virus. Überall waren Leute die Breakdance getanzt haben, sie hatten Ghettoblaster am Start. Und draußen waren auch immer Leute die gerappt haben. Jungs haben gerappt. Mädels haben gerappt. Ich habe angefangen zu reimen als ich blutjung war. Sieben oder acht Jahre alt. Ich hatte ältere Cousins, die auch gerappt haben. Wir haben Gruppen gebildet und uns in der Nachbarschaft gebattlet. Jungs und Mädels waren dabei. Ich hatte nie den Eindruck, dass HipHop nichts für mich ist.
Welche Platte hast du dir zuerst gekauft?
Meine erste Platte war Roxanne Shanté "Live on Stage". Ich habe meine Mutter angefleht, damit sie mir Geld gibt, um die platte zu kaufen. Ich war da vielleichtacht Jahre alt. Sie war furchtlos, sie war mutig, sie war hart, sie war direkt. Roxanne Shanté hatte viele gute Songs. Einer davon war "Big Mama". In dem Song nennt sie alle möglichen weiblichen MCs. Queen Latifah, MC Lyte, Monie Love und sie disst sie. Ich feier einfach die Tatsache, dass dieses kleine Mädchen ankommt und sagt: "Ich trete gegen jeden an!" Wenn ich jetzt darauf zurückblicke sehe ich gewisse Dinge natürlich auch kritisch. Ich würde sie fragen, warum sie sich damals nicht solidarisiert hat mit den anderen Frauen. Trotzdem werde ich den Song immer lieben, für das was er mir damals bedeutet hat.
Welches Konzert wirst du nie vergessen?
Das Konzert, das ich nie vergessen werde ist Stevie Wonder live in der Lanxess Arena in Köln. Das war das beste Konzert, dass ich je gesehen habe. Denn Stevie Wonder hat heilende Kräfte. Irgendwas Spirituelles umgibt ihn, er hat die Kraft mit seiner Musik zu heilen. Ich hab mich wirklich geheilt gefühlt. Das klingt für viele verrückt. Aber vor dem Konzert hab ich mich normal gefühlt, doch danach fühlte ich mich richtig gestärkt. Er hat mich mit seiner Musik geheilt. Was er erzählt hat, die Musikalität. Es war fantastisch, ich werde es nie vergessen.
Wenn du eine Zeitmaschine hättest, die dich zu einem historischen Musikereignis bringen könnte, wohin würdest du reisen?
Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich zu dem Konzert reisen, dass Bob Marley gegeben hat, kurz nachdem er angeschossen wurde. Obwohl ihm alle geraten haben, nicht aufzutreten hat er trotzdem gespielt. Ich wäre sehr gern dabei gewesen. Seine Musik handelte von Liebe, von Hoffnung, von Einheit. Und er sprach von Gott. Er verfolgte eine Mission und ließ sich davon nicht abbringen. Das hat ihn fast sein Leben gekostet. Denn du kannst gewisse Wahrheiten nicht öffentlich ansprechen ohne dass du Gegenwind bekommst. Jetzt hören wir einfach die Musik, doch wenn man die Musik vor dem geschichtlichen Hintergrund sieht, dann erkennt man, dass dahinter ein Kampf stand.
Welche Platte hat dein Leben verändert?
Eine Platte, die mein Leben verändert hat war Lauryn Hills "The Miseducation". Hier zeigte sich eine wunderschöne schwarze Frau mit ihren natürlichen Haaren, die sich nicht als Objekt präsentierte. Sie war sozialkritisch, sie thematisierte was im Ghetto passiert ist, und obwohl sie eine Frau war, war ihre Sichtweise nicht geschlechtsspezifisch. Mit ihren Erzählungen konnten Männer und Frauen was anfangen. Mich inspiriert es immer sehr wenn Leute ihre persönliche Wahrheit verkünden. Es geht nicht um Make-up, es geht nicht darum sein teures Outfit zu zeigen, es geht darum Mut zu beweisen und seine persönliche Botschaft zu verbreiten. Das hat Lauryn Hill getan und das hat mir viel Kraft gegeben.
Weshalb hast du dein aktuelles Album "The Miners Canary" getauft?
Ich habe den Titel "The Miners Canary" aus verschiedenen Gründen gewählt. Die Idee kam mir zuerst während einer Unterhaltung mit meiner guten Freundin Dr.Tricia Rose. (-einer Professorin für Afrikanistik). Außerdem gibt es auch ein Buch das "The Miners Canary" heißt. Da geht es um diesen schönen und verletzlichen Kanarienvogel, der sein Leben opfern muss. Der ganze Minenbetrieb hängt von dem Vogel ab, dabei hat der Vogel selbst gar nichts vom Bergbau. Egal ob er lebt oder stirbt. Das ist eine Metapher für die soziale Ungleichheit, die ich auf dem Album anspreche.
Wie hast du Bernard Purdie kennengelernt?
Bernard Purdie und ich hatten einen gemeinsamen Freund in Paris. Er stellte den Kontakt her. Ich rief Bernard an und wir haben uns zwei Stunden unterhalten. Dann telefonierten wir immer öfter und er erzählte mir viele tolle Geschichten. Eines Tages reiste ich in die USA und da haben wir uns getroffen und wurden Freunde.
Was ist das Besondere an Bernard Purdie?
Bernard Purdie ist eine Legende. Er ist zeitlos, sein Alter spielt keine Rolle. Er hatte einfach mehr Zeit um etwas aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln. Von ihm kann man viel lernen. Ohne ihn würde mein Album "The Miners Canary" ganz anders klingen. Es war großes Glück, dass er schon bei den ersten Aufnahmen dabei war. Bei "Canary Dream" und "Fly". Wir waren ein paar Tage in Brüssel in einem Studio und er hat die Drums eingespielt. Die Aufnahmen waren einfach perfekt, man musste sie nicht nachbearbeiten. Dank ihm habe ich viel über Musik gelernt. Er half mir die Richtung für den Sound von diesem Album zu finden. Denn wenn er spielt, dann kannst du dir auch gleich den Bass und das Keyboard dazu vorstellen. Es ist magisch. Bernard Purdies Musik und sein Talent sind Geschenke.
Wer hat dich außerhalb der Musikwelt beeinflusst?
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Toni Morrison - Heimkehr
Toni Morrison ist genial! Sie kam mit einem neuen Blickwinkel. Sie erzählte die Geschichte von schwarzen Frauen in Amerika auf eine noch nie dagewesene Art und Weise. Zum ersten Mal waren wir im Zentrum. Sie sprach über Menschen, die ähnlich waren wie meine Mutter, wie meine Schwester oder wie ich. Ihre Art zu Schreiben ist göttlich. Egal ob in "The Bluest Eye", "The Song Of Solomon" oder "Beloved". Es gibt einen Grund dafür, warum Toni Morrison den Pulitzerpreis, den Nobelpreis für Literatur, die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten und viele andere Auszeichnungen erhalten hat. Toni Morrison ist ein Geschenk, ein nationaler Schatz.
Was ist das Besondere an deinem Track "Boom Bap Back"?
Ich wollte mit Künstlern zusammen arbeiten, die ich respektiere. Und als Frau war es für mich natürlich auch wichtig mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten. Denn wir erzählen unsere Geschichten aus einem anderen Blickwinkel. Für "Boom Bap Back" fand ich es cool zwei Frauen einzuladen, die mit mir rappen, die einfach krasse Reime abfeuern. HipHop! Es entsteht etwas sehr Kraftvolles wenn wir Frauen zusammenkommen. Gerade wenn man bedenkt, wieviel Hindernisse wir überwinden müssen.
Stand: 10.04.2015, 12.39 Uhr
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